Wohnungseinbrüche: Bundesregierung streicht Präventionsprogramm
Zuwachs auch in zweiter Jahreshälfte erwartet
Die meisten Bundesländer rechnen auch für die zweite Jahreshälfte mit einem klaren Zuwachs, auch wenn die Statistik noch nicht vollständig ausgewertet ist. Bundesweit waren die Einbruchszahlen während der Pandemie deutlich gesunken. "Die Menschen arbeiteten häufig von zu Hause, was für ein Einbrecher ein erhöhtes Entdeckungsrisiko bedeutete", so ein Sprecher der Hamburger Polizei gegenüber "Report Mainz". Nun beobachte man wieder eine Zunahme an Einbrüchen.
Trotz dieser Zunahme hat die Bundesregierung ein millionenschweres Förderprogramm eingestellt, das über viele Jahre stark nachgefragt war. Hauseigentümer und Mieter, die etwa ihre Fenster einbruchssicher machen wollten, konnten über die Kreditanstalt für Wiederaufbau bis zu 1.500 Euro Förderung beantragen, finanziert aus dem Etat des Bundesbauministeriums. Mehr als 60.000-mal wurde der Zuschuss laut KFW im vergangenen Jahr ausgezahlt – insgesamt 38,8 Millionen Euro.
Klimaschutz statt Einbruchsprävention
Doch schon seit Sommer dieses Jahres können keine Anträge mehr gestellt werden. Die Fördermittel sind erschöpft und werden laut Bundesbauministerium auch nicht mehr aufgefüllt. "Im kommenden Jahr hat der Deutsche Bundestag einen anderen Förderschwerpunkt gewählt", sagt eine Sprecherin auf Anfrage des ARD-Politikmagazins. Das Geld gehe jetzt in andere Bereiche, etwa in den Klimaschutz.
Die wohnungspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Christina-Johanne Schröder, erklärte gegenüber "Report Mainz", die Entscheidung innerhalb der Koalition sei im Einvernehmen gefallen. Man habe "keine Forderung vernommen, dass es des Produkts unbedingt noch bedarf", so die Bundestagsabgeordnete. Die SPD-Fraktion ließ eine Anfrage von "Report Mainz" unbeantwortet, die FDP will sich nicht äußern.
Widerspruch kommt vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK): "In diesen Zeiten brauchen wir vor allem mehr Präventionsförderung, nicht weniger", sagte Eike Bone-Winkel, stellvertretender Bundesvorsitzender des BDK. "Es geht am Ende um ein Mehr an Sicherheit." Die Jahre vor der Corona-Pandemie seien ein Beweis dafür.
Prävention zahlt sich aus
Seit dem Jahr 2016 waren die Einbruchs-Straftaten stetig gesunken. Von rund 151.000 auf mehr als 87.000 im Jahr 2019. "Das war auch eine Folge der Beratungsarbeit der Polizeien", sagt die Kriminologin Gina Wollinger im Gespräch mit "Report Mainz". Sie forscht an der Hochschule der Polizei in NRW seit Jahren auch zu Wohnungseinbrüchen. "Wir sehen an den Zahlen auch, dass immer mehr Täter bei ihrem Einbruchsversuch scheitern. Etwa an einbruchssicheren Türen oder Fenstern."
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