Finanzen / Bilanzen

Sachwert-Weisen sehen schwierige Zeiten auf den Immobilienmarkt zukommen

Die Sachwert-Weisen der Stiftung Finanzbildung trafen sich zu ihrer ersten konstituierenden Sitzung in München in einem Gebäude der Stiftung Pfennigparade, für deren Gastfreundschaft sich Edmund Pelikan herzlich bei dem Hausherrn Lutz Nonnenmacher bedankte. Ziel ist es, im Rahmen des Expertendialogs einen jährlichen Forecast für das Segment Sachwertanlagen zu erstellen und somit Öffentlichkeit und Wissenschaftseinrichtungen Orientierung zu geben. Dazu werden künftig Experten und Entscheidungsträger aus Wissenschaft, Lehre, Medien, Consulting, Emission, Stiftungswesen, Asset-Management, Vermögensverwaltung und Politik als Sachwert-Weisen berufen. Bei der Gründungssitzung waren 14 Mitglieder anwesend oder zugeschalten. In unserer Berichterstattung wird nur in Ausnahmefällen (mit ausdrücklicher Genehmigung des Zitatgebers) eine Aussage einer konkreten Person bewusst zugeordnet, um eine freie Diskussion – quasi „off-records“- zu gewährleisten.

Die Expertenrunde reflektierte zunächst die Ergebnisse des kurz zuvor erstellten Trendberichts anlässlich der EXPO REAL 2022. Man diskutierte heftig und kam durchaus zu anderen Einschätzungen als die knapp 500 Teilnehmer der EXPO REAL-Umfrage.Einig waren sich die Sachwert-Weisen und EXPO REAL-Befragten jedoch darüber, welche Einflussfaktoren der näheren Zukunft an Bedeutung gewinnen. Themen wie Teuerung/Inflation, Zinspolitik und Klimawandel/Klimaschutz sind die drei größten Herausforderungen für mehr als 50 Prozent der EXPO REAL-Studienteilnehmer. Die Mehrheit der Stiftungsexperten sieht die Zinspolitik als den wichtigsten Einflussfaktor auf Sachwerte. Auch weil, die hierbei federführende Europäische Zentralbank deutlich und vorsätzlich vom Weg der Geldwertstabilität abgekommen ist und in Richtung Staatsfinanzierung abdriftet. Schon seit Mario Draghi und noch mehr bei der heutigen Zentralbankchefin ist eine Unabhängigkeit zur Politik nicht mehr feststellbar. Zur Ehrenrettung der EZB muss aber betont werden, dass wir durch eine Serie an Krisen gehen und in ungewöhnlichen und herausfordernden Zeiten stehen. Darum sollte man wohl die Aufgaben der EZB neu definieren. Das würde Vertrauen fördern.

Die deutliche Mehrheit der Weisen geht von sinkenden Investitionskapital in Immobilien und deutlich steigenden Volumen in Energieinvestments aus. Wenn letzteres positiv klingt, mahnen hier jedoch die Insider die langen Genehmigungswege und hohen Hürden der Bürokratie an. Neben den sinkenden Immobilieninvestitionen kommt aus Sicht der Experten auch der bremsende Effekt der steigenden Zinsen hinzu. Zusammenfassend kann man es auf den Punkt bringen: Die Immobilienhausse ist vorbei. Aber sowohl die EXPO REAL-Teilnehmer wie auch zwei Drittel der Sachwert-Weisen halten die Zinserhöhung für einen Segen, da es die Realität des Marktes widerspiegelt.

Die Frage, welche Immobilienarten künftig an Bedeutung gewinnen werden, wurde klar mit Wohnen und Sozialimmobilien beantwortet. Egal ob Gesundheits- oder Pflegeimmobilie oder seniorengerechtes Wohnen, die Expertenrunde sieht neben dem klassischen Wohnen, im sozialen beziehungsweise geförderten Wohnbau überdurchschnittliche Entwicklungschancen. Und dies nicht nur durch die geplanten staatlichen Förderprogramme, sondern auch aufgrund der sozialen Verantwortung, die dem heutigen ESG–Ansatz bei vielen Investitionen zugrunde liegt. Denn die Runde war sich einig: Der Staat wird bei Lösungen für bezahlbares Wohnen versagen, wie auch bei dem selbstgesteckten Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr. Nur verantwortungsvolle, sozialorientierte und durchaus auch auf etwas Rendite-verzichtende Investoren werden hier die Brücken bauen.

Weitere Umfrageergebnisse vom Tegernseer Dialog der Sachwert-Weisen zu den Themen Energieinvestitionen, ESG und Auswirkungen der Inflation können demnächst hier auf www.gentdwell.de nachgelesen werden.

Ein weiterer Expertendialog der Geldwert-Weisen der Stiftung Finanzbildung findet am 30.11.2022 auf Schloss Hohenstein der Oskar-Hacker-Stiftung statt und rundet damit die Knowhow-Sammlung von monetärem Wissen für Studenten und Experten ab. Daneben dient dieses Gremium u.a. als Jury für den Vertrauenspreis Golden Trustee Award für Vermögensverwalter und Family Offices.

Über Stiftung Finanzbildung

Die Stiftung Finanzbildung ist ein Think & Do Tank für mehr anlegerorientiertes Finanzverständnis und eine intensivere finanzökonomische Bildung.
Um die Finanzwelt in Zukunft besser gestalten zu können, muss das Wissen um verhaltensorientierte Geldanlage und Finanzpsychologie, aber auch die Analyse der Finanzhistorie an Bedeutung gewinnen. Die Stiftung Finanzbildung ist überparteilich und trotzdem liberal, überkonfessionell und trotzdem wertorientiert, sozial und trotzdem marktwirtschaftlich sowie seit 2013 gemeinnützig.

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