Harzklub baut Brücken zwischen Ost und West
Auf dem höchsten und vierzig Jahre lang abgeriegelten Berg im Harz gedachten zahlreiche Mitglieder am 3. Oktober an die lange Zeit der Deutschen Teilung. Seit 1990 nutzt der Harzklub traditionell die Bergkuppe als Symbol für die gewonnene Wiedervereinigung. Auch am 32. Jahrestag der Deutschen Einheit waren Vereinsangehörige und Gäste aus verschiedenen Richtungen auf den Brocken gewandert oder mit der Bahn angereist.
Harzklub-Präsident Dr. Oliver Junk erinnerte bei der Gedenkfeier an den Herbst 1989 und die Idee vom europäischen Haus, das Michail Gorbatschow als letzter Staatspräsident der Sowjetunion einst propagiert hatte. Dass Russland 30 Jahre später einen Krieg führen würde und Frieden und Freiheit erneut bedroht seien, zeige, dass wir für den Erhalt von Frieden und Freiheit wieder kämpfen müssten, sagte Dr. Junk: „Die Welt ist in Unwucht geraten. Unser Wohnstand ist nicht selbstverständlich. Auch die Wiedervereinigung war nicht selbstverständlich. Was der Harzklub auf dem Brocken macht, ist keine Folklore. Wir treffen uns am 3. Oktober bewusst hier, weil wir zeigen wollen, dass die Deutsche Einheit auch am Stacheldrahtzaun erkämpft wurde“, so der Harzklub-Präsident.
Wolfram Kullik: Der Harzklub ist ein Musterbeispiel für das Zusammenwachsen von Ost und West
Ein Zeitzeuge beim Fall der Brockenmauer war Wolfram Kullik. Der ehemalige Landrat des Landkreises Quedlinburg gehörte im Dezember 1989 zu den ersten Brockenwanderern, die Zutritt auf die abgesperrte Bergkuppe erhielten. In seiner Festrede schilderte Wolfram Kullik die Ereignisse vom zögerlichen Öffnen des Sperrzaunes, beschrieb den ersten Tag der Deutschen Einheit am 3.Oktober 1990 und blickte zurück auf die folgenden 32 Jahre, die mit dem Aufbau der Kommunalverwaltung begannen und kommentierte den Mauerfall mit den Worten: „Wir waren einfach nur glücklich über unseren Sieg“. Für Kullik wich die anfängliche Euphorie über die Wiedervereinigung einer kritischen Diskussion. Das Zusammenwachsen sei im Harz schneller erfolgt, so der ehemalige Landrat, im östlichen Harz seien 33 neue Harzklub–Zweigverein gegründet worden. „Der Harzklub ist ein Musterbeispiel des Zusammenwachsens von Ost und West, von Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen“, unterstrich Kullik die Bedeutung des Heimatbundes für die Region und zog ein Fazit mit den Worten: “Wir haben in den 32 Jahren Deutscher Einheit viel erreicht!“.
Die Festveranstaltung beim Brockenwirt im Goethesaal umrahmte musikalisch die Heimatgruppe des Harzklub-Zweigvereins Schulenberg sowie die Harzer Jodlermeisterin Marina Hein.
Hintergrund
40 Jahre trennte eine unüberwindbare Grenze die Menschen in Ost und West. Ein ausgeklügeltes System aus Grenztürmen, Mauern, Mienen, Stacheldraht sowie weitläufigen Sperrzonen sorgten dafür, dass Grenzübertritte unmöglich wurden.
Voller Stolz blickt der Harzklub auf 32 Jahre Deutsche Einheit zurück, denn er war der erste Verein, der sofort nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze flächendeckend im Harz tätig wurde mit dem Ziel, den Wandertourismus länderübergreifend wieder zu ermöglichen. Viele Harzklub-Mitglieder engagierten sich, um die Wanderwege im Grenzbereich schnell wieder zu verbinden.
In der DDR war der Harzklub verboten. Analoge Aufgaben hatte der Kulturbund übernommen. Trotzdem konnten die markanten Harzklub-Wegeschilder auch auf der Ostseite des Harzes erhalten bleiben. Hier galt es, nach der Grenzöffnung anzuknüpfen. Binnen kurzer Zeit gründeten sich 33 Harzklub-Zweigvereine in Sachsen-Anhalt und Thüringen neu und nahmen ihre vielfältige Tätigkeit zum Wohle unserer Harzer Heimat auf. Seit dieser Zeit hat sich der Harzklub zu einem leistungsstarken und anerkannten, länderübergreifenden Verein entwickelt. Ohne das stetige ehrenamtliche Engagement tausender Harzklub-Mitglieder wäre die heutige gut ausgebaute Wanderinfrastruktur nicht denkbar.
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