„Ohne Schiri geht es bekanntlich nicht“: DANKE SCHIRI. Kreisehrungen in Karlsruhe und Sinsheim
Karlsruhe
Die SRVgg Karlsruhe nahm das Heimspiel des Karlsruher SC gegen den FC St. Pauli zum Anlass, ihre zwei diesjährigen Preisträger der Aktion „DANKE SCHIRI.“ in einem würdigen Rahmen zu ehren.
Der 64-jährige Edgar Mai vom TSV Reichenbach erhielt die Auszeichnung in der Kategorie Ü50. Er ist bereits seit seinem 16. Lebensjahr als Schiedsrichter im Einsatz und hat in den vergangenen fast fünf Jahrzehnten um die 1.500 Spiele geleitet sowie rund 700 Mal an der Linie gestanden. Für ihn hatte sein Hobby einen entscheidenden Anteil an der Entwicklung seiner Persönlichkeit: „Ich habe als junger Mensch schon gelernt, schnell Entscheidungen zu treffen und diese durchzusetzen, auch wenn es andere Meinungen gab.“ Da Mai sich selbst fußballerisch als „nicht talentiert“ betrachtet, bot ihm die Schiedsrichterei eine Möglichkeit, trotzdem erfolgreich zu sein. Neben der Aufgabe auf dem Platz engagierte sich Mai auch in der SRVgg in zwei Amtszeiten als Schriftführer. Heute hat er seine Freude daran, junge Schiedsrichter an der Seitenlinie mit seiner Erfahrung zu unterstützen. „Es freut mich, wie sich diese mit der Zeit weiterentwickeln und ihren Weg in höhere Spielklassen finden“, erklärt Mai seine Motivation. Das Beste bleiben für ihn jedoch die Erlebnisse vor, während und nach den Spielen: „Ich habe eine ganze Menge interessante Menschen kennengelernt und so viele Geschichten erlebt, an die ich mich immer wieder gerne erinnere“. Die Ehrung sieht Mai als „Würdigung seines Engagements“, aber keinesfalls als Abschluss. „Spaß und Freude an diesem Hobby bleiben mir erhalten und ich bin weiterhin gerne Schiedsrichter“, bekräftigt der 64-Jährige.
Die Frage nach seiner Motivation, Schiedsrichter zu sein, stellt sich Markus Augsburger manchmal augenzwinkernd auch selbst. Der Preisträger der Kategorie U50 vom FC 21 Karlsruhe hat dann aber auch gleich eine passende Antwort parat. Als interessierter Bundesliga-Zuschauer missfielen ihm häufig die Abseitsentscheidungen und er dachte sich: „Das kann ich besser!“ Da es ihm nach eigener Aussage an „fußballerischem Talent“ mangle, griff er eben zur Pfeife. Mittlerweile sieht er sein Hobby vor allem als Ausgleich zur Arbeit, für welche er auch weitere Vorteile sieht. „Schnelle Entscheidungen zu treffen, habe ich auf dem Platz gelernt und das hilft mir auch im Berufsleben weiter“, erklärt Augsburger. Seit knapp zehn Jahren lebt er seine Leidenschaft bereits auf dem Feld aus, zusätzlich engagiert er sich als SR-Pate, -Beobachter und Assistent junger Kolleg*innen. In seinem Verein wirbt Augsburger offensiv für SR-Nachwuchs, klärt erste Fragen und konnte so schon den ein oder anderen Neuling für die Schiedsrichterei begeistern. Mit einer Ehrung rechnete der 38-Jährige keineswegs, umso größer war die positive Überraschung. Schließlich freut sich Augsburger sehr darüber, „dass die erbrachte Leistung über das normale Maß gesehen und honoriert wird.“
Sinsheim
Die SRvgg Sinsheim ehrte Gerold Kriehuber vom TSV Steinsfurt in der Kategorie Ü50. Der 64-Jährige ist seit 1980 Schiedsrichter. Viele Jahre engagierte er sich ehrenamtlich bei der Schiedsrichter-Kartenausgabe und als Chaperon bei der TSG Hoffenheim. Kriehuber machte außerdem als kompetenter SR-Pate auf sich aufmerksam, weil er seine Schützlinge oftmals weit über die eigentlich vorgeschriebene Betreuung in der Anfangszeit hinaus begleitete. Als „sehr guten Repräsentanten des Schiedsrichterwesens“ bezeichnen ihn seine Kollegen. Als SR-Beobachter auf Kreisebene gibt Kriehuber vor allem im Rahmen von Jung-Schiedsrichter-Treffen seine Expertise an den Nachwuchs weiter. Erwähnenswert ist darüber hinaus auch sein Engagement im Förderverein der SRVgg Sinsheim, der „Sinsheimer Fußball Schiedsrichter 2020 e.V“, deren 1. Vorsitzender er ist. Bereits vor seiner Wahl trat Kriehuber als Initiator und Förderer der jährlichen Spendenaktion "3. Halbzeit" für Hilfsbedürftige in der Sinsheimer Region in Erscheinung. „Gerold stellt sich schon seit Jahrzehnten in den Dienst der SRVgg. Er hilft, wo Hilfe benötigt wird, sei es bei der Vorbereitung der Weihnachtsfeier oder dem Fahrdienst von minderjährigen Schiedsrichtern zum Spiel“, lobt Schriftführer Bernd Simmel Kriehubers Einsatz. Eigenschaften wie „Kritikfähigkeit, Entschlossenheit, Mut und Zuverlässigkeit“ bringt Kriehuber eng mit seinem Hobby an der Pfeife in Verbindung. „Für mich sind diese Tugenden essentiell für die Persönlichkeitsentwicklung. Körperliche Fitness, Bewegung im Freien, eine Aufwandsentschädigung und die Aussicht, auch in höheren Spielklassen zu pfeifen, sind für mich gute Gründe, Schiedsrichter zu werden“, wirbt er für Neulinge.
Ein „echtes Aushängeschild für die SRVgg“, ist laut Bernd Simmel der Sinsheimer Preisträger der Kategorie U50. Über diese Auszeichnung darf sich Markus Wieland vom FC Eschelbronn freuen. Seit knapp 30 Jahren ist er bereits als Unparteiischer in ganz Baden-Württemberg unterwegs, denn als ehemaliger Oberliga-Schiedsrichter reichte sein Wirkungskreis weit über die bfv-Verbandsgrenzen hinaus. Der 46-Jährige engagierte sich viele Jahre im SR-Ausschuss, unter anderem als Stellvertretender Vorsitzender und als Schriftführer. Ebenso wie Gerold Kriehuber war auch Wieland als Ausgeber der Schiedsrichterkarten und als Chaperon bei Heimspielen der TSG Hoffenheim im Einsatz. Besonders hervorzuheben ist sein Engagement für junge Kollegen: Als Gespannführer in der Kreisliga nimmt Wieland gerne Neulinge mit und erleichtert ihnen so den Einstieg in ihren Assistentenjob an der Linie. Erst vor kurzem hat er auch seinen Sohn Malte für die Schiedsrichterei begeistern können. Seinen Einsatz erklärt Wieland ganz pragmatisch: „Ohne Schiri geht es bekanntlich nicht.“ Seine eigentliche Motivation ergibt sich aber auch aus anderen Argumenten. „Es handelt sich um eine spannende Aufgabe, an der man auch persönlich wachsen kann“, ist sich Wieland sicher. „Denn auch ohne tatsächlich zu gewinnen, kann man Erfolge feiern, z.B. durch gute Spielleitungen oder indem man sich für höhere Klassen qualifiziert.“
In der Kategorie Frauen erhielt die erst 18-jährige Anna Pfister die Ehrung der SRVgg Sinsheim. Seit August 2020 ist Pfister für den TSV Helmstadt an der Pfeife aktiv und war im Finale des Sport-Lines-Pokal der Frauen in diesem Jahr bereits als Assistentin im Einsatz. Obwohl sie momentan an einem Kreuzbandriss laboriert, nimmt sich die junge Frau Zeit und steht jüngeren Unparteiischen bei Assistenteneinsätzen mit Rat und Tat zur Seite. Zuletzt schwappte Pfisters Begeisterung für die Schiedsrichterei auch auf ihren Bruder Moritz über, der ebenfalls die SR-Prüfung ablegte. Als regelmäßige Besucherin der angebotenen Lehrabende bildet sie sich stets weiter und bringt jüngere Kolleg*innen ohne eigene Fahrerlaubnis gerne zu den SR-Treffen mit. Pfister möchte mit ihrem Hobby einen Beitrag dazu leisten, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Sie sieht aber auch Vorteile für sich persönlich: „Durch die Schiedsrichterei werde ich selbstbewusster und durchsetzungsfähiger, was mich natürlich auch im privaten Leben weiterbringt. Gerade als Frau wird man häufig unterschätzt. Daher ist es schön, dass man manchen durchaus das Gegenteil beweisen kann.“ Pfister wirbt auch für mehr Verständnis für sich und ihre Schiedsrichterkollegen. „Gerade Fußballerinnen und Fußballer sollten die SR-Prüfung ablegen, um das Ganze selbst mal aus einer anderen Perspektive zu sehen und mehr Respekt vor der Aufgabe zu haben“, findet die 18-Jährige. Die Ehrung bedeute ihr „sehr viel“, vor allem weil sie „mein Engagement über die Leistungen auf dem Platz hinaus bewertet und das ist immer noch das Wichtigste.“
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