Wichtige Meilensteine des Projekts „Hamburg dekolonisieren!“
Symposium „Memory in Motion“
Bis heute fehlt in Deutschland ein angemessener Erinnerungsort für das Gedenken an und die Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus und seinen Folgen. Im Koalitionsvertrag des Bundes ist festgeschrieben, „ein Konzept für einen Lern- und Erinnerungsort Kolonialismus“ zu entwickeln. Als ein Teilvorhaben des Gesamtprojektes „Hamburg dekolonisieren!“ hat es die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) in Kooperation mit der Behörde für Kultur und Medien übernommen, die Diskussion um einen solchen Erinnerungsort in Deutschland mit anzustoßen. Vom 26. bis 28. Januar 2023 findet nun in Hamburg unter dem Titel „Memory in Motion“ ein international besetztes Symposium statt, das erste Ideen für einen solchen Ort entwickeln soll. Gemeinsam mit dem Beirat zur Dekolonisierung Hamburgs und in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb, Decolonize Berlin e.V., Dekoloniale – Erinnerungskultur in der Stadt und der Stiftung Stadtmuseum Berlin hat die SHMH zu „Memory in Motion“ etwa 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Künstlerinnen und Künstler sowie Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft zu dem Auftakttreffen eingeladen. Geplant ist, mit „Memory in Motion“ ein längerfristig arbeitendes Netzwerk zu gründen. Ziel des Netzwerks ist es, bis Ende 2023 in Abstimmung mit weiteren Städten und Bundesländern die Debatte über einen zentralen oder dezentralen „Lern- und Erinnerungsort Kolonialismus“ zu befördern und hierbei auch internationale Stimmen einzubeziehen.
Austragungsort der Tagung ist der Community-Space „Eeden“ in Altona Nord. Zur Eröffnung sprechen unter anderem Kultursenator Dr. Carsten Brosda, Peggy Piesche von der Bundeszentrale für politische Bildung und Dr. Andreas Görgen, Amtschef bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Berlins Kultursenator Klaus Lederer wird mit einer Grußbotschaft per Video vertreten sein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden sich von Donnerstag bis Samstag austauschen, vernetzen und zu Arbeitsgruppen zusammenschließen, die im Lauf des Jahres bei weiteren (digitalen) Treffen jeweils einzelne Themenbereiche vertiefen. Ende 2023 soll die Abschlusstagung zu „Memory in Motion“ in einem öffentlichen Rahmen stattfinden.
Vertreterinnen und Vertreter der Presse, die am Donnerstag, 26. Januar 2023 von 10 bis 11.30 Uhr am Auftakt teilnehmen wollen, melden sich bitte bis Mittwoch, 25. Januar 2023, unter matthias.seeberg@presse.shmh.de oder Enno.Isermann@bkm.hamburg.de an.
Wettbewerbsstart zur Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals
Auch ein weiteres Teilprojekt, das im Rahmen der Initiative „Hamburg dekolonisieren!“ von der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) in Kooperation mit der Behörde für Kultur und Medien umgesetzt wird, geht nun in die nächste Phase. Mit der Veröffentlichung der Wettbewerbsunterlagen hat jetzt der Wettbewerb zur Kontextualisierung des Hamburger Bismarck-Denkmals im Alten Elbpark offiziell begonnen. Ziel des internationalen Ideenwettbewerbs „Bismarck neu denken“, der sich an Künstlerinnen und Künstler und Architektinnen und Architekten weltweit richtet, ist es, eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Denkmal, seiner Geschichte und seiner Topografie zu eröffnen. Die Wettbewerbsunterlagen sind über das büro luchterhandt & partner zu erhalten, von dem das Verfahren betreut wird: über www.luchterhandt.de oder per E-Mail über shmh@luchterhandt.de. Das Exposé zur Ausschreibung mit dem Zeitplan finden Sie in fünf verschiedenen Sprachen ebenfalls auf der Seite www.luchterhandt.de.
