Kooperation mit digitalen Start-ups ermöglichen für etablierte Unternehmen häufig Innovationen
„Die Kombination der Markterfahrung und der Finanzkraft etablierter Unternehmen mit der Agilität und dem technologischen Know-how digitaler Start-ups birgt vielfältige Potenziale und einige Herausforderungen“, sagt ZEW-Ökonom Dr. Daniel Erdsiek, Mitautor der Studie. „Unsere Studie beleuchtet deshalb Umfang, Motive und Hindernisse der Kooperation etablierter Unternehmen mit digitalen Start-ups.“ Wie die Unternehmensbefragung zeigt, finden Kooperationen in erster Linie in Form von Informationsaustausch statt oder bestehen in einer Kunden-Lieferanten-Beziehung. Mit geringem Abstand folgen die gemeinsame Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen und die Zusammenarbeit bei operativen Abläufen, wie etwa Vertrieb oder Marketing.
Innovation und Zugang zu technologischem Wissen sind Hauptmotive „Unternehmen erhoffen sich in Zusammenarbeit mit digitalen Start-ups neue Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln oder vorhandene zu verbessern. An zweiter Stelle erwarten Unternehmen durch die Kooperation Zugang zu technologischem Know-how, Technologien oder Software“, so Erdsiek. Für Unternehmen ohne bisherige Erfahrung in der Kooperation mit digitalen Start-ups ist der Zugang zu technologischem Wissen sogar die am weitesten verbreitete Motivation. Die Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells, neue oder verbesserte Geschäftsprozesse und der Zugang zu Fachkräften, Kunden, Märkten oder Vertriebskanälen sind weitere Gründe für die Zusammenarbeit. Eine mögliche Übernahme des Start-ups ist lediglich für etwa jedes zehnte Unternehmen in der Informationswirtschaft oder dem verarbeitenden Gewerbe ein treibendes Motiv um Kooperationen mit Start-ups einzugehen.
Häufig fehlt es an Informationsangeboten für mehr Kooperationen In den meisten Fällen erreichen Unternehmen durch die Kooperationen zumindest einen Teil der gesteckten Ziele. Etwa zehn Prozent in der Informationswirtschaft und 20 Prozent im verarbeitenden Gewerbe geben allerdings an, durch die Zusammenarbeit bisher keines der gesteckten Ziele erreicht zu haben. Mit rund 60 Prozent konnten dennoch die meisten der kooperierenden Unternehmen der Informationswirtschaft und des verarbeitenden Gewerbes durch eine Kooperation ihre Produkte oder Dienstleistungen verbessern oder neue schaffen. Mehr als der Hälfte der kooperierenden Unternehmen in der Informationswirtschaft wurde zudem Zugang zum technologischen Wissen des Start-ups ermöglicht. Das verarbeitende Gewerbe profitiert in der Zusammenarbeit von neuen oder verbesserten Geschäftsprozessen und dem Zugang zu neuen Vertriebskanälen. Eine Reihe von Faktoren hält Unternehmen allerdings von der Zusammenarbeit mit digitalen Start-ups ab. Bisher sehen etwa 60 Prozent der Unternehmen keine geeigneten Projekte für eine Kooperation – das größte Hemmnis für etablierte Unternehmen. Zudem sagt etwa die Hälfte der Unternehmen, der Mehrwert einer Kooperation sei unsicher oder es bestehe Unsicherheit in Bezug auf Reife, Zuverlässigkeit oder Überlebenswahrscheinlichkeit des Start-ups. Mehr als die Hälfte der Unternehmen, die über Kooperationserfahrungen verfügen, sehen daher auch Probleme bei der Identifikation geeigneter Start-ups als Hemmnis für den Aufbau möglicher Kooperationen an. „Um die Innovationspotenziale weiter zu fördern, die die Zusammenarbeit mit digitalen Start-ups bieten, kann die Politik Informationsangebote zu Kooperationsmöglichkeiten verbessern und Unternehmen, etwa mit Networking-Veranstaltungen, dabei unterstützen geeignete Kooperationspartner zu finden.“, empfiehlt Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs "Digitale Ökonomie" und Mitautorin der Studie.
Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.
Forschungsfelder des ZEW
Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte; Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen; Digitale Ökonomie; Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Marktdesign; Umwelt- und Klimaökonomik; Ungleichheit und Verteilungspolitik; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft.
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