Der Harz-Tourismus im Wandel – neue Herausforderungen und Lösungsansätze
Neben dem nunmehr dritten Corona-Herbst und den damit verbundenen Unsicherheiten, erschweren insbesondere die Energiekrise und die Inflation den Tourismusunternehmen – ob im öffentlichen oder privatwirtschaftlichen Sektor – den erfolgreichen Betrieb. In der kurzfristigen Reaktionskette sind diese krisenhaften Umstände nur bedingt zu beeinflussen. Demgegenüber stehen die Destinationen aber auch vor längerfristigen Herausforderungen, wie dem Klimawandel und den damit verbunden landschaftlichen Veränderungen, dem Fachkräftemangel und vielem mehr. Hier gilt es sich strategisch und proaktiv aufzustellen, um weiteren Krisensituationen rechtzeitig gegenzusteuern bzw. den Handlungsrahmen so zu setzen, dass die unumgänglichen Veränderungen im Sinne eines erfolgreichen Harz-Tourismus gemanagt werden können.
In Zusammenarbeit mit den Partnern der Landesebene und der Region wurden bereits wichtige strategische Grundlagen für die Kommunikation des Waldwandels, die Förderung der Entwicklung des Harzes zum nachhaltigen Reiseziel und für die aktive Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und der Entwicklung entsprechender Anpassungsstrategien, geschaffen.
Die nachhaltige Stabilität des Tourismus im Harz, als einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren und Garant für Lebensqualität, hängt jedoch auch zunehmend von der Akzeptanz und dem Bewusstsein der einheimischen Bevölkerung für den Tourismus ab. Es gilt abzuwägen, in welchem Verhältnis Tourismusströme gewinnbringend und förderlich ausgestaltet und negative Auswirkungen durch Übernutzung vermieden werden können. Für diese komplexe Aufgabe stehen verschiedene Instrumentarien zur Verfügung. Immer mehr rücken dabei auch Maßnahmen zur Besuchererfassung und -lenkung in den Fokus. Neue digitale Technologien eröffnen die Chance, Besucher rechtzeitig und umfassend zu informieren und ihre Aktivitäten im Sinne des Qualitätstourismus zu beeinflussen.
Die Installation einer entsprechenden systematischen, digitalen Besuchererfassung und -lenkung, die den genannten Ansprüchen gerecht werden kann, bedarf mit Blick auf die Destinationsgröße des Harzes, die Dichte besucherrelevanter Einrichtungen und Ziele sowie deren Heterogenität großer gemeinschaftliche Anstrengungen und einer entsprechenden umsetzungsorientierten Grundkonzeption.
Dieser komplexen Aufgabe kann sich der Harzer Tourismusverband nun dank der Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt stellen. Die Fördermöglichkeiten aus dem sogenannten Corona-Sondervermögen ermöglichen es dem Verband, eine entsprechende Handlungsstrategie zu erarbeiten.
Sachsen-Anhalts Tourismusminister Sven Schulze sagt: „Der Harz ist ein Touristenmagnet. Es ist wichtig, die Region mit innovativen Strategien zukunftsfest zu machen. Die Mittel aus dem Corona-Sondervermögen werden dazu beitragen, die krisenbedingten Auswirkungen auf den Tourismus abzufedern und neue Ideen umzusetzen. Das Projekt zur digitalen Besuchererfassung kann dabei Anreiz für weitere Vorhaben dieser Art in der Region sein.“
Der grundlegenden Erstellung der Handlungsstrategie soll in 2023 die pilothafte Realisierung erster Umsetzungsschritte folgen. In enger Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Kieler Institut NIT arbeitet der HTV aktuell an der umfangreichen Analyse der Situation. Dabei werden Problemfelder und Hot Spot-Bereiche eruiert sowie Vor-Ort-Situationen erfasst. Daraus gilt es, Empfehlungen zu formulieren, wo und in welcher Form Besucherströme zukünftig einfach, digitalisiert und in Echtzeit erfasst werden können und sollen. Die so gewonnen Daten und Informationen dienen zum einen der strategischen Planung in Bezug auf Verkehrsanbindungen und zukünftige Investitionen. Primär soll mittels der Daten jedoch die Besucherinformation so ausgebaut und konzipiert werden, dass eine Beeinflussung, Lenkung und Entzerrung der Besucherströme erfolgen können. Infolgedessen entspannen sich Anfahrt und Parkplatzsuche, Überlastungen touristischer Hot Spots und Wartezeiten können vermieden und Gästeströme zugunsten weniger frequentierter Einrichtungen beeinflusst werden. Im Ergebnis dieses Prozesses steigt die Zufriedenheit der Gäste und gleichermaßen die Akzeptanz des touristischen Besucheraufkommens in der einheimischen Bevölkerung.
