Recycling in der Baustoffindustrie: Wie können Baustoffe im Kreislauf gehalten werden?
Dieser Baustoff-Recycling-Tag fand heute (19. Oktober 2022) zum 25. Mal in der Filharmoni in Filderstadt mit einer Rekordteilnehmerzahl von 350 Vertreter:innen aus Industrie, Verwaltung, Forschung und Politik statt. Sie haben sich dort mit den aktuellen Herausforderungen des Baustoffrecyclings beschäftigt. Politischer Gast war in diesem Jahr Staatssekretär des Umweltministeriums Dr. Andre Baumann MdL.
Aktuelle Herausforderungen der Industrie
Der Staatssekretär stellte zu Beginn seiner Rede klar: „Ihre Themen sind auch unsere Themen“. Beispiele dafür seien der Wohnungsbau, die Verkehrsinfrastruktur und die Energiewende. Dafür bräuchte man mineralische Rohstoffe. „Um diese Herausforderungen zu meistern, ist es wichtig, dass wir Primärrohstoffe aus Steinbrüchen, Baggerseen oder Kiesgruben effizient nutzen. Aber: Wir müssen auch die Chance die Sekundärrohstoffe nutzen.“ Der Begriff Sekundärrohstoffe bezeichnet dabei die rezyklierten Materialien, die aus dem Recycling wieder in den Materialstrom zurückgeführt werden.
Ein weiteres Thema, das Thomas Beißwenger, Hauptgeschäftsführer des ISTE, in seinen Grußworten hervorhob: Die Politik und Verwaltung müssen deregulieren – und ihre Vorgaben auch bei ihren eigenen Baumaßnahmen anpassen. So zum Beispiel bei den häufig nicht produktneutralen Bauausschreibungen. Konsequenz: In vielen Fällen wird kein ressourcenschonender Beton – kurz, R-Beton – aus Sekundärrohstoffen zugelassen. „Wir brauchen hier einfache Regelungen“, stimmte Dr. Andre Baumann MdL zu.
Widersprechende Regulierungen: Mantelverordnung und EU-Vorgaben
Um widersprechende Regelungen und politische Botschaften ging es auch in den Vorträgen von Christa Szenkler, Vorsitzende der Fachgruppe Recycling-Baustoffe und Boden im ISTE, und Dr. Bernd Susset, Referent für Recycling im ISTE. So zum Beispiel beim Thema, wer abzureißende Bauwerke auf Schadstoffe vorerkunden und Verantwortung für den Abriss übernehmen muss. Bislang werden diese Aufgaben auf das Bauunternehmen übertragen. Christa Szenkler zeigte dafür Unverständnis: „Hier muss der Gesetzgeber tätig werden. Die Verantwortung darf nicht mehr der ausführenden Baufirma liegen. Der Bauherr muss gleichzeitig auch der Abfallerzeuger sein – und damit auch für den Abriss und die Vorerkundung verantwortlich sein“ – ein Appell, der mit großem Beifall begleitet wurde.
Dr. Bernd Susset stellte in seinem Vortrag die Mantelverordnung vor. Sie ist eine Verordnung, die nach 25 Jahren Entstehungszeit das Baustoffrecycling zum ersten Mal bundesweit regeln wird. „Wir müssen hier bürokratische Hürden abbauen, die Akzeptanz für alle Ressourcen steigern und den Investitionsdruck für die Unternehmen senken“. Die Unternehmen würden Baustoffe recyceln wollen, doch seien sie an viele unübersichtliche Vorgaben aus der Verwaltung gebunden. Dem stimmte auch der Staatssekretär zu: „Die Mantelverordnung basiert auf vielen Kompromissen. Daher ist fachlich noch nicht alles korrekt. Das stellt die Unternehmen vor großen Herausforderungen.“
Mehr Informationen:
Der RC-Baustofftag ist eine Veranstaltung des Industrieverbands Steine und Erden Baden-Württemberg e.V., an dem neben den politischen Themen auch fachliche Themen diskutiert werden. Mehr Informationen und das Programm finden Sie hier.
In diesem Jahr ist die Mantelverordnung zentrales Thema. Sie tritt am 1. August 2023 in Kraft. Von den neuen Regelungen u.a. des Baustoff-Recyclings und der Verfüllung von Abgrabungen, sind alle Bereiche der Steine- und Erdenindustrie betroffen. In diesem Jahr folgende Fragen diskutieren:
- Was können wir noch alles mit dem Stoffstrom Bauschutt und Boden machen? Wir diskutieren die Chancen und Grenzen von Bauschutt im Zement, von Brechsanden im R-Beton, der Bodenaufbereitung und des Lehmbaus. Wie Sie auf die Rahmenbedingungen reagieren, ist Ihre Entscheidung.
- Was bedeutet die sogenannte EU-Taxonomie für unsere Branche?
- Wann tritt das Abfallende unserer aufbereiteten Materialien ein?
- Wie stellen wir sicher, asbesthaltiges Material aus der Verwertung so auszuschleusen, dass nachweislich kein asbesthaltiges Material in unsere RC-Anlagen gelangt?
- Was können wir noch alles mit dem Stoffstrom Bauschutt und Boden machen?
- Wir diskutieren die Chancen und Grenzen von Bauschutt im Zement, von Brechsanden im R-Beton, der Bodenaufbereitung und des Lehmbaus
In Baden-Württemberg gibt es rund 500 Unternehmen, die mineralische Rohstoffe gewinnen, weiterverarbeiten oder gebrauchte mineralische Rohstoffe recyceln. Insgesamt geschieht dies in rund 800 Werken mit 15.000 Beschäftigten. Diese Branche erwirtschaftet einen Gesamtumsatz von rund 5 Milliarden Euro pro Jahr im Land.
Pro Einwohner und Jahr müssen rund 10 Tonnen Material der Erde entnommen werden, damit Häuser, Bürogebäude, Straßen, Bahnlinien und Radwege gebaut werden können. Insgesamt werden so jährlich 100 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe gewonnen und benötigt. Ziemlich genau entspricht das einem Kilogramm mineralische Rohstoffe pro Einwohner und Stunde. Gebrauchte Baustoffe werden durch Baustoffrecycling im Kreislauf gehalten. So wird bereits heute ca. 90 Prozent des Bauschuttes und Straßenaufbruchs recycelt.
Der ISTE wurde bereits sechs Jahre vor dem Land Baden-Württemberg im März 1946 als „Fachverband Steine und Erden Württemberg und Baden e.V.“ gegründet. Seitdem hat er sich zu einem modernen, dienstleistungsorientierten Wirtschafts- und Arbeitgeberverband entwickelt.
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