Bereits 2021 fanden mehrere Workshops statt, in denen gemeinsam mit internationalen Expertinnen und Experten über Möglichkeiten des zukünftigen Umgangs mit dem Denkmal diskutiert wurde. Im August 2022 wurde ein erstes Exposé zur Wettbewerbsaufgabe veröffentlicht, um möglichst breit auf den nun beginnenden Wettbewerb aufmerksam zu machen. Das Wettbewerbsverfahren hat zwei Phasen: Im ersten Schritt können alle interessierten Künstlerinnen und Künstler und Architektinnen und Architekten ihre Ideen entwickeln und Exposés einreichen. Eine unabhängige Fachjury, bestehend aus Expertinnen und Experten aus Kunst, Kultur, Architektur und Geschichte, aus Vertreterinnen und Vertretern von Initiativen, aus Akteurinnen und Akteuren aus ehemaligen deutschen Kolonien sowie aus international tätigen Künstlerinnen und Künstlern und Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft, wird dann über eine Auswahl an Teilnehmenden für den zweiten Teil des Wettbewerbs entscheiden, in dem die Entwürfe weiter ausgearbeitet werden. Mitte 2023 soll die Jury dann über den Siegerentwurf entscheiden.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Hamburg schreitet mit der Aufarbeitung des kolonialen Erbes weiter voran. Nach der Eigentumsübertragung der Benin-Bronzen Ende des letzten Jahres folgen nun wichtige weitere Schritte in der Umsetzung des Projektes ‚Hamburg dekolonisieren!‘. In Deutschland fehlt bis heute ein übergeordneter Denk- und Erinnerungsort für den Kolonialismus. Um diese Lücke zu schließen, braucht es nicht nur Ideen, sondern eine gesellschaftliche Verständigung und die Vernetzung derer, die sich teils seit Jahrzehnten, an unterschiedlichen Orten für die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit engagieren.
Ich freue mich, dass Hamburg eine Plattform für dieses Netzwerk bieten und seine Perspektive als ehemalige koloniale Handelsmetropole neben allen anderen in die internationale und bundesweite Diskussion einbringen kann. Auch bei dem weiteren Projekt zur Aufarbeitung unseres kolonialen Erbes gehen wir nun mit dem Start des Wettbewerbs zur Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals einen wichtigen Schritt weiter. Ich bin gespannt auf die künstlerische Auseinandersetzung mit der vielschichtigen Person Bismarcks und ihrer Bedeutung für unsere Geschichte. Es geht darum, dass wir uns als Gesellschaft die Chance geben, uns aus heutiger Perspektive zum Denkmal und zu seiner Historie zu verhalten.“
Prof. Dr. Hans-Jörg Czech, Vorstand und Direktor der SHMH: "Mit den beiden Teilprojekten ‚Bismarck neu denken‘ und ‚Memory in Motion‘ starten zwei Meilensteine der Initiative ‚Hamburg dekolonisieren!‘, mit denen die Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe der Stadt Hamburg fortschreitend in einem nationalen und internationalen Kontext verortet werden kann. Ich freue mich sehr, dass wir als Verbund der stadthistorischen Museen Hamburgs mit der Schaffung des Rahmens für diese wichtigen Formen der Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit eine bedeutende Rolle spielen können. Schon seit einer Reihe von Jahren sammeln unterschiedlichste internationale Akteurinnen und Akteure Erkenntnisse und Erfahrungen bei der Aufarbeitung von Kolonialgeschichte.
Die Workshop-Reihe ‚Memory in Motion‘ soll einen Denk- und Diskursraum eröffnen, in dem es gelingen kann, diese zusammenzuführen und zum Bestandteil eines gesamtgesellschaftlichen Prozesses der Entwicklung eines Lern- und Erinnerungsortes zum Kolonialismus in Deutschland zu machen. Aus den unterschiedlichen Perspektiven werden sich auch für die aktuelle Auseinandersetzung der Stadt Hamburg und unserer Museen mit dem kolonialen Erbe wichtige Impulse und Leitlinien ergeben. Der internationale Wettbewerb zur kritischen Kontextualisierung des Bismarck-Denkmals ist im Rahmen des Projekts ‚Hamburg dekolonisieren!“ ein wichtiger Schritt, um die bereits von verschiedenen Gruppen und Institutionen der Stadt angestoßene Diskussion über das topografisch zentral gelegene, markante Denