BARMER-Pflegereport
Weniger Pflegebedürftige zu Pandemie-Beginn ins Pflegeheim
Wie aus dem Pflegereport weiter hervorgeht, sind gerade zu Beginn der Pandemie weniger Pflegebedürftige vollstationär gepflegt worden. Die Anzahl der Menschen, die von der häuslichen Pflege in die stationäre Pflege wechselten, sank von jeweils über 25.000 im April der Jahre 2018 und 2019 auf rund 17.000 im Mai 2020. Das entspricht einem Minus von rund einem Drittel. Erst im späteren Verlauf der Pandemie ist die Zahl der Menschen, die vom häuslichen in das stationäre Setting wechselten, wieder gestiegen. „Zu Beginn der Pandemie sind auch deswegen weniger Menschen ins Pflegeheim gekommen, weil die Angehörigen Angst um deren Gesundheit hatten. Durch die Impfungen und das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln konnte das Corona-bedingte Sterberisiko aber deutlich gesenkt werden. Die Pflegeheime müssen aber für weitere Corona-Wellen gewappnet sein“, sagt der Autor des BARMER-Pflegereports, Prof. Dr. Heinz Rothgang vom SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen. Dazu sollten Eventualplanungen getroffen werden für den Fall, dass sich weitere Virusvarianten durchsetzen, die womöglich wieder zu schweren Verläufen führen.
Corona kostet Pflegekassen mehr als neun Milliarden Euro
Doch nicht nur die Pflegebedürftigen und die Pflegenden hat die Pandemie enorm belastet. Der Pflegereport zeigt auch massive Auswirkungen auf die Finanzierung durch die soziale Pflegeversicherung. So gab es in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen einerseits Mehrausgaben, etwa für Sachmittel sowie Personal, und andererseits Mindereinnahmen, unter anderem durch nicht belegte Heimplätze. Dafür stellten die Einrichtungen seit März 2020 bei den Pflegekassen Anträge auf Erstattung in Milliardenhöhe. Ein weiterer massiver Kostenblock waren die Ausgaben für Antigen-Tests ab Oktober 2020. Unter dem Strich haben sich die Beträge für Pflege-Rettungsschirme, Antigen-Tests und die Corona-Pflegeprämie bis zum ersten Quartal 2022 auf mehr als neun Milliarden Euro belaufen. Trotz nachträglicher Steuerzuschüsse sind davon 6,4 Milliarden Euro zum Ende des ersten Quartals 2022 offengeblieben. Die Pflegeversicherung ist bei den Milliarden schweren Corona-Ausgaben in Vorkasse gegangen und das in einer ohnehin angespannten Situation. Der Bund ist aufgefordert, die noch offenen Gelder schnell an die soziale Pflegeversicherung zu erstatten. Wenn in diesem Winter die Fallzahlen wieder nach oben gehen sollten, werden die Belastungen für die Pflegekräfte wieder enorm sein. Es ist also an der Zeit, jetzt dafür zu sorgen, dass Pflegebedürftige und Pflegekräfte möglichst glimpflich durch den Corona-Winter kommen“, so BARMER-Chef Straub.
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