Sicher durch Dunkelheit und Regen: GTÜ-Tipps fürs Radfahren in Herbst und Winter
- Gesehen werden ist so wichtig wie die Sicht
- Behutsame Fahrweise führt zum Ziel
- Passende Kleidung erhöht das Wohlbefinden enorm
- Eine gute Ausrüstung steigert den Spaß am Radeln
Nicht alle Fahrräder bleiben im Winter im Keller. Viele werden auch im Herbst gefahren, manche sogar im Winter. Angesichts steigender Energiepreise und dem Trend zur Verkehrswende dürfte die Zahl der ganzjährig genutzten Räder in diesem Winter noch einmal deutlich steigen. Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH begrüßt den vermehrten Einsatz des umweltfreundlichen Verkehrsmittels, weist aber auf die Notwendigkeit einer gründlichen Vorbereitung hin. Stichworte sind Beleuchtung, Bekleidung und eine behutsame Fahrweise.
Beim eigenen Auto müssen Wartungsintervalle eingehalten werden und regelmäßige Haupt- und Abgasuntersuchungen – beispielsweise durch die GTÜ. Das trägt erheblich zur Sicherheit des Straßenverkehrs bei. Manches Fahrrad wird hingegen in Fragen der Sicherheit vernachlässigt. Solange sich die Pedale treten lassen und die Reifen Luft behalten, scheint alles gut zu sein – so glauben jedenfalls manche Radler. Doch solcher Leichtsinn trägt dazu bei, dass im Jahr 2021 in Deutschland immer noch 372 Radfahrer im Straßenverkehr gestorben sind. Dass diese Zahl seit Jahren sinkt, hat mit verschiedenen Faktoren zu tun. Der Ausbau der Radwege trägt dazu ebenso bei wie verkehrssichere und gut gepflegte Fahrräder.
Der wichtigste Punkt in der dunklen Jahreszeit ist die Sichtbarkeit, und an erster Stelle steht eine ordentliche Beleuchtung. Die Einschätzung, was ordentlich ist, bleibt nicht dem Radler überlassen: Paragraph 67 der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) äußerst sich detailliert zu den „lichttechnischen Einrichtungen an Fahrrädern“. Sie müssen mit einem oder zwei nach vorn wirkenden Scheinwerfern ausgerüstet sein, die den Gegenverkehr nicht blenden dürfen. Eine rote Schlussleuchte muss sich mindestens 25 Zentimeter über der Fahrbahn befinden. Vorgeschrieben sind zudem Reflektoren, je zwei an den Pedalen sowie beidseitig an Vorder- und Hinterrad.
Viele Kinder werden mit einem Fahrradanhänger zum Kindergarten gebracht. Auch dieser muss mit einer Schlussleuchte versehen sein.
Blinkende Leuchten sind am Rad selbst nicht gestattet, können jedoch an Kleidung, dem immer empfehlenswerten Helm oder am Rucksack getragen werden.
Höchst sinnvoll ist, dass sich die Beleuchtungsanlage im Dauerbetrieb arbeitet, sich also beispielsweise beim Anhalten vor einer roten Ampel nicht ausschaltet. Es ist leicht vorstellbar, zu welchen Gefahren dies in Zwielicht oder Dunkelheit sonst führen kann.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) empfiehlt eine möglichst wartungsfreie Lichttechnik. Ein Nabendynamo rutscht bei Nässe oder Schneematsch nicht durch, aktueller Standard sind LED-Rücklicht mit Standlicht und LED-Frontscheinwerfer. Auch Batterie- und Akkuleuchten sind am Fahrrad seit 2013 zulässig. Akkus sollten vor jeder Fahrt gut geladen sein, zumal sie bei niedrigen Temperaturen weniger lang durchhalten. Durchaus spannend: Mittlerweile gibt es eine große Bandbreite an zugelassenen Leuchteinrichtungen bis hin zu Fernlicht und Bremslicht. Im Sinne der Sicherheit lohnt der genauere Blick aufs Angebot.
Immer mehr Fahrräder werden auch in der frostigen Jahreszeit mit Winterreifen ausgerüstet, obgleich keine Winterreifenpflicht besteht. Gerade für Vielradler sind sie unverzichtbar. Eine offenere Profilierung in Verbindung mit einer weicheren Gummimischung verkürzt den Bremsweg auf Schnee erheblich. Auf eisglatten Straßen empfehlen sich mit Spikes versehene Pneus, im Gegensatz zum Auto sind diese bei Fahrrädern erlaubt. Bleiben die Sommerreifen aufgezogen, gewinnen diese etwas an Haftung, wenn ihr Luftdruck auf zwei bis drei bar abgesenkt wird. Genügend Profil sollte bei jeder Jahreszeit vorhanden sein. Schon ein Regenguss kann Radfahrer mit schlechter Bereifung erheblich in Bedrängnis bringen.
