Strukturwandel im Rheinischen Revier – Konzept der Internationalen Bau- und Technologieausstellung (IBTA) vorgestellt und an das Rheinische Revier übergeben
Mit dem Plan der amtierenden Bundesregierung und der Landesregierung Nordrhein-Westfalens, den 2020 gesetzlich beschlossenen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung um weitere acht Jahre auf das Jahr 2030 vorzuziehen, nimmt das Land NRW bundesweit eine Vorreiterrolle beim Kohleausstieg und dem Klimaschutz ein. Gleichzeitig beschleunigt ein frühzeitiger Ausstieg aus der Braunkohle aber auch den Strukturwandel im Rheinischen Revier, was große Herausforderungen bei der raum-, wirtschafts- und infrastrukturellen Transformation dieser Region mit sich bringt.
Um diese komplexen und in ihrer Dimension einzigartigen Umbauaufgaben gleichzeitig und nachhaltig zu gestalten, bedarf es in den kommenden Jahren besonderer Anstrengungen und Ambition. Hierzu dient das Sonderformat IBTA, in dessen Rahmen modellhafte, neue Lösungen entwickelt werden, die gleichermaßen einem internationalen Qualitätsanspruch (I) gerecht werden, baulich-räumliche (B) und technologisch-systemische (T) Innovationen miteinander verknüpfen sowie deren öffentlichkeitswirksame Ausstellung (A) mit einer Motivation der Menschen vor Ort für eine aktive Mitwirkung kombinieren.
Zum Abschluss der dialogischen Konzeptentwicklung unter Federführung des Region Köln/Bonn e.V. und mit intensiver Einbindung von Vertreter*innen des Rheinischen Reviers, des Landes Nordrhein-Westfalen und einem interdisziplinären Team aus Fachexpert*innen, wurde am 19. Oktober 2022 in der Stadthalle Erkelenz das erarbeitete Memorandum als Entscheidungsgrundlage zur Durchführung der IBTA präsentiert und der Region übergeben. Der Veranstaltung wohnten vor Ort rund 80 Gäste aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft bei. Weitere 130 Interessierte verfolgten die Inhalte und Präsentation via Livestream im Internet.
Der Bürgermeister der Stadt Erkelenz, Stephan Muckel, sowie Dr. Tim Grüttemeier, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Zukunftsagentur Rheinisches Revier GmbH, begrüßten die Teilnehmenden und formulierten einerseits ihre Erwartungen an die IBTA, anderseits wiesen sie auf das enorme Potenzial des Formats für den Strukturwandelprozess im Rheinischen Revier hin.
Die Chance, mit Hilfe der IBTA ein Schaufenster für den Strukturwandel zu schaffen und das Rheinische Revier zu einem Ausstellungsraum für nachhaltiges Bauen, Wirtschaften und Leben zu machen, betonten auch Mona Neubaur, stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen sowie Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie sagten in ihren Videobotschaften die Unterstützung für das Vorhaben einer Internationalen Bau- und Technologieausstellung zu. Viktor Haase, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW, setzte in seinem Fachstatement einen Fokus auf das Thema Klimaanpassung. Er warb neben dem ressourcenklugen Einsatz von Technologie auch für naturbasierte, systemische Lösungen, die bei einer nachhaltigen Transformation im Rahmen der IBTA zum Einsatz kommen sollten. Das Rheinische Revier werde sich zu einem Messe- und Ausstellungsraum für nachhaltige Transformation entwickeln, so Haase.
Eine überregionale Einordnung der Zielsetzung und Konzeption zu einer Internationalen Bau- und Technologieausstellung im Rheinischen Revier nahmen Dr. Markus Eltges, Leiter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), und Dr. Klaus Freytag, Beauftragter des Brandenburgischen Ministerpräsidenten für die Lausitz, vor. Dr. Eltges machte deutlich, welche nachhaltigen Effekte Internationale Bauausstellungen für eine innovative Regionalentwicklung und für einen gelingenden Strukturwandel auslösen können. Das BBSR beheimatet sowohl das Kompetenzzentrum des Bundes zu Internationalen Bauaustellungen (IBA) als auch das in Cottbus neu gegründete Kompetenzzentrum für Regionalentwicklung/Transformation. Dr. Klaus Freytag gab einen kurzen Überblick über den Stand des Strukturwandelprozesses in der Lausitz. Zugleich gab er einen Einblick in die konkreten Ergebnisse, welche die sogenannte IBA Fürst-Pückler-Land im Zeitraum 2000–2010 konkret in der Lausitz hervorgebracht hat.
