Energie- / Umwelttechnik

Handbuch für eine tierfreundliche und umweltschonende Schweinehaltung

Die biologische Landwirtschaft hat den Anspruch, dass Ferkel nicht nur gesund und robust sind, sondern auch umweltfreundlich aufgezogen werden. Und auch Mastschweine sollen ihr natürliches Verhalten ausleben können. Welche bezahlbaren Strategien hier möglich sind, haben das FiBL Schweiz und zahlreiche Partner in einem internationalen Forschungsprojekt in enger Zusammenarbeit mit der Praxis erprobt. Das gesammelte Wissen, inklusive inspirierender Praxisbeispiele, steht nun im FiBL-Shop als Handbuch gratis zum Download zur Verfügung.

Neugeborene Ferkel sind sehr empfindlich gegenüber niedrigen Temperaturen. Doch für die ausgewachsene Sau darf der Stall nicht zu warm sein. Eine Lösung für diese unterschiedlichen Bedürfnisse an die Umgebungstemperatur sind Ferkelnester. Was die Ferkel anregt, das Ferkelnest zu nutzen, hat sich im EU-Forschungsprojekt POWER  (Tierwohl und Resilienz in der Bioschweinehaltung) vor allem das Projektteam aus Deutschland angeschaut. Dieses bewertete zudem, wie die Gestaltung von Abferkelbuchten den Bedürfnissen von Sau, Ferkel gerecht werden kann und gleichzeitig für Landwirt*innen möglichst praktisch sind.  

Das französische Projektteam untersuchte, worauf bei der Auswahl der Zuchttiere zu achten ist. Denn ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Wurfgrösse und Muttereigenschaften der Sau fördert die überlebenswichtige Kolostrumaufnahme der neugeborenen Ferkel. Ebenso untersuchte es, wie eine adäquate Eisenergänzung und eine verlängerte Säugeperiode die Ferkelgesundheit bis zum Absetzen unterstützt. Das italienische Team lieferte ein innovatives Rezept für fermentierte Waldstreu zum Selbstherstellen, das die Darmflora der Aufzuchtferkel unterstützt. Denn eine stabile und gesunde Darmflora ist vor allem beim Absetzen wichtig. Sie dazu beitragen, Absetzferkeldurchfall und damit Antibiotikaeinsatz zu reduzieren. 

Die praxiserprobten Resultate zur Verbesserung des Wohlergehens und der Gesundheit von Ferkeln sind im ersten Teil des neuen Handbuchs zusammengefasst (Link siehe unten).

Treibhausgasemissionen im Auslauf verhindern

Der Zugang ins Freie ist in Europa ein wichtiger Bestandteil der Bioschweinehaltung. Er soll den Tieren ermöglichen, ihre Umgebung zu erkunden und das Immunsystem stärken. Viele Betriebe nutzen dafür befestigte Ausläufe. Sind diese aber reizarm gestaltet, nutzen die Tiere sie häufig nur zum Koten und Urinieren. Doch grosse, mit Kot und Urin verschmutzte Flächen können zu hohen Ammoniakemissionen führen. Dies belastet die Umwelt. Welche Massnahmen der Auslaufgestaltung und des Managements helfen, die Umweltbelastungen zu reduzieren stellt der zweite Teil des Handbuchs vor.

Auslaufgestaltung für natürliches Verhalten ohne Hitzestress

Gemeinsam haben Projektpartner aus Dänemark, Österreich, Schweden und das FiBL Schweiz, Massnahmen untersucht, die einen befestigten Auslauf für Schweine attraktiver machen und strukturieren. Dafür haben sie sich an wichtigen Verhaltensweisen und Bedürfnissen der Tiere orientiert. Das Erkundungsverhalten der Schweine lässt sich durch einen Wühlbereich mit Kompost befriedigen. Auch ein Raufutterangebot im Auslauf unterstützt dabei und lockt die Tiere ins Freie. Zusätzlich strukturieren diese Elemente den Auslauf wodurch die Tiere nur einen kleineren Bereich zum Koten und Urinieren verwenden. Der verschmutzte Bereich im Auslauf lässt sich mit wenig Arbeitsaufwand mit automatischen Mistschiebern entmisten. Doch mit einem Zugang ins Freie ist die Umgebungstemperatur der Tiere schwieriger zu kontrollieren. Vor allem im Sommer wird Hitzestress in Europa zu einer immer grösseren Herausforderung. Eine praktische Lösung dafür sind Duschen. Sie schaffen kostengünstige Abkühlungsmöglichkeiten im Auslauf. Empfehlungen zur Umsetzung all dieser Massnahmen sind im neuen Handbuch nachzulesen.

Innovative und vorbildliche Praxisbeispiele als Inspiration

Das Projekt bewertete auch besonders innovative und vorbildliche Schweinehaltungen mit kombinierten Stall- und Weidesystemen. In diesen Systemen erfolgt die Haltung der Tiere sowohl im Stall als auch auf der Weide oder im Wald. Das Projektteam untersuchte neben der Gesundheit und dem Wohlergehen der Tiere, auch die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden, das Gülle- und Weidemanagement, die Resilienz sowie die Produktivität der Betriebe. Eine Ökobilanzierung entlang der Produktion berechnete die Umweltwirkungen. Mit den gesammelten Daten erstellten die Forschenden fünfzehn untereinander vergleichbare Betriebsportraits aus sechs europäischen Ländern. Diese ergänzen als informative und inspirierende Praxisbeispiele das Handbuch.

Das Handbuch ist derzeit auf Deutsch und Englisch verfügbar und kann im FiBL-Shop kostenlos heruntergeladen werden. Weitere Sprachausgaben sind in Arbeit.  

Ein Projekt mit viel Power

Das Ziel des POWER-Projekts war, das Tierwohl in der Bioschweinehaltung zu verbessern und gleichzeitig die Umweltbelastung zu reduzieren. Dafür vereinten sich von 2018 bis 2021 in sieben europäischen Ländern die Forschung mit der Praxis und Beratung. 

Das Akronym POWER steht für «Proven welfare and resilience in organic pig production», frei übersetzt «Tierwohl und Resilienz in der Bioschweinehaltung». In länderspezifischen Workshops waren Schwierigkeiten und Zielkonflikte in der Bioschweinehaltung das Thema. Gemeinsam erarbeiteten die Forschende, Beratende und Landwirt*innen praktisch umsetzbare Lösungen. Diese Lösungsansätze haben zehn Praxisbetriebe zusammen mit den Forschenden auf ihre Wirksamkeit und Umsetzbarkeit geprüft. Gemeinsames Ziel war Bioschweinehaltenden und Beratenden informative, inspirierende und wertvolle Informationen zur Verfügung zu stellen. Die Ergebnisse sind im neuen Handbuch zusammengefasst und praxisnah aufbereitet.  

Über FiBL – Forschungsinstitut für biologischen Landbau

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL ist eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen im Bereich Biolandwirtschaft. Die Stärken des FiBL sind interdisziplinäre Forschung, gemeinsame Innovationen mit Landwirt*innen und der Lebensmittelbranche sowie ein rascher Wissenstransfer. Der FiBL Gruppe gehören derzeit FiBL Schweiz (gegründet 1973), FiBL Deutschland (2001), FiBL Österreich (2004), ÖMKi (ungarisches Forschungsinstitut für biologischen Landbau, 2011), FiBL Frankreich (2017) und das gemeinsam von den fünf nationalen Instituten getragene FiBL Europe (2017) an. An den verschiedenen Standorten sind rund 30 Mitarbeitende tätig.
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