Dr. Alexander Saipa, Vorsitzender des Harzer Tourismusverbandes, ist sich der großen Herausforderung bewusst: „Es ist ein langer, komplexer Weg, ein harzweit gut funktionierendes Besuchererfassungs- und -lenkungssystem zu installieren. Und das kann nur gelingen, wenn alle Akteure eng zusammenarbeiten. Mit der Umsetzung des Projektes und der Konzeption wollen wir die Basis dafür schaffen. Wir danken dem Land Sachsen-Anhalt, welches aus dem Corona-Sondervermögen die dafür notwendigen Finanzmittel zur Verfügung stellt.“
Mitgliederversammlung des Harzer Tourismusverbandes
In der sich dem Fachvortrag anschließenden Mitgliederversammlung wurden traditionsgemäß wichtige Beschlüsse für die Arbeit des Verbandes gefasst. Im Mittelpunkt standen die turnusgemäßen Wahlen zum Vorstand und zum Abteilungsvorstand Marketing und damit verbunden die offizielle Verabschiedung des langjährigen Vorstandsmitgliedes Peter Gaffert.
Landrat Dr. Alexander Saipa, seit 2021 Vorsitzender des Harzer Tourismusverbandes, würdigte die Arbeit von Peter Gaffert. Dieser gehörte bereits von 1995 – 2004 in seiner Funktion als Leiter des Nationalparks Harz (Sachsen-Anhalt) dem Vorstand an. Diese Tätigkeit setzte er nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Wernigerode ab 2008 bis zum Sommer dieses Jahres fort. Gaffert war in all den Jahren stets ein konsequenter Verfechter einer länderübergreifenden Tourismusarbeit im Harz und im Verband. Er prägte die Neustrukturierung der Harzer Verbandslandschaft in 2008/2009 mit. Zu dieser Zeit war er Vorsitzender des Harzer Förderkreises. Der Übergang der bis heute erfolgreichen Produktmarke Typisch Harz auf den Harzer Tourismusverband und die effizienten Strukturen im Verband hat Gaffert maßgeblich mitgestaltet. Der Verband und der Harz-Tourismus haben ihm viel zu verdanken.
Im Rahmen der Wahlen wurden folgende Vertreter in die HTV-Vorstände gewählt. Die Positionen der fünf Landräte im Hauptvorstand sind satzungsgemäß festgeschrieben.
HTV-Vorstand:
Landräte (satzungsgemäß gesetzt)
Dr. Alexander Saipa, Landrat des Landkreises Goslar
Thomas Balcerowski, Landrat des Landkreises Harz
André Schröder, Landrat des Landkreises Mansfeld-Südharz
Marcel Riethig, Landrat des Landkreises Göttingen
Matthias Jendricke, Landrat des Landkreises Nordhausen
Ralf Abrahms, Bürgermeister Stadt Bad Harzburg
Frank Ruch, Oberbürgermeister Stadt Quedlinburg
Daniel Quade, Bürgermeister Stadt Bad Sachsa
Peter Kohl, Bürgermeister Gemeinde Südharz
Kai Buchmann, Oberbürgermeister Stadt Nordhausen
HTV-Abteilungsvorstand Marketing (in alphabetischer Reihenfolge):
Katrin Friedling, Bereichsleiterin Tourist Information, Bodetal Tourismus GmbH
Matthias Grünberg, Geschäftsführer Rosenstadt Sangerhausen GmbH
Frank Hartmann, Leiter Touristinformation Kur- und Touristikbetrieb Bad Lauterberg
Cathleen Hensel, Geschäftsführerin der Braunlage Tourismus Marketing GmbH
Dr. Christian Juranek, Geschäftsführer Schloß Wernigerode® GmbH
Christian Klamt, Kaufmännischer Leiter, Harzer Schmalspurbahnen GmbH
Holger Kolb, Geschäftsführer HarzVenture GmbH
Andreas Meling, Geschäftsführer Wernigerode Tourismus GmbH
Kerstin Nagy, Geschäftsführerin Hotel am Anger, Wernigerode
Jessica Piper, Südharzer Tourismusverband e.V.
