Mobilitätsgipfel im Kanzleramt: VKU warnt vor Spaltung in urbane Ballungszentren mit Schnelllade-Hubs und ländliche Regionen ohne Ladesäulen
„Wir begrüßen, dass die Bundesregierung mehr Tempo in die Verkehrswende bringen will“, so Liebing und ergänzte: „Kommunale Unternehmen sorgen bereits heute für eine Grundversorgung an Ladeinfrastruktur.“ Bei den Investitionen seien sich die kommunalen Unternehmen bewusst, dass oft keine unmittelbare Wirtschaftlichkeit gegeben ist. „Trotzdem ist die Verkehrswende eine gesamtgesellschaftliche Herkulesaufgabe, die wir als dringend notwendige Investition in den Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit sehen müssen“, sagte Liebing.
Mehr Elektromobilität dank Spitzenglättung
Intelligentes Lademanagement beim Aufladen von Elektrofahrzeugen sollte den Ausbau der Elektromobilität in Deutschland deutlich beschleunigen. „Durch das gesteuerte Laden können bis zu vier Mal mehr Elektrofahrzeuge kurzfristig in das bestehende Stromnetz integriert und zugleich das Stromnetz stabil gehalten werden“, sagte Liebing. Die so genannte Spitzenglättung beschreibt einen Prozess, der es Stromnetzbetreibern erlaubt, den Stromverbrauch von Elektroautos beim Ladevorgang zu verringern und auf längere Zeiträume auszudehnen, damit das örtliche Stromnetz nicht überlastet wird.
Der VKU spricht sich dafür aus, dass – bildlich beschrieben – der örtliche Netzbetreiber für temporäre Tempolimits im Stromnetz und damit einen besseren Verkehrsfluss sorgen darf, bevor es zu langen Staus oder Baustellen kommt. Klar ist, dass für die Verkehrswende und die vielen zusätzlichen Wallboxen das Stromnetz weiter massiv ausgebaut werden muss. Dabei betrachten sich die Netzbetreiber als Ermöglicher der Elektromobilität, nicht ganz ohne Eigeninteresse: „Schließlich verdienen sie mit dem Netzausbau Geld“, so Liebing.
Kritik an Rosinenpickerei
Aktuelle Medienberichte, wonach nun auch einer der größten deutschen Automobilbauer ein globales Schnellladenetzwerk errichten will, begrüßt der VKU. „Für ein engmaschiges Ladenetzwerk brauchen wir die Zusammenarbeit aller Beteiligten und vor allem in dünn besiedelten Gebieten noch erhebliche Investitionen“, sagte Liebing. Bisher seien es überwiegend die Stadtwerke und kommunalen Unternehmen gewesen, die in diesen Gebieten Engagement gezeigt hätten. Eine schnelle und erfolgreiche Verkehrswende könne nicht ausschließlich auf Rosinenpickerei aufgebaut werden, also der Errichtung von profitable Schnelllade-Hubs entlang von Autobahnen.
Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt über 1.500 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit rund 283.000 Beschäftigten wurden 2019 Umsatzerlöse von 123 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 13 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 62 Prozent, Gas 67 Prozent, Trinkwasser 91 Prozent, Wärme 79 Prozent, Abwasser 45 Prozent. Sie entsorgen jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen durch getrennte Sammlung entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 67 Prozent die höchste Recyclingquote in der Europäischen Union hat. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren sich im Breitbandausbau: 203 Unternehmen investieren pro Jahr über 700 Millionen Euro. Beim Breitbandausbau setzen 92 Prozent der Unternehmen auf Glasfaser bis mindestens ins Gebäude. Wir halten Deutschland am Laufen – klimaneutral, leistungsstark, lebenswert. Unser Beitrag für heute und morgen: #Daseinsvorsorge. Unsere Positionen: 2030plus.vku.de.
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