3 Fragen – 3 Antworten: Die Gruppe „Materialentwicklung“ am SKZ
Michael, was fasziniert dich am Thema Materialentwicklung?
Michael Bosse: Das ist ganz sicher die große Vielfalt der neuen Ideen und Anwendungen, die unsere Kunden mitbringen. Die passenden Materialien dafür zu finden, ist oft auch überraschend. Kunststoffe sind so vielfältig und die Kombinationen mit Fasern, Additiven, Kugeln, Partikeln und auch untereinander sind unendlich groß. Was die Kunststoffe dann leisten sollen, ist mindestens genau so umfangreich – da ist der Einfallsreichtum kein bisschen kleiner. Durch die Verknüpfung von Rezeptur, Verarbeitung, Anwendungseigenschaften und Recycling können wir als Materialentwickler aktiv dazu beitragen, gesellschaftliche Herausforderungen wie den Transfer zur Kreislaufwirtschaft oder die Energiewende zu meistern.
Was war der größte oder lustigste Fehlschlag in deiner SKZ Zeit?
Michael Bosse: Wir arbeiten mit bioabbaubaren Kunststoffen und sollen eine kleine Unmöglichkeit für Mehrweggeschirr erreichen – einerseits robust, sicher und wiederverwendbar, andererseits nach Gebrauch praktisch sofort biologisch abgebaut. Unsere Versuche sind aber nicht kaputt zu kriegen. Die Prototypen fahren schon ein halbes Jahr non-Stopp in der Spülmaschine mit und verändern sich überhaupt nicht. Mein Komposthaufen beißt sich ebenfalls die Zähne daran aus. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass Fehlschläge zur Forschung dazugehören. Hinterher ist man immer schlauer und stellt auch schon mal fest, dass die Zielsetzung im Projekt vielleicht etwas zu ambitioniert war. Positiv ist dann aber, dass der Projektpartner trotzdem ganz glücklich war. Er hat jetzt eine biobasierte Materiallösung, die für die Einsatzumgebung geeignet ist und wir können am SKZ gemeinsam nach einer mechanischen oder chemischen Recyclinglösung suchen.
Was ist aktuell dein Lieblingsthema bzw. Worauf dürfen wir uns freuen?
Michael Bosse: Die Kreislaufwirtschaft ist beides: unverzichtbar und unglaublich schwierig umzusetzen. Ich möchte gerne an die Wurzel gehen und dazu beitragen, dass unsere Kunststoffe stärker wertgeschätzt werden. Dazu gehört es, nachhaltige Materialien für technische Anwendungen zu entwickeln aber auch die Wahrnehmung für die Leistungen in den aktuellen Einsatzgebieten von Kunststoffen zu stärken. Dann ist es wahrscheinlicher, dass wir sie sorgfältiger nutzen und am Ende des Lebenszyklus sinnvoll verwerten. Das ist auch eine gesellschaftliche Aufgabe, nicht nur eine rein technische. Ich freue mich darauf, diese Dialoge zu führen und auch kritische Nachfragen zu erhalten, um dann gemeinsam den optimalen Lösungsweg zu finden. Wir können dafür das notwendige Know-How und Equipment stellen, indem wir neue Rezepturen entwickeln, Materialmuster bei uns im Technikum compoundieren, Probekörper herstellen und überprüfen ob ein neues Material auch das hält, was es verspricht.
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