Essen & Trinken

DGE spricht sich für Stärkung der deutschen Ernährungsforschung aus

Die Arbeitsgruppe Ernährungsforschung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat eine Position zu den Perspektiven für die Ernährungsforschung in der Dezemberausgabe der Ernährungs Umschau veröffentlicht. Darin benennt die Fachgesellschaft die aus ihrer Sicht wichtigsten Forschungsziele der kommenden Jahre. Die aktuellen Entwicklungen unterstreichen, dass Ernährung ein zentraler Aspekt gegenwärtiger gesellschaftlicher Herausforderungen ist. Insbesondere die Klimakrise, die SARS-CoV-2-Pandemie, die Adipositas-Epidemie sowie Kriege und der globale Hunger zwingen zum Umdenken und Handeln – auch und gerade im Bereich Ernährung. „Angesichts der enormen Bedeutung von Ernährung für die Gesundheit, die Gesellschaft und die nachhaltige Entwicklung braucht es dringender denn je Visionen, Ressourcen und aufeinander abgestimmte Aktionen zur Stärkung der Ernährungsforschung“, sagt Prof. Dr. Jakob Linseisen, der bis September 2022 DGE-Präsident war und die DGE-Arbeitsgruppe Ernährungsforschung leitet sowie die Erarbeitung der Position initiiert hat. „Es ist eine große Chance, diesen Herausforderungen mit konstruktiven Lösungsansätzen und Veränderungen zu begegnen.“

Die DGE-Position enthält wichtige, zukunftsweisende Informationen für alle Wissenschaftler*innen der Ernährungsforschung sowie für die forschungsfördernden Institutionen und die Politik. Die AG fasst die in ihrem Papier identifizierten drängenden Forschungsfragen und zukunftsrelevanten Themenfelder im Bereich Ernährung in 7 Gruppen zusammen:

  1. Weiterentwicklung von Ernährungsempfehlungen
  2. Neue Technologien und Data Science in der Ernährungswissenschaft
  3. Lebensmittelinhaltsstoffe und Lebensmittelverarbeitung
  4. Neue Ansätze der Ernährungsverhaltensforschung
  5. Gesundheitsfördernde und faire Ernährungsumgebungen
  6. Monitoring und Surveillance im Ernährungsbereich
  7. Physiologische Aspekte der Ernährung auf verschiedenen Ebenen

„Die Ernährungswissenschaft muss neue Konzepte entwickeln, deren Implementierung in die Praxis begleiten und ihre Wirksamkeit bewerten“, so Linseisen weiter. Idealerweise dienen die benannten Forschungsthemen als Wegweiser und Orientierungshilfe für die Formulierung entsprechender Ausschreibungen von Förderprogrammen. Die Autor*innen des Papiers machen außerdem Vorschläge zur Verbesserung der hiesigen Forschung. Linseisen betont: „Um optimale Ergebnisse zu erzielen und die Gesundheit und Nachhaltigkeit durch Ernährung zu verbessern, müssen wir mit angrenzenden Wissenschaftsbereichen wie den Agrar- und Umweltwissenschaften, der Lebensmitteltechnologie, Psychologie und Medizin eng zusammenarbeiten.“

Die nationale Ernährungsforschungslandschaft ist aufgrund der Interdisziplinarität der Forschungsfragen fragmentiert und im internationalen Vergleich ungenügend sichtbar. Die Gründe dafür sind vielschichtig und werden von Expert*innen vor allem in mangelnden personellen und finanziellen Ressourcen sowie einer fehlenden Bündelung von Forschungskapazitäten und Kompetenzen gesehen. Die derzeitigen gesellschaftlichen Herausforderungen erfordern jedoch ein Handeln und die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure.

Die DGE spricht sich in ihrem Positionspapier dafür aus, dass Organisationen der Forschungsförderung die Förderung von Verbundforschung verstärkt ermöglichen. Außerdem befürwortet die Fachgesellschaft zeitlich flexible und ausreichend lange Fördermöglichkeiten, damit längerfristige Beobachtungsstudien und multizentrische Interventionsstudien im Ernährungsbereich durchgeführt werden können.

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