„Grün ist nicht gleich grün“
Ihr Fachgebiet ist eine komplexe Profession innerhalb der Ingenieurswissenschaften an der Schnittstelle zu Architektur und Stadtplanung. „Wir arbeiten hauptsächlich mit lebenden Objekten, vor allem mit Vegetation. Aber auch sich bewegende Menschen und freilebende Tiere spielen bei unseren Planungen eine Rolle“, so Kendra Busche. Vieles sei am Anfang jedes neuen Projektes schwer vorhersehbar, es dauert lange von der Planung bis zur Raumbildung. „Wir brauchen daher einen weiten Blick und gleichzeitig viel Geduld. Diese Kombination finde ich total spannend.“
Stadtweite Grünverbindungen – klimaresilient und nachhaltig
Kendra Busche studierte Landschaftsarchitektur und Umweltplanung in Hannover, Berlin und Kopenhagen, sammelte Auslandserfahrungen in Venedig, China, Liverpool, Glasgow und Versailles. In Ihrer Promotion beschäftigte sie sich mit dem Thema Partizipation der Zivilgesellschaft bei der Landschaftsplanung. Titel: „Reizende Landschaften, provozierende Prozesse – involvierendes Entwerfen für Eigenart in urbanen Landschaften.“
An der TH Lübeck wird sie zunächst in den Studiengängen Architektur und Stadtplanung unterrichten. „Ich freue mich darauf, interdisziplinär viele Anregungen und Ideen auszutauschen, die für eine nachhaltige Welt wichtig sind“, so Kendra Busche. „Wir machen mehr als nur hübsches Grün um ein Gebäude – Wir gestalten stadtweite Grünverbindungen und achten darauf, dass wir klimaresilient werden und unsere Gesellschaft divers bleibt. Diese Weitsicht möchte ich den Studierenden vermitteln.“ Als Professorin sei sie nicht nur Lehrende, sondern auch Mentorin. Die Themen Gruppendynamik, Selbstorganisation und vor allem die Entwicklung von Softskills sei ihr ein Herzensanliegen. Neben der Vermittlung der Grundlagen möchte sie daher in erster Linie Menschen begleiten die „umsichtig sind und einzuschätzen wissen, was eine Stadtgesellschaft oder eine Stadtstruktur braucht. Ich möchte Lust und Respekt vor Landschaft und Leben vermitteln. Grün ist nicht gleich grün.“
Länderübergreifende Forschung rund um die Ostsee
Für Kendra Busche gehören Lehre, Forschung und Transfer zusammen. „Ich forsche mit meinen Studierenden, wenn wir zusammen Stadtlandschaften entwerfen. Durch unser Schaffen gewinnen wir immer wieder neue Erkenntnisse. Wir haben einen Raum, haben eine Forschungsfrage, probieren Dinge aus, machen Entwürfe und Interventionen, sprechen darüber, reflektieren unsere Erkenntnisse, am Ende erarbeiten wir konkrete Vorschläge. Und dann können andere Menschen daran anknüpfen und unsere Idee weiter voranbringen.“
Wo sich ihre Forschung konkret hinbewegen wird? Das wird sich finden. Schleswig-Holstein ist ihr vertraut, sie hat als Kind hier oft Urlaub gemacht, ist segeln gegangen, viel Fahrrad gefahren. „Ich liebe diese Gegend, habe aber auch Strukturprobleme gesehen, beispielsweise die zersiedelten oder schrumpfenden Dörfer“, überlegt sie. Vielleicht wird als Forschungsprojekt die Ostsee das verbindende Element. „Ich habe gute Kontakte nach Oslo und Dänemark“, überlegt sie. Man könne länderübergreifend darüber nachdenken, wie sich der Klimawandel auf Urbanisierungsprozesse in Küstenregionen auswirkt.
Das Thema ist – wen wundert es – komplex. Das schreckt Kendra Busche nicht ab; Städte, Dörfer, Häfen, Klima, Landwirtschaft, Tourismus…. „Landschaftsarchitekten können alles – aber nichts perfekt“, zitiert sie ihren Doktorvater. „Wir haben ein extrem komplexes Denken, verstehen Sachverhalte, haben unterschiedliche Kommunikationsebenen. Wir wissen aber dann auch unsere Grenzen einzuschätzen, an der Spezialisten gefragt sind.“ Dieses Schnittstellendenken wird immer wichtiger, denn es greift alles zusammen.
Netzwerk zwischen Hochschule, Zivilgesellschaft und Politik
In den nächsten Monaten möchte Kendra Busche in Lübeck – wie schon in Hannover – ein Netzwerk zwischen Hochschule, Zivilgesellschaft und Stadtverwaltung knüpfen. Sie könne sich gut in Zusammenarbeit mit Kolleg*innen und Studierenden ein Design-Build Projekt vorstellen, also ein Projekt, wo man nicht nur Pläne am Computer zeichnet, sondern wirklich ein oder zwei Wochen irgendwo vor Ort ist und in Kooperation mit einem Landkreis etwas baut. „Wir müssen transdisziplinär arbeiten“, ist sie sicher. Freiraum und Stadt sei ein politisches Thema. Wem gehört die Stadt? Wer kann wie mitsprechen? Sie glaubt, dass die Freiraumplanung bei der Beantwortung dieser Fragen eine Schlüsselposition hat – und sie möchte sich dieser Verantwortung stellen. „Ich freue mich total darauf, diese Stadt und ihre Akteur*innen kennenzulernen.“
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