Familie & Kind

Personalmangel: Sozial- und Gesundheitsbranche gerät unter Druck

Angesichts erster Schließungen sozialer Einrichtungen wegen Personalmangels ruft die Diakonie Württemberg Politik und Sozialwirtschaft zu strategischen Maßnahmen auf. „Wir haben ein gesamtgesellschaftliches Problem und wir müssen bessere Voraussetzungen schaffen, die es ermöglichen, ausreichend Personal für die sozialen Dienste und Einrichtungen zu gewinnen. Auch müssen die Arbeitsbedingungen so sein, dass Menschen in sozialen Berufen gerne dort arbeiten und lange bleiben“, sagt Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg. Maßnahmen zur Personalgewinnung seien nur erfolgreich mit verbesserten Arbeitsbedingungen und der Flexibilität bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. In einem neuen Kompetenzzentrum Personalgewinnung bearbeitet die Diakonie diese Fragen.

Zwar habe die Diakonie in Württemberg selbst noch keine Einrichtung schließen müssen, es sei aber Realität, dass temporär etwa in Pflegeheimen nicht alle Plätze belegt werden können, weil Personal fehlt, so Dr. Kornelius Knapp, Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk Württemberg. Auch in den Diakonie-Sozialstationen könnten längst nicht mehr alle Anfragen bedient werden. Hilfebedürftige Menschen blieben schlimmstenfalls ohne Unterstützung, Dienste und Träger gerieten in finanzielle Engpässe. Knapp fordert, dass in Pflegesatzverhandlungen die gute tarifliche Bezahlung der freien Wohlfahrtspflege und pflegewissenschaftliche Methoden wie etwa die flächendeckende Einführung des Case-Managements Berücksichtigung finden.

Darüber hinaus müsse Personalgewinnung heute in einem internationalen Kontext gesehen werden. „Demografische Entwicklungen müssen global betrachtet werden“ stellt Noller fest. Der Personalnot im eigenen Land stehe eine große Anzahl junger Menschen im europäischen und außereuropäischen Ausland gegenüber, die Arbeit und Perspektive suchen. Die Chancen aus dieser Konstellation werden in einem internationalen Ausbildungsprojekt der Diakonie erfolgreich umgesetzt. Junge Menschen noch ohne Ausbildung aus Drittstaaten werden durch eine dreijährige Ausbildung für die diakonische Arbeit in der Pflege qualifiziert. Das Ausbildungsprojekt verbindet legale Migration mit beruflicher Qualifikation und sozialer Integration in die deutsche Gesellschaft. Dabei entzieht es den Herkunftsländern keine bereits ausgebildete Pflegefachkraft. Aber auch durch Kenntnisprüfungen für Menschen mit Abschlüssen im Ausland werden in der Diakonie Fachkräfte für den sozialen Bereich gewonnen. Allerdings stehen oftmals rechtliche und bürokratische Hürden dem Weg zur erfolgreichen Anstellung entgegen. „Diese sollten dringend abgebaut werden“ betont Noller, „damit Menschen, die gerne in sozialen Berufen bei uns arbeiten wollen, dies auch tun können.“ Auch deshalb begrüßt die Diakonie die geplanten Maßnahmen des Bundes zur Erleichterung des Aufenthalts und zur schnelleren Einbürgerung ausdrücklich.

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Über den Diakonisches Werk der evangelischen Kirche in Württemberg e.V.

Die Diakonie Württemberg ist die soziale Arbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Freikirchen. Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein Dachverband für 1.400 Einrichtungen mit fast 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.

Bundesweit sind rund 525.000 hauptamtlich Mitarbeitende und etwa 700.000 freiwillig Engagierte in der Diakonie aktiv. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland.

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