Schulleitungen enttäuscht von Umsetzung des DigitalPakts – „Gut gemeint, schlecht gemacht“
Das ergab eine Umfrage unter 356 Schulleiterinnen und -leitern an Gymnasien deutschlandweit, durchgeführt vom Deutschen Philologenverband in Kooperation mit der Bundesdirektorenkonferenz.
Aus Sicht der Schulleitungen ist das Antragsverfahren nach wie vor zu kompliziert. 80 Prozent der Schulleiterinnen und -leiter gaben an, dass sich das Verfahren nicht vereinfacht habe. 14 Prozent der Befragten gaben sogar an, dass sich an ihren Schulen immer noch ausschließlich Lehrkräfte nebenbei um die Instandhaltung der IT kümmern. Knapp 85 Prozent der Schulleitungen erhielten aber zusätzliche Hilfe von professionellen externen Dienstleistern. Nur fünf der insgesamt 356 befragten Schulleitungen konnten sagen, dass an ihren Schulen ausschließlich professionelle externe IT-Dienstleister zum Einsatz kommen. Allerdings beantworteten immer noch gut 20 Prozent der Schulleiterinnen und -leiter die Frage, ob alle Lehrkräfte an ihrer Schule ein digitales Endgerät bekommen haben, mit Nein. 44 Prozent erklärten sogar, dass ihre Referendarinnen und Referendare bislang kein Gerät erhalten haben.
An knapp 44 Prozent der befragten Schulen hat die Kommune den Lehrkräften digitale Endgeräte zur Verfügung gestellt, an mehr als 35 Prozent der Schulen hat der Dienstherr für diese Geräte gesorgt.
34 Prozent der Schulleitungen gaben an, dass an ihren Schulen keine stabile Datenverbindung verfügbar ist. Knapp die Hälfte der befragten Schulleiterinnen und -leiter gab außerdem an, dass die Datenverbindung nicht ausreichend sei.
92 Prozent der Schulleiterinnen und -leiter erklärten, dass die bereitgestellten Ressourcen (u.a. Arbeitszeit der Externen, Abminderungsstunden der Lehrkräfte) nicht ausreichen.
Arnd Niedermöller, Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz: „Der DigitalPakt hat eine Wunde offengelegt, die es an den Schulen schon immer gab: Wir werden zwischen Kommune/Schulträger und dem eigenen Dienstherrn (Land) bei manchen Sachverhalten aufgerieben. Im Falle des DigitalPakts kommt auch noch der Bund dazu. Das Bundesbildungsministerium und die Länder müssen begreifen, dass es nicht ausreicht, einfach Geld zur Verfügung zu stellen. Stattdessen muss man die, die es umsetzen, mit ins Boot holen. Die Gemeinden empfinden Geld vom Bund nicht als Segen, sondern als zusätzliche Arbeit, für die sie keine personellen Ressourcen haben. Der DigitalPakt ist gut gemeint, aber schlecht gemacht.“
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes: „Das Verharren im Status quo reicht nicht. Kultus- und Finanzpolitiker aus Bund, Ländern und Kommunen müssen an einen Tisch, um endlich funktionierende Abläufe für den zielgerichteten Mittelabfluss herzustellen. Es fehlen zudem Mindeststandards für die digitale Ausstattung jeder Schule, die unabhängig von der Finanzkraft der Kommune einzuhalten sind. Durch den Rost fallen ganz offensichtlich auch immer noch die angehenden Lehrkräfte: Denn selbstverständlich müssen alle jungen Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst mit einem digitalen Endgerät ausgestattet werden. Und die Gymnasien brauchen ihre Mathematik- und Informatiklehrer für den Unterricht und nicht für die Instandhaltung der IT.“
Die Umfrage wurde im November/Dezember 2022 unter insgesamt 356 Schulleitungen in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland online durchgeführt.
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