Finanzen / Bilanzen

Wie grün sind Versicherer? Franke und Bornberg zieht Zwischenbilanz beim ESG-Unternehmensrating

Auf ihrem Weg zu einem nachhaltigen Unternehmen bringen Versicherer unterschiedliche Stärken ein. Ob mittelständischer Versicherer oder internationaler Konzern – jeder erzielt in einer anderen Disziplin Spitzenleistungen. Das sind erste Erkenntnisse aus den ESG-Unternehmensratings von Franke und Bornberg, denen sich Barmenia, Generali und Zurich gestellt haben.

Knapp zwei Jahre ist es her, dass sich der Versichererverband GDV mit einem Positionspapier zum nachhaltigen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft verpflichtet hat. Schließlich verfügt die Versicherungswirtschaft mit mehr als 1,7 Billionen Euro Kapitalanlagen über wichtige Stellschrauben für eine enkelgerechtere Zukunft. Aber wie bewältigen Versicherer ganz konkret die Wegstrecke zu einem nachhaltigen Unternehmen?

Das ESG-Unternehmensrating von Franke und Bornberg gibt Antworten. Es gründet auf dem freiwilligen Engagement der beteiligten Versicherer. Sie haben umfangreiche Informationen geliefert und im Dialog mit Franke und Bornberg weiter vertieft. Untersucht wird die Performance in den Bereichen E für „Environmental/Umwelt“, S für „Soziales“ und G für „gute Unternehmensführung“. Im August 2022 wurde das erste ESG-Unternehmensrating veröffentlicht. Drei Monate später ist es Zeit für eine Zwischenbilanz.

Faktenbasiertes Rating

Nachhaltigkeit spiegelt sich in den betrieblichen Strukturen und Prozessen. Das ESG-Unternehmensrating von Franke und Bornberg untersucht jedes einzelne der drei ESG-Felder. Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg, erläutert den Ansatz: „Unser ESG-Rating basiert auf messbaren Fakten. Indem wir jeden ESG-Aspekt intensiv behandeln, entsteht eine konsistente Datenbasis, die eine Prüfung auf Plausibilität erleichtert.“ Zudem könnten Fortschritte auf dem jeweiligen Gebiet konkret quantifiziert werden. Es bildeten sich Benchmarks heraus, an denen sich andere Gesellschaften messen könnten, so Franke. „Dass die Versicherungsbranche stark auf Wettbewerb setzt, ist kein Geheimnis. Mit unserem ESG-Unternehmensrating schaffen wir zielführende Anreize für nachhaltiges Handeln“, freut sich Michael Franke.

Das ESG-Unternehmensrating betrachtet insgesamt 21 unterschiedliche Bewertungsbereiche mit 83 Prüfungspunkten, von denen der Aspekt „Ausschlusskriterien“ in allen drei ESG-Feldern bewertet wird. Dabei nutzt Franke und Bornberg ausschließlich selbst erhobene Daten und eigene Recherchen. Zwar könnten theoretisch auch nicht-finanzielle Berichte oder Nachhaltigkeitsberichte herangezogen werden. Doch deren Angaben seien kaum vergleichbar, weil verbindliche Berichtsstandards noch immer fehlten, erläutert Franke. Dieser Untersuchungsansatz erlaube zum Beispiel, Daten wie Verbräuche von Strom oder Wasser nicht nur als absolute Werte, sondern pro Vollzeitäquivalent zu erheben. Das einheitliche Fragenraster gewährleiste zudem eine bessere Vergleichbarkeit. „Solange feste Vorgaben fehlen, präsentieren sich Unternehmen in Nachhaltigkeitsberichten gern von ihrer besten Seite. Weniger positive Aspekte fallen oft unter den Tisch. Unser Fragenkatalog lässt Greenwashing kaum eine Chance“, sagt Franke.

Drei Sieger beim Triathlon Nachhaltigkeit

Im Ergebnis zeigen die teilnehmenden Versicherer je nach ESG-Dimension unterschiedliche Ausprägungen beim Grad der Nachhaltigkeit. „Jeder Versicherer zeigt im Detail andere Stärken“, konstatiert Franke. Das sei nicht zuletzt ein Ergebnis der Unternehmenshistorie. Während mittelständische Versicherer mit starker Bindung an ihre Herkunftsregion oft im Bereich Soziales punkten könnten, spielten Governance-Aspekte in international aufgestellten Unternehmen aufgrund höherer Anforderungen meist eine größere Rolle. „Dabei darf man eines nicht vergessen: Nachhaltigkeit ist ein Triathlon. Er verlangt viel Kraft und Ausdauer, und wer nur eine Disziplin beherrscht, schafft es in Zukunft nicht aufs Treppchen“, fasst Michael Franke zusammen.

Die folgenden Beispiele zeigen, mit welchen Leistungen es die Versicherer an die Spitze der jeweiligen ESG-Disziplin geschafft haben.

Environmental – Umwelt

Hier belegt Zurich aktuell die Spitzenposition. Zurich ermittelt sämtliche Treibhausgas-Emissionen und kompensiert seine CO2-Emissionen. Der Wasser- und Stromverbrauch liegt deutlich unterhalb des Durchschnitts der Vergleichsgruppe. Zudem nutzt Zurich zu 100 % Ökostrom aus Wasserkraft. Beschäftigte erhalten ein breites Angebot für einen umweltverträglichen Arbeitsweg. Diese und weitere Aspekte machen Zurich aktuell zur Benchmark im Bereich Umwelt.

Social – Soziales

Ein überzeugendes Beispiel für soziale Spitzenleistungen liefert die Barmenia mit der Wertung „hervorragend“ (91%). Das Unternehmen unterbreitet Beschäftigten attraktive Angebote, zum Beispiel für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie zur Gesundheitsförderung. Besonders positiv hervorzuheben sind die Grundsätze der Kapitalanlage im sozialen Bereich. Die Barmenia setzt sehr strenge Vorgaben im Bereich Menschenrechte, Pressefreiheit und Vermeidung von Korruption. Zudem nimmt die Barmenia ihre Verantwortung als Arbeitgeber und in der Region Wuppertal aktiv wahr.

Governance – gute Unternehmensführung

Auf dem Feld der guten Unternehmensführung besetzt Generali derzeit den ersten Platz. Bei der Generali engagieren sich der Nachhaltigkeitsbeauftragte sowie eine komplette Abteilung für alle Facetten von Nachhaltigkeit. Mit dem Ziel, möglichst große Wirkung zu erzielen, nutzt Generali vielfältige Anlagestrategien. Dazu zählen Positivkriterien und der Best-in-Class-Ansatz ebenso wie Ausschlusskriterien und die aktive Ausübung von Stimmrechten. Das Asset Management wird auf konsequente Verfolgung des vereinbarten Kurses verpflichtet. Mit ihren Mitgliedschaften in der UN-PRI, der UN-PSI, der Net-Zero Asset Owner Alliance und dem UN Global Compact setzt Generali ein deutliches Zeichen.

Fazit und Ausblick

Ob als Wirtschaftsfaktor, Arbeitgeber, Investor, Risikoträger oder Impulsgeber für ressourcensparende Produkte und Verfahren – Versicherer übernehmen eine zentrale Rolle auf dem Weg in eine nachhaltige und klimaschonende Zukunft. Mit dem ESG-Unternehmensrating untersucht Franke und Bornberg, welche Werkzeuge sie dafür nutzen und welche Fortschritte sie verzeichnen können. Barmenia, Generali und Zurich haben sich als Pioniere dem ESG-Unternehmensrating gestellt. Jede dieser Gesellschaften belegt eine Spitzenposition auf einem der drei ESG-Felder und liefert damit die Benchmark für andere Unternehmen.

Franke und Bornberg beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Nachhaltigkeit – zunächst im eigenen Unternehmen und später bei Versicherungsunternehmen und deren Produkten. Mit dem ESG-Report 2022 liefert das Team Nachhaltigkeit unter Leitung von Michael Franke bereits die zweite branchenweite Bestandsaufnahme zur Nachhaltigkeit. Insgesamt 26 Versicherungsgesellschaften haben Daten zugeliefert – vom international agierenden Konzern bis zum mittelständischen Versicherer. Auch in Produktratings von Franke und Bornberg fließen zunehmend ESG-Features ein. Für Michael Franke steht fest: „Zukunft gestaltet sich nicht von allein. Wir bei Franke und Bornberg wollen unsere Möglichkeiten nutzen und einen Beitrag leisten. Transparenz für eine gute Sache zu schaffen, ist und bleibt unsere große Leidenschaft.“

Franke und Bornberg veröffentlicht die ESG-Unternehmensratings im Internetauftritt. Auf der Webseite finden Interessierte auch die Bewertungsrichtlinien zum ESG-Unternehmensrating sowie ein Glossar ESG Nachhaltigkeit mit den wichtigsten Begriffen für die Finanz- und Versicherungsbranche.

Hintergrundinformationen zum ESG-Unternehmensrating

Einige Kriterien haben für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen größere Bedeutung als andere. Das gilt zum Beispiel für das Gewicht von Kapitalanlagen im Vergleich zur Gesundheitsförderung für Beschäftigte. Franke und Bornberg trägt dieser Tatsache Rechnung und vergibt je nach Stellenwert unterschiedlich hohe Maximalpunktzahlen. So können gute Ergebnisse bei weniger bedeutsamen Kriterien nicht Defizite bei besonders relevanten Kriterien überstrahlen. Wenn zu einem Thema keine Angaben vorliegen oder diese nicht schlüssig sind, gibt es keine Punkte. Das wirkt sich automatisch negativ auf die Gesamtbewertung aus.

Sämtliche Daten werden für das ESG-Unternehmensrating anhand eines einheitlichen Bewertungsschemas vergleichbar gemacht und benotet. Hier greift je Teilbereich ein Benchmarking auf einer Skala von null bis maximal 100 Punkte. Umweltkriterien machen die Hälfte aller möglichen Punkte aus. Unternehmensindividuelle Besonderheiten werden selbstverständlich berücksichtigt. Die Vergleichsgruppe bilden jene 26 Versicherer, die Daten zum ESG Report 2022 von Franke und Bornberg beigesteuert haben. Die gewichteten Ergebnisse je Teilbereich ergeben die Gesamtwertung und damit die Einstufung in eine von sieben Ratingklassen (FFF+ bis F-).

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