Sport

Siegfried Dietrich zieht sich aus gesundheitlichen Gründen zurück

Auf eigenen Wunsch scheidet Siegfried Dietrich zum Jahresende als Generalbevollmächtigter aus.  

Siegfried Dietrich zieht sich auf eigenen Wunsch mit sofortiger Wirkung aus der Eintracht Frankfurt Fußball AG zurück und scheidet zum 31. Dezember 2022 als Generalbevollmächtigter aus. Gesundheitliche Gründe haben diesen Schritt des 65-Jährigen, der auch die Rolle als Sportdirektor Frauenfußball bei der Eintracht innehatte und abgibt, nötig gemacht. Seine Aufgaben werden zwischenzeitlich kommissarisch von Cheftrainer Niko Arnautis übernommen und fachbezogen innerhalb der Organisation verteilt. 

Siegfried Dietrich: „Reaktion auf meine nicht stabile Gesundheitslage“

Siegfried Dietrich erklärt: „Nachdem ich in diesem Sommer genau 30 Jahre im Frauenfußball tätig bin und von der SG Praunheim über den 1. FFC Frankfurt bis hin zur richtungsweisenden Fusion mit Eintracht Frankfurt – sowie verschiedenen Aufgaben beim DFB – viel im deutschen und europäischen Fußball erleben und bewegen durfte, sind mir in Anbetracht der 2021 durch meine viermonatige Auszeit gesammelten Erfahrungen und der nun im Frauen-Bereich bei Eintracht Frankfurt anstehenden Herausforderungen oft die Gedanken durch den Kopf gegangen, wie wir uns rund um meine bisherigen Funktionen für die nächsten Schritte baldmöglichst breiter und zukunftsorientiert aufstellen können. Dass diese Gedanken nun zu einer schnellen Lösung führen müssen, ist vor allem mit der Tatsache verbunden, dass ich bereits seit Ende der vergangenen sehr aufreibenden Spielzeit, den Aktivitäten rund um die Europameisterschaft und beim DFB sowie den intensiven Vorbereitungen, für die gerade begonnene und sehr herausfordernde Saison wieder verstärkte Signale meines Körpers empfange, die mich an meine gesundheitliche Situation von vor eineinhalb Jahren erinnern. In diesem Zusammenhang verspüre ich vermehrt, dass ich meinem eigenen Anspruch, mit zumindest 100 Prozent meinen vielfältigen Aufgaben nachzugehen, aktuell nur erschwert gerecht werden kann. Alles Gründe, die es notwendig machen, auf meine gerade leider nicht immer stabile Gesundheitslage diesmal wirklich frühzeitig, angemessen und nachhaltig zu reagieren und mich sowohl aus meinen Aufgaben bei Eintracht Frankfurt als auch aus meinen Ehrenämtern beim DFB mit Wirkung zum 31. Dezember 2022 zurückzuziehen. Schon in den nächsten Tagen werde ich mich aus dem Tagesgeschäft herausnehmen und habe den Vorstand der Eintracht Frankfurt Fußball AG um Auflösung meines eigentlich bis Juni 2023 laufenden Vertrages zum Jahresende gebeten.  

Natürlich ist der Ausstieg zum jetzigen Entwicklungs-Zeitpunkt des deutschen und europäischen Profi-Frauenfußballs – in dem nach der Wirkung der EM so viele Herausforderungen anstehen und für den wir gemeinsam in den vergangenen Jahren schon so viel anschieben durften – für mich besonders bitter und schmerzhaft, aber alles andere als eine konsequente und zeitnahe Entscheidung wäre für alle Seiten und die weiteren Planungen der wichtigen Projekte nicht zielführend. Nur, wenn ich mich jetzt komplett rausnehme und eine längere Zeit Abstand gewinne, sehe ich sehr gute Chancen, nicht wieder die Situation von 2021 zu erleben und gesundheitlich wieder bestmöglich in die Spur zu kommen. Daher bin ich unserem Vorstand für die getroffenen Regelungen und die herausragende sowie richtungsweisende Zusammenarbeit vor und nach der Fusion bei Eintracht Frankfurt außerordentlich dankbar. Unsere Adler-Frauen sind mit dem bereits gemeinsam Geschaffenen und den nachhaltigen Möglichkeiten von Eintracht Frankfurt auf einem ausgesprochen guten Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Ich wünsche unserer tollen Mannschaft, Cheftrainer Niko Arnautis, den Kolleginnen und Kollegen und unserem Vorstand für das Erreichen der weiteren Ziele das denkbar Beste.“