Vorstellung des Konzeptes
Dr. Reimar Molitor, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Region Köln/Bonn e.V., stellte im Anschluss den Arbeitsprozess und das Konzept zur IBTA vor. Bei der IBTA gehe es darum, die hochkomplexe und mehrere Dekaden in Anspruch nehmende Transformationsaufgabe im Rheinischen Revier zukunftsweisend und integriert anzugehen und die Ambitionen des Formats in kleine und große Projekte gleichermaßen münden zu lassen. Als Next-Practice sollen die Projekte grundlegend neue Lösungen für die Umbauaufgaben im Rheinischen Revier aufzeigen und hierüber eine internationale Strahlkraft und Relevanz entwickeln. Die IBTA verfolge dabei die These, dass kluge, ressourceneffiziente Technologieanwendungen und systemische Lösungen eine Schlüsselfunktion bei der nachhaltigen Gestaltung der Transformation von Raum, Infrastruktur, Energiesystem, Wirtschafts- und Lebensweise einnehmen. Zudem müsse die Transformation für die Menschen erlebbar und mitgestaltbar gemacht werden, so Dr. Molitor. Nur durch Akzeptanz und Teilhabe aller relevanten Akteur*innen – von der Forschung über die öffentlichen Verwaltungen und die Politik bis hin zu den Unternehmen und der Bürgerschaft – werde der Umbau gelingen. Von zentraler Bedeutung werde in dem Zusammenhang sein, junge Menschen zur Mitwirkung zu motivieren, deren Zukunft es zu gestalten gelte. Hierzu soll die Ausstellung, die sogenannte exPOSITION, im Rahmen der IBTA im besonderen Maße beitragen: ein weit gefasster Ansatz des Dialogs, der Partizipation und Präsentation von (Zwischen)Ergebnissen der IBTA. Ziel sei es, das Rheinische Revier im Rahmen der IBTA mittels der exPOSITION und der entstehenden Projekträume/-standorte zu einem dezentralen, aufwachsenden Ausstellungsraum und Messeplatz für die zukunftsfähige Transformation einer Industrieregion zu machen. Hierfür böten sich zahlreiche Kooperationen mit Messestandorten und Kongressen im näheren und weiteren Umfeld des Rheinischen Reviers an, die hier ihre Themen an realen Standorten und anhand beispielhafter Lösungen präsentieren und diskutieren könnten. Da bereits viele ambitionierte Projekte auf dem Weg seien, müsse jetzt schnell Fahrt in Richtung Umsetzung der IBTA aufgenommen werden. „Positive Beschlüsse der Region und des Landes Nordrhein-Westfalen zur Durchführung der IBTA vorausgesetzt, muss in den kommenden Monaten mit Hochdruck an der Gründung der IBTA GmbH gearbeitet, geeignetes Personal für das Management des Formats akquiriert und das Kuratorium besetzt werden, um angelaufene und anstehende Projekte qualifizierend und kuratierend begleiten zu können“, betonte Molitor.
Übergabe des Konzeptes
Nach weiteren Statements von für die IBTA maßgeblichen Fachressorts des Landes Nordrhein-Westfalen und einer Podiumsrunde mit Vertreter*innen des Rheinischen Reviers sowie des interdisziplinären Expert*innenteams, das die Konzeptentwicklung des Formats begleitet hat, übergaben schließlich Dr. Sonja Beeck von der chezweitz GmbH (Berlin) und Prof. Dr. Wolfgang Wackerl vom Büro für Stadtplanung und strategische Projektentwicklung (Köln) – die mit ihren Teams als Arbeitsgemeinschaft das Konzept zur IBTA maßgeblich inhaltlich mitentwickelt haben – das Memorandum und den symbolischen ‚Staffelstab‘ für die weitere Vorbereitung der IBTA an Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Rheinisches Revier GmbH. Bodo Middeldorf zeigte in seinem Ausblick den weiteren Weg der Beratung und Entscheidung zur Durchführung der IBTA seitens der Region und des Landes Nordrhein-Westfalen auf.
So werde die Zukunftsagentur auf Basis der Empfehlungen an den Aufbau des institutionellen und inhaltlichen Rahmens für die Umsetzung der IBTA gehen. Ziel sei es, in den nächsten zwei Jahren den intensiven Dialog mit der Region fortzusetzen, zu ersten inhaltlichen Schwerpunktsetzungen zu kommen und einen Prozess aufzusetzen, der eine echte Aufbruchstimmung in der Region erzeugen kann.
Schließlich dankte er allen an der Konzeptentwicklung Beteiligten für die geleistete Arbeit und machte deutlich, dass die Zukunftsagentur die Vorbereitungen zur Umsetzung des ambitionierten Formats in den nächsten Wochen intensiv voranbringen werde.
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