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Credendo befürchtet Devisenknappheit in Argentinien

Als Folge des La-Niña-Phänomens durchlebt Argentinien einen fünften Dürremonat mit wenig bis gar keinem Regen. Typischerweise wechselt der Pazifische Ozean auf natürliche Weise zwischen El Niño- und La Niña-Bedingungen, die weitreichende Auswirkungen haben und Niederschlagsmuster, Überschwemmungen und Dürren rund um den pazifischen Rand beeinflussen. La Niña tritt normalerweise alle drei bis fünf Jahre auf, gelegentlich aber auch über mehrere Jahre hinweg. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Klimawandel derzeit La Niña-Ereignisse begünstigt, was eine schlechte Nachricht für Südamerika ist, da er bereits im dritten Jahr in Folge Dürrebedingungen auslöst. In Argentinien würden die Ernteexporterlöse von Sojabohnen, Mais und Weizen der kommenden Sommermonate normalerweise den Druck auf die angespannte Liquiditätssituation des Landes lindern. Allerdings wirkt sich die anhaltende Trockenheit bereits deutlich auf die Pflanzsaison aus. Da diese Dürreepisode voraussichtlich eine der schlimmsten der letzten 20 Jahre sein wird, wird sie in den kommenden Monaten wahrscheinlich zu deutlich niedrigeren Einnahmen führen.

Der Kreditversicherer Credendo sieht Argentinien aufgrund seiner Währungsbindung mit einer sehr angespannten Liquiditätssituation konfrontiert. Der argentinische Peso (ARS) hat seit Jahresbeginn um 60 % abgewertet. Der offizielle Wechselkurs beträgt 167 ARS zu 1 US-Dollar (USD) (am 30. November), während der parallele Schwarzmarktkurs 313 ARS zu 1 USD beträgt. Obwohl die Währungsbindung nicht tragbar ist, hält es Credendo für unwahrscheinlich, dass die derzeitige unorthodoxe und populistische Regierung den Wechselkurs im kommenden Jahr freigeben wird. Die jährliche Inflation ist mit 88 % (Ende Oktober 2022) sehr hoch und sorgt regelmäßig für Unruhe. Während im nächsten Jahr Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattfinden sollen, nimmt der Einfluss unorthodoxer Fraktionen in der Regierung deutlich zu.

Historisch hohe Energiepreise belasteten bereits im vergangenen Jahr die Liquiditätslage des Landes, da Argentinien ein Netto-Kraftstoffimporteur ist. Aufgrund der angespannten Liquiditätslage hat die argentinische Zentralbank ihre Kapitalkontrollen seit März 2022 regelmäßig vertieft, um den negativen Trend der Brutto-Devisenreserven zu bremsen. Allerdings dürfte die anhaltende Dürre die Devisenreserven in den kommenden Monaten zusätzlich unter Druck setzen.

Credendo befürchtet, dass es schwierig sein wird, zusätzliche externe Finanzierungen zu finden, um die überbewertete Währungsbindung aufrechtzuerhalten und Devisenengpässe zu vermeiden. Ein 30-monatiges IWF-Programm in Höhe von 44 Mrd. USD wurde im März 2022 unterzeichnet und versorgt das Land mit lebenswichtiger Liquidität, da Argentinien von den Finanzmärkten abgeschnitten ist. Allerdings werden die vierteljährlichen Auszahlungen (zuletzt am 7. Oktober) hauptsächlich zur Rückzahlung eines früheren IWF-Darlehens in Höhe von 50 Mrd. USD verwendet. Eine Aufstockung des IWF-Programms erscheint unwahrscheinlich, da Argentinien bereits der größte Schuldner des IWF ist und das aktuelle Darlehen bereits extrem hoch ist. Darüber hinaus stellt China bereits wichtige Finanzierungen über eine Devisenswaplinie in Höhe von etwa 19 Mrd. USD bereit (bereits in den Bruttodevisenreserven berücksichtigt).

Angesichts der aktuellen Dürre, der Bereitschaft, eine überbewertete Währungsbindung beizubehalten, und der geringen Möglichkeiten zusätzlicher externer Finanzierung erwartet Credendo in den kommenden Monaten strengere Devisenkontrollen oder Devisenknappheit. In diesem Gesamtkontext belässt der Kreditversicherer Argentiniens mittel- bis langfristiges politisches Risikorating in der schwächsten Kategorie 7/7. Darüber hinaus ist der Ausblick für das kurzfristige politische Risikorating (Kategorie 6 von 7) negativ.

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