Karen Ruppelt, Teamleitung, Tourist-Information Bad Sachsa
Marina Vetter, Geschäftsführerin GOSLAR marketing gmbh
Auf der Tagesordnung der Versammlung stand darüber hinaus der Rückblick auf das nahezu abgelaufene Geschäftsjahr. Unter immer noch corona-bedingt schwierigen Voraussetzungen setzte das HTV-Team seit Beginn des Jahres auch im Marketing ein umfangreiches Maßnahmenportfolio um. Trotz vieler Unsicherheiten wollte der Verband das Tourismusgeschäft im Harz durch ein offensives und kreatives Marketing unterstützen und in die Normalität zurückführen.
Im Mittelpunkt standen neben umfangreichen Online-Marketingmaßnahmen und der Fortsetzung der Podcast-Serie „Der Harz hinter den Kulissen“, drei mehrwöchige Kampagnen in ausgewählten Quellmärkten. Unter der Überschrift „Dein LieblingsHarz“ wurden zahlreich On- und Offline-Maßnahmen, darunter Kino-Werbung aber auch Werbekampagnen in bekannten Streamingdiensten mit klassischen Maßnahmen wie Printanzeigen und Radiowerbung kombiniert. Auch das Auslandsmarketing in Dänemark und in den Niederlanden wurde kontinuierlich fortgesetzt.
Eine besondere Aufgabe und Herausforderung war jedoch die Umsetzung und Markteinführung der vom HTV-Team entwickelten „Brockenbande“. Bereits seit 2021 arbeitete die Geschäftsstelle an der Konzeption und Vorbereitung der dahinterstehenden Kommunikationsstrategie für Kinder. Im Sommer konnte die Brockenbande dann mit eigener Website, einem Magazin, eigenen Podcasts und einer Hörspielserie starten. Mit verschiedenen Maßnahmen im On- und Offlinebereich gelang die erfolgreiche Markteinführung. Aktuell werden weiterer Content produziert und mehrere erlebbare Brockenbande-Angebote in der Region umgesetzt. Carola Schmidt ist sich sicher: „Mit dieser innovativen Marketingidee haben wir im Harz etwas einzigartiges geschaffen. Die große Unterstützung der Mitglieder und Partnerunternehmen, die bereits eigene Produkte entwickeln oder entwickelt haben, zeigt, dass wir den richtigen Nerv getroffen haben.“ Sie hofft auf eine lange Erfolgsserie der „Brockenbande“, weitere Ideen dazu sind in der Vorbereitung und Umsetzung.
Einen detaillierten Überblick über die Verbandsaktivitäten des Jahres 2022 gibt der HTV-Jahresrückblick, der ab Ende des Jahres im Servicebereich der HTV-Webseite www.harzinfo.de zu finden sein wird. Mitglieder und Partner erhalten diesen zu gegebener Zeit mit separater Post.
Im Nachgang der Versammlung nahmen die Teilnehmer des Harzer Tourismustages die Gelegenheit wahr, den Hexentanzplatz zu besuchen. Hier berichtete Ronny Große, Geschäftsführer der Bodetal Tourismus GmbH, über die umfangreichen Baumaßnahmen auf dem Hexentanzplatz und im Harzer Bergtheater.
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