Wichtig ist ein der Witterung angepasstes, vorausschauendes Fahren mit mehr Abstand als bei Sonnenschein. Bei feuchter Fahrbahn verlängert sich der Bremsweg. Bei kritischen Fahrbahnverhältnissen ist es sinnvoll, vor der Kurve zu verzögern und in den Biegungen weder zu treten oder zu bremsen. Muss die Geschwindigkeit reduziert werden, verhindert der Einsatz vor allem der Hinterradbremse manchen Sturz. Ein blockierendes Hinterrad kann weitaus leichter beherrscht werden als ein rutschendes Vorderrad.
Abruptes Lenken führt auf Schnee, nassem Laub oder Schlamm rasch zu Stürzen. Aber auch wenn es nicht direkt zu solchen Zwischenfällen kommt, birgt eine verkrampfte Fahrweise angesichts schwieriger Straßenverhältnisse ein erhebliches Gefahrenpotential. Umgekehrt bleibt in solchen Situationen der Spaß am Radfahren rasch auf der Strecke. Denn darum geht es schließlich auch: Bei allen Argumenten der Vernunft sollte der Einsatz eines Fahrrads auch Freude bereiten, sei es an der Fahrt durch frische Luft, der Verbindung von Radeln und Fitnesstraining oder schlicht am Tempo, mit dem sich vor allem in der Stadt so manches Ziel flott erreichen lässt.
Nach der Rückkehr erhöht eine regelmäßige Fahrradpflege gerade bei Nässe und Kälte die Zuverlässigkeit und Lebensdauer. Die Kettenreinigung samt der Verwendung von Kettenöl gehört ebenso dazu wie das Abwischen von Salzrückständen. Fahrradfett erhöht die Lebensdauer von Radlagern und Gelenken. Ein Blick auf die Bremsbeläge sollte regelmäßig erfolgen wie auch auf Beleuchtung und Reifendruck – dieses wird gern vergessen. Übrigens: Minusgrade führen bei den Antriebsakkus von E-Bike und Pedelec zu reduzierter Leistung und Reichweite. Diese Batterien sollten erst aufgeladen werden, wenn sie Zimmertemperatur erreicht haben – und erst kurz vor dem Losfahren wieder in ihre Halterung am Rad eingerastet werden.
Wenn es ums Wohlbefinden geht, ist eine passende Kleidung entscheidend. Atmungsaktiv, wind- und wasserdicht sind Attribute, die bei der Wahl von Jacken sowie Hosen beachtet werden sollten und ebenfalls bei der Funktionsunterwäsche. Kleiner Tipp: Pudelmützen unter dem Helm sind wenig sinnvoll, der Helm kann verrutschen und schützt nicht mehr optimal. Empfehlenswert sind atmungsaktive, leichte Unterziehmützen. Im Fahrtwind flatternde Schals wärmen auch nicht immer gut, ratsam sind enganliegende Schlauchtücher, sogenannte Buffs.
Der Verzicht auf Handschuhe ist bei der Fahrt durch Herbst wie Winter gefährlich, denn steif gefrorene Finger verhindern gefühlvolles Bremsen wie Schalten. Im Fachhandel finden sich Handschuhe für verschiedene Temperaturen, dazu sind sie wasserdicht und atmungsaktiv. Zum Komfort trägt auch ein Sattelüberzug für das Abstellen im Freien bei. Wer will sich schließlich bei erneutem Fahrtantritt auf einen nassen Sattel setzen? Smartphone-Taschen samt Lenkradhalterungen schützen die Handys und erleichtern die Navigation.
Auffallen um (fast) jeden Preis gilt auch bei der Kleidung: Neonfarbende Jacken, reflektierende Applikationen an Jacke, Hose oder Rucksack oder das Tragen einer Warnweste erhöhen die Sichtbarkeit des Radfahrers und somit die Sicherheit. Und genau darauf kommt es an, erst Recht in Herbst und Winter.
Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH ist die größte amtlich anerkannte Kfz-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kraftfahrzeugsachverständiger in Deutschland und zählt damit zu den größten Sachverständigenorganisationen überhaupt. Sie versteht sich als ein umfassendes Expertennetzwerk. 5.000 selbständige und hauptberuflich tätige Sachverständige, Prüfingenieurinnen und Prüfingenieure sowie deren qualifizierte Mitarbeitende stehen an über 10.400 Prüfstützpunkten in Werkstätten und Autohäusern sowie an eigenen Prüfstellen der GTÜ-Vertragspartner zur Verfügung. Die GTÜ-Prüfingenieurinnen und -Prüfingenieure sind im Sinne der Verkehrssicherheit und des Umweltschutzes tätig.
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