Wenn junge Knochen Hilfe brauchen
Wo liegen die Besonderheiten der Kinderorthopädie?
Die Kinderorthopädie ist eigentlich die „Wiege“ der Orthopädie für Erwachsene. Darauf deutet übrigens auch schon der Wortsinn hin, denn Orthopädie bedeutet übersetzt „die Lehre vom aufrechten Kind“. In diesem Fach geht es häufig um Erkrankungen der Knochen und Gelenke, die ihren Ursprung in der Kindheit haben, auch wenn die Beschwerden und Schmerzen erst im Erwachsenenalter auftreten. Es gilt also, die Symptome möglichst frühzeitig zu erkennen und wenn möglich schon in jungen Jahren zu behandeln. Denn in diesem Stadium reicht häufig eine konservative Behandlung oder ein schonender kleiner Eingriff zur Wachstumslenkung aus.
Welche orthopädischen Krankheitsbilder treten bei Kindern besonders häufig auf?
Im Rahmen ihrer Entwicklung zeigen Kinder häufig Besonderheiten, die in einem anderen Alter als Krankheit zu werten wären. Babys etwa haben bei der Geburt O-Beine, bei Laufbeginn bis ins Kleinkindalter verändern sie sich zu ausgeprägten X-Beinen, die sich dann bis ins Erwachsenenalter regulieren. Hier muss zwar nur in seltenen Fällen eingegriffen werden, Eltern beschäftigt das Thema aber sehr. Das gilt auch für den sogenannten Knicksenkfuß, der bei Kleinkindern normal ist und nur behandelt werden muss, wenn er sich im Verlauf der Zeit nicht bessert. Häufig tritt auch die (angeborene) Hüftdysplasie auf, die aber schon länger sehr gut mit Hilfe von Ultraschall erkannt und konservativ therapiert werden kann.
Gibt es bestimmte Tendenzen hinsichtlich orthopädischer Erkrankungen bei Kindern?
Bekannt ist, dass Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität im Kindesalter zunehmend ein Thema sind. Dabei verschlechtern sich sämtliche Auffälligkeiten des Bewegungsapparates durch das „Mehrgewicht“ und eine schlecht ausgebildete Muskulatur, die nicht gefordert wird. Während der Corona-Pandemie konnten wir zudem beobachten, dass die geringe Aktivität im Freien zu einem vermehrten Auftreten von Vitamin-D-Mangel-Rachitis bei Kindern führte. Dabei werden die Knochen aufgrund des fehlenden Nährstoffes weicher, was zu Fehlstellungen und Schmerzen führen kann.
Worauf können Eltern bei ihren Kindern achten?
Um harmlose Auffälligkeiten während des Wachstums von beginnenden Krankheiten zu unterscheiden sind die regelhaften Vorsorgetermine beim Kinderarzt ein entscheidender Faktor. Darüber hinaus sind Schmerzen und Beschwerden sicherlich immer ein Grund für eine außerplanmäßige Vorstellung beim Kinderarzt. Hier können erste Fragen geklärt und Untersuchungen vorgenommen werden. Bei weiterem Bedarf können die KollegInnen an uns Kinderorthopäden überweisen.
Was tut Kinderknochen gut?
Allgemein raten wir zu regelmäßiger körperlicher Aktivität und das am besten draußen in der Natur. Bewegung stärkt die Knochen und Gelenke und baut Muskulatur auf, die wiederum die Knochen schützt. Schon im Kleinkindalter gibt es regelmäßige gemeinsame Bewegungsangebote wie etwa Eltern-Kind-Turnen. Ab etwa vier Jahren sollte das Schwimmen lernen auf dem Zettel stehen, zu einen, weil es (über)lebenswichtig ist und weil die Bewegung im Wasser dem ganzen Körper guttut. Wiederkehrende Aktivitäten wie wöchentliches Bahnen schwimmen (etwa eine halbe Stunde) oder alternativ längere Fahrradtouren von rund zwei bis drei Stunden fördern die Beweglichkeit, Ausdauer und Knochengesundheit. Die Kinder sollten natürlich Spaß daran haben, nur so lässt sich das langfristig aufrechterhalten. Eltern können das unterstützen, indem sie daraus gesellige Rituale mit der Familie machen.
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