Axel Hellmann: „Erfolge im Frauenfußball eng mit dem Namen Siegfried Dietrich verknüpft“

Axel Hellmann, Vorstandssprecher der Eintracht Frankfurt Fußball AG, sagt: „Die Erfolge im Frankfurter und auch im gesamtdeutschen Frauenfußball sind eng mit dem Namen Siegfried Dietrich verknüpft. Seine Lebensleistung verdient höchsten Respekt und eine ebensolche Anerkennung. Das gilt auch für seine schwere Entscheidung, nach all den Jahren mit höchstem Einsatz und persönlichem Verzicht nun aufzuhören. In den vergangenen vier Jahren haben wir Siggi Dietrich als rastlosen und zuverlässigen Macher kennengelernt, der mit einem immensen Pensum und großen Kraftanstrengungen alles dafür getan hat, dem Frauenfußball in Frankfurt weiterhin eine professionelle und zukunftsorientierte Heimat zu bieten. Seine Verdienste um die Fusion mit Eintracht Frankfurt waren groß. Ohne seine Entschlossenheit und seine Überzeugung wäre die Fusion und damit einhergehend die Weiterentwicklung des Frankfurter Frauenfußballs nicht möglich gewesen. Nicht zuletzt der jüngst bekanntgegebene Abschluss hinsichtlich der Verwertung der Medienrechte der Frauen-Bundesliga, aber auch der beim Heimspiel unseres Frauenteams gegen Bayern München aufgestellte Zuschauerrekord belegen die Früchte seines kraftvollen Wirkens im Frauenfußball auf allen seinen Ebenen.“

30 Jahre eine Institution im deutschen und europäischen Frauenfußball

Siegfried Dietrich gehört in Deutschland und Europa zu den bekanntesten und erfolgreichsten Persönlichkeiten im Frauenfußball. Unter seiner Führung hat sich der aus der SG Praunheim gegründete 1. FFC Frankfurt in den 90er- und frühen 2000er-Jahren zu einem internationalen Flaggschiff im Frauenfußball entwickelt. Mit dem FFC-Geschäftsmodell und dem großen Netzwerk des Managers wurden neue Maßstäbe in der sportlichen Entwicklung, der Professionalisierung der Strukturen, der Vermarktung des Vereins und der Spielerinnen, aber auch vor allem in der gesellschaftlichen Akzeptanz des Frauenfußballs gesetzt. Mit sieben deutschen Meisterschaften, neun DFB-Pokalsiegen und vier Champions-League-Titeln in 22 Jahren trug Dietrich zudem als Manager und Investor wesentlich dazu bei, dass der 1. FFC Frankfurt zum erfolgreichsten Frauenfußball-Verein in Deutschland und für über eine Dekade auch in Europa wurde. Ein besonderes Highlight war das von Dietrich an den Main geholte und ausgerichtete Champions-League-Finale 2008 in den Deutsche Bank Park, bei dem mit 27.640 Fans ein neuer europäischer Zuschauerrekord aufgestellt wurde. Auch die WM-Titel 2003 und 2007 wären ohne die damaligen „FFClerinnen“ wie Birgit Prinz, Nia Künzer, Renate Lingor und Steffi Jones kaum möglich gewesen.  

Neben der persönlichen, sportlichen Orientierung für seinen FFC engagierte sich Siggi Dietrich seit 1993 auch in verschiedenen Gremien des DFB und gab immer wieder richtungsweisende Impulse für die Liga-Entwicklung. Erst im März 2022 wurde er als Vorsitzender des DFB-Ausschusses Frauen-Bundesligen wiedergewählt. Zu seinen Spezialgebieten zählen bis heute die Liga-Vermarktung und die Weiterentwicklung der TV- und Medien-Präsenz der Bundesliga. So war er auch maßgeblich bei der Einführung der Namensrechte der Bundesliga eingebunden.  

Nicht zuletzt zählt für Siggi Dietrich die zum 1. Juli 2020 mit den Vorständen des 1. FFC Frankfurt und der Eintracht Frankfurt Fußball AG realisierte Fusion zu den wichtigsten Aktivitäten in seiner 30-jährigen Karriere im Fußball der Frauen. „Mit dem neuen Miteinander wurde nachhaltig sichergestellt, dass das FFC-Lebenswerk im professionellen Fahrwasser der großen Eintracht-Familie eine sehr gute Zukunft mit neuen Zielen hat“, sagt Dietrich.

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