Kunst am Gleis – Museum in Lausanne
Eigentlich hätte das »Musée Cantonal des Beaux-Arts de Lausanne« ja direkt am Ufer des Genfer Sees errichtet werden sollen. Die Kulisse hätte sicher auch ihren Reiz gehabt, keine Frage. Stattdessen aber hatte sich die Stadt dazu entschieden, ein schon länger brachliegendes altes Lokdepot in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof als Standort für ihre neue Museumsmeile zu nutzen. Ein Grundstück also, das rückseitig direkt an die Bahntrasse grenzt, und das statt von der Aussicht aufs Wasser vor allem vom industriellen Charme längst vergangener Tage lebt.
Ausgehend von der ungewöhnlichen Lage und der reizvollen Historie des Areals entstand nach Plänen von Barozzi Veiga aus Barcelon ein hell verklinkerter, fast 150 Meter langer Baukörper, der sich nach Norden durch eine symmetrische Lamellenfassade mit gezielt gesetzten Fenstern zur Stadt öffnet. In Richtung der Bahntrasse präsentiert sich der Klinkerbau demgegenüber beinahe geschlossen, um das Gebäude so vor dem Lärm des Schienenverkehrs abzuschirmen. Unterbrochen wird die langgestreckte monolithische Front lediglich durch die Überreste der noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Bahnhofshalle mit ihrem großen Bogenfenster, die mittig aus der Fassade hervorstößt.
Prägend ist vor allem die ungewöhnlich detaillierte Nordansicht in Richtung des neu geschaffenen öffentlichen Platzes, die durchgehend von 22 Meter hohen Pilastern bestimmt wird. Die jeweils 1,50 Meter vorstehenden und im Abstand von ebenfalls 1,50 Meter ausgebildeten Lamellen gliedern die langgestreckte Klinkerfassade und verhindern, dass direktes Sonnenlicht ins Gebäude eindringen kann. Das helle Grau der Röben-Klinker reflektiert dennoch ausreichend indirektes Licht in die Innenräume. Bei Dunkelheit zerstreuen die Pilaster andererseits das von innen kommende Licht und erzeugen so eine angenehme, beinahe magische Lichtstimmung auf dem neu geschaffenen Platz vor dem Museum.
Um die Vorstellung der Architekten ihres individuellen Klinkers „in Richtung Grau“ genauer zu definieren, wurden bei Röben immer wieder neue Versuchsbrände hergestellt. Dabei wurden Oberflächenstruktur und Farbe der Klinker weiter verfeinert, bis das Ergebnis ausfiel wie gewünscht. Es war ein Prozess intensiver Zusammenarbeit aller an der Gebäudehülle Beteiligten, bis ein originalgetreues Mock-up erstellt werden konnte. Anhand dieses Anschauungsmodells mit dem inzwischen endgültig festgelegten Objektklinker fielen letzte Entscheidungen der Architekten und Bauherren: Fenster-, Fugen- und Betonfarbe, Fensteranschlüsse und weitere Ausführungsdetails.
Die 84 vom Röben PlanungsService bis ins Detail ausgearbeiteten, jeweils nur 24 Zentimeter dicken und erdbebensicher geplanten Fertigteilpilaster wurden mit rund 5.700m² Keramik-Klinkerriemchen gefertigt. Insgesamt wurden von Röben 338 Fertigteil-Elemente in einer Breite von 1,50 bis 4,50 Meter und einer Höhe von 2,0 bis 6,7 Metern produziert. Zusätzlich wurden 145 Fertigteilstürze und Fensterbänke sowie 237 Attikaabdeckungen auf die Baustelle geliefert. Die rund 5800m² der übrigen drei Fassaden des Baukörpers wurden konventionell aufgemauert.
Die Röben-Gruppe ist in sechster Generation der größte private Hersteller von Ziegelprodukten in Deutschland. In 13 hochmodernen Werken – sechs in Deutschland, drei in Polen und vier in den USA (ein weiteres ist dort in Bau) – produzieren insgesamt rund 1300 Mitarbeiter/innen Klinker, Klinkerriemchen, Dachziegel und Feinsteinzeug sowie Ziegelfertigteile für Planende und Bauherren weltweit.
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