Freier Handel und freier Wille? Erasmus, Luther und die wirtschaftlichen Fragen von heute
In ihrer 1519 einsetzenden und anfangs harmonisch verlaufenden Korrespondenz diskutieren die beiden Humanisten Erasmus von Rotterdam und Martin Luther die theologisch und gesellschaftlich relevanten Fragen der Zeit. Doch spätestens der publizistische Diskurs um den (un)freien Willen bringt ihre theologischen Differenzen zum Vorschein.
So wird zur LutherKonferenz 2022 in Rotterdam, Heimatstadt des Desiderius Erasmus, der Disput der beiden wirkmächtigen Zeitgenossen neu bewertet und mit modernen Fragestellungen verknüpft, wenn Prominente aus Politik und Wirtschaft im Podium zum diesjährigen Thema diskutieren: Freier Handel und freier Wille? Erasmus, Luther und die wirtschaftlichen Fragen von heute.
Zum Podium zählen der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Lans Bovenberg, der Fraktionsvorsitzende der Reformierten Politischen Partei SGP Kees van der Staaij, Rechtsanwalt Christian Treumann und die Unternehmer Gert-Jan Huisman und Marti Pluygers. Otto Fricke MdB, Haushaltspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, wird die Diskussion mit einem Impulsvortrag eröffnen.
Prof. Dr. Herman J. Selderhuis, Rektor der Theologischen Universität Apeldoorn und IMLS-Vorstandsmitglied, und der ehemalige niederländische Ministerpräsident Prof. Dr. Jan Peter Balkenende ergänzen und vertiefen thematisch die vorangegangene Podiumsdiskussion und eröffnen damit den Festakt der Konferenz.
Im Festakt wird die LutherRose 2022 für gesellschaftliche Verantwortung und UnternehmerCourage an die Wettbewerbskommissarin der Europäischen Union Margrethe Vestager verliehen. Der lutherische Bischof von Kopenhagen, DK, Peter Skov-Jakobsen wird die Laudatio auf die Preisträgerin halten.
Die LutherKonferenz und die Verleihung der LutherRose 2022 finden am Freitag, den 11. November 2022 ab 15:00 Uhr in der Hoflaankerk in Rotterdam, Niederlande statt.
Konferenzsprache ist Englisch. Anmeldungen sind noch bis zum 5. November 2022 möglich. Unter: anmeldung@luther-stiftung.org
Die Internationale Martin Luther Stiftung richtet die LutherKonferenz 2022 gemeinsam mit dem Erasmus Economics & Theology Institute der Universität Rotterdam und REFORC (Reformation Research Consortium) aus. Die Veranstaltung wird von der Deutschen Botschaft und der Deutsch-Niederländischen Handelskammer in Den Haag unterstützt.
Professor Dr. Jan Peter Balkenende, geboren 1956, studierte Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie Rechtswissenschaften an der Freien Universität Amsterdam. Er promivierte 1992.
Seine politische Karriere begann Balkenende 1982 als Stadtrat in Amstelveen. Ab 1984 war er als Mitarbeiter des Forschungsinstituts seiner Partei tätig, der christ-demokratischen CDA (Christen-Democratisch Appèl). 1998 zog Balkenende erstmals in die Abgeordnetenkammer des niederländischen Parlaments ein und war für den CDA als finanzpolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender tätig, ab 2001 als Vorsitzender der CDA-Parlamentsfraktion.
2002 wurde Balkenende zum Ministerpräsidenten der Niederlande gewählt. Er übte dieses Amt bis 2010 aus und leitete in dieser Zeit insgesamt vier Kabinette. Während der niederländischen Ratspräsidentschaft 2004 war Balkenende auch für ein halbes Jahr Vorsitzender des Europäischen Rates. In seiner Amtszeit wurden mehrere Reformen des Bildungssystems, der Einwanderungsgesetze und des Finanzwesens umgesetzt.
Seit 2010 arbeitet Balkenende für eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und als Professor an der Erasmus Universität Rotterdam. Am 14. Oktober 2022 wurde ihm vom niederländischen Kabinett der Ehrentitel eines Staatsministers verliehen.
Margrethe Vestager, 1968 in Glostrup, Dänemark geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften in Kopenhagen und erwarb 1993 den Master of Science. Im Anschluss arbeitete sie zwei Jahre beim dänischen Finanzministerium und von 1995 bis 1997 bei der Dänischen Staatlichen Finanzagentur. Im selben Zeitraum (1993-1997) war Vestager Parteivorsitzende der sozialliberalen Partei Det Radikale Venstre, die ihr Urgroßvater gegründet hatte. In ihrer Funktion als Bildungsministerin (1998-2001) war Vestager bis zum Jahr 2000 auch für das dänische Kirchenministerium zuständig.
Als Vestager im Jahr 2011 zur Wirtschafts- und Innenministerin ernannt wurde, übte sie neben dem Parteivorsitz von Det Radikale Venstre zugleich die Ämter als dänische Wirtschaftsministerin, Innenministerin und stellvertretende Regierungschefin aus. Mit ihrem Amtsantritt als Wettbewerbskommissarin in Brüssel trat sie 2014 von ihren politischen Ämtern in Dänemark zurück. Vestager wuchs als ältestes von vier Kindern eines Pastorenehepaares in einem lutherischen Pfarrhaus auf.
Die LutherRose wird am 11. November 2022 im Rahmen der 15. LutherKonferenz zur Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft der IMLS überreicht. Der Preis wird in diesem Jahr zum fünfzehnten Mal verliehen. Die bisherigen Preisträger lauten: Dr. Heinz Horst Deichmann (2008), Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. h. c. Hans Peter Keitel (2009), Gabriela Grillo (2010), Dr. Dirk Ippen (2011), Jon Baumhauer (2012), Dr. Peter Gauweiler (2013), Dietrich Pestalozzi, Schweiz (2014), Ulla Unseld-Berkéwicz (2015), Niels Due Jensen, Dänemark (2016), Dr. Nicola Leibinger-Kammüller (2017), Kenneth Bengtsson, Schweden (2018), Dr. Friedhelm Loh (2019), Tandean Rustandy, Indonesien (2021). Zuletzt wurde Prof. Dr. Wolfgang Huber mit der LutherRose 2021 ausgezeichnet.
Das Preissymbol bildet eine wertvolle Reproduktion eines Details des mittelalterlichen Glasfensters (um 1310) aus der Erfurter Augustinerkirche. Dieses Fenster stand dem Reformator Martin Luther während seiner Erfurter Zeit als Augustinermönch (1505-1511) buchstäblich täglich vor Augen und hat ihn offensichtlich zu seinem Familienwappen und Siegel inspiriert. Es stellt eine Rose zwischen zwei Löwen dar. Am 8. Juli 1530 nannte Martin Luther diese Rose „ein Merkzeichen meiner Theologie“ und versah sie mit einer eindrücklichen meditativen Erläuterung. Fortan verwendete der Reformator sie als sein Briefsiegel. Seither wurde die Luther-Rose zu einem wichtigen Symbol des weltweiten evangelisch-lutherischen Christentums.
15. LutherKonferenz & Verleihung der LutherRose 2022
Freier Handel und freier Wille?
Erasmus, Luther und die wirtschaftlichen Fragen von heute
Freitag, 11. November 2022
LutherKonferenz: 15:00 Uhr
Verleihung der LutherRose: 18:00 Uhr
Hoflaankerk, Oudedijk 2, 3062 AE Rotterdam, Niederlande
Anmeldeschluss ist der 5.11.2022
Anmeldung unter: anmeldung@luther-stiftung.org
Die Internationale Martin Luther Stiftung wurde am 10. November 2007 in Wittenberg errichtet. Die Stiftung hat ihren Sitz in der Wartburgstadt Eisenach und ihre Geschäftsstelle im Evangelischen Augustinerkloster der Thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Sie will die Impulse der Reformation in einen Dialog zwischen Kirche, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik einbringen, um so zur Entwicklung einer verantwortungs-bereiten und leistungsstarken Wirtschaft und Bürgergesellschaft beizutragen. Sie fördert Personen, Gruppen, Ideen und Initiativen, die im Sinne der reformatorischen Tradition ein christliches Wertefundament und Berufsethos pflegen und ihre Talente für das Gemeinwohl einsetzen.
Internationale Martin Luther Stiftung
Augustinerstr. 10
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