Energie- / Umwelttechnik

Das Potenzial von Banken und Investoren für den Klimaschutz in der Automobilindustrie nutzen

Integrierte, transparente und zukunftsorientierte Unternehmensbewertungen notwendig / Agora Verkehrswende empfiehlt verpflichtende Vorgaben für Berichterstattung auf dem Weg zur Klimaneutralität / Thesenpapier für Politik, Unternehmen und Finanzwirtschaft

Berlin, 22. November 2022. Investoren und Banken brauchen von Unternehmen bessere Informationen, damit sie ihre wirtschaftlichen Interessen schützen und bei der Modernisierung der Automobilindustrie in Richtung Klimaneutralität eine Führungsrolle übernehmen können. Darauf verweist der Thinktank Agora Verkehrswende auf Grundlage eines aktuellen Thesenpapiers. Ratingagenturen sollten deshalb ihre Unternehmensbewertungen weiterentwickeln. Grundlage dafür sei, dass die Politik verpflichtende Vorgaben für die Berichterstattung von Automobilunternehmen formuliert.

„Nur Automobilunternehmen, deren Geschäftsmodell und Strategie mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens kompatibel sind, bieten Investoren und Finanziers Schutz vor klimabedingten Risiken“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. „Der Umbau der Automobilbranche in Richtung Klimaneutralität erfordert in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen von Seiten der Finanzbranche. Die Investitionsentscheidung wird immer mehr davon abhängen, ob einzelne Unternehmen nachweisen können, dass ihre Strategie auf Klimakurs ist. Deshalb ist es im wirtschaftlichen Interesse der Hersteller und Zulieferer sowie der Investoren und Banken, wenn die Politik Standards für die integrierte Berichterstattung der Unternehmen definiert. Darauf können Ratingagenturen aufbauen.“

Klimabedingte finanzielle Risiken in Ratings bisher kaum berücksichtigt

Das Thesenpapier zeigt, wie wichtig die Finanzwirtschaft für das Erreichen der Klimaziele im Automobilsektor sein kann und wie sich dieses Potenzial erschließen lässt. Je stärker Investoren und Banken zum Schutz ihres Kapitals die Transformationsfähigkeit und
-willigkeit der Unternehmen bei ihren Entscheidungen berücksichtigen, desto mehr hängt der Zugang der Unternehmen zu Kapital davon ab, ob sie klimabedingte Anforderungen erfüllen. Erstellt wurde das Papier vom NKI – Institut für nachhaltige Kapitalanlagen im Auftrag von Agora Verkehrswende.

Um das Risiko eines finanziellen Engagements beurteilen zu können, benötigten Investoren und Banken verlässliche Informationen, betont Rolf Häßler, geschäftsführender Gesellschafter des NKI: „Klassische Finanzkennzahlen und nachhaltigkeitsbezogene Daten und Bewertungen werden bisher in separaten Ratings dokumentiert. In Zukunft muss ein integriertes Unternehmensrating umfassend und systematisch darstellen, welchen Klima- und weiteren nachhaltigkeitsbezogenen Risiken ein Unternehmen ausgesetzt ist und welche finanziellen Folgen diese haben können.“

Die Erderhitzung setzt Automobilunternehmen in besonderem Maße physischen und regulatorischen Risiken mit erheblichen finanziellen Folgen aus. Bislang konzentrieren sich Unternehmensbewertungen jedoch auf vergangene Geschäftsjahre und gehen kaum auf klimabedingte finanzielle Risiken in der Zukunft ein. Die Folge davon ist, dass Automobilherstellern und ihren Zulieferern der Anreiz fehlt, ihre Geschäftstätigkeit konsequent an den Erfordernissen des Klimaschutzes auszurichten. Ratingagenturen wiederum fehlt die Grundlage, um den Kapitalmärkten ein realistisches Bild über potenzielle Investitionsrisiken zu geben.

Das Thesenpapier „Kapital für den Wandel der Automobilindustrie“ steht unter www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen zum Download zur Verfügung.

Über NKI

Das NKI – Institut für nachhaltige Kapitalanlagen ist ein unabhängiges Beratungs- und Forschungsinstitut. Es begleitet institutionelle Anleger, Anbieter nachhaltiger Kapitalanlage sowie Banken und Versicherungen bei allen Fragen rund um Sustainable Finance und Responsible Investment. nk-institut.de

Über Agora Verkehrswende

Agora Verkehrswende ist ein Thinktank für klimaneutrale Mobilität mit Sitz in Berlin. Im Dialog mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft setzt sich die überparteiliche und gemeinnützige Organisation dafür ein, die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor auf null zu senken. Dafür entwickelt das Team wissenschaftlich fundierte Analysen, Strategien und Lösungsvorschläge. Initiiert wurde Agora Verkehrswende Anfang 2016 von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation. Gesellschafter sind die beiden Stiftungen. www.agora-verkehrswende.de

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