Medien

Made in Korea

Wann ist eine Maschine ein Mensch, bzw. was macht Menschsein überhaupt aus? Das ist die grundlegende Frage, der Jeremy Holt und George Schall in ihrem Band Made in Korea nachgehen. Die Betrachtung geht aber noch viel tiefer: Wie sieht es bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz aus – gibt es ethische Grenzen und wie wollen wir mit intelligenten künstlichen Lebewesen umgehen? Und auch die Frage nach geschlechtlicher Selbstbestimmtheit wird thematisiert, eingekleidet in eine faszinierende Story mit stilistisch an Mangas erinnernden Zeichnungen.

In einer nahen, nicht weiter definierten Zukunft leisten sich reiche Amerikanische Familien künstliche Kinder, die in einer hochtechnisierten Fabrik in Korea gebaut und programmiert werden. Die geschlechtlosen, begrenzten KIs werden durch Optik und Programmierung als Mädchen und Jungen definiert, und sind mehr Haustiere oder Prestige-Spielzeuge als Kinder. Der Programmierer Chul will aber mehr: Nach vielen Fehlversuchen schafft er schließlich die Programmierung einer autonomen künstlichen Intelligenz und transferiert sie in einen der zur Auslieferung bereitstehenden Roboter. Doch das Geheimnis bleibt nicht geheim und erweckt Begehrlichkeiten auf mehreren Seiten. Und auch die mentale Entwicklung von Jesse – so der Name des Mädchens – schafft Probleme, denn obwohl sie enormes Wissen anhäuft, fehlen ihr Erfahrungswerte. Sie ist äußeren Einflüssen ausgesetzt, kämpft mit dem eigenen Ich und der Frage: Wer bin ich und wer will ich sein?

Natürlich kann das Kreativteam all diese komplexen Themen in dem 172-Seiten-Band nur anreißen. Holt und Schall wollen in der faszinierenden und spannenden SciFi-Story auch gar keine Antworten geben, da es keine universellen Antworten geben kann. Aber sie wollen die Leser*innen zum Nachdenken anregen. Das gelingt auch hervorragend, ebenso wie es den Machern gelingt, mit ihrer Graphic Novel bis zur letzten Seite bestens zu unterhalten und am Ende des Bandes doch noch ein Statement abzugeben.

Die Zeichnungen von Made in Korea sind stilistisch im Manga-Bereich verortet, was natürlich perfekt zur Geschichte passt, auch wenn die Graphic Novel kein Manga im eigentlichen Sinn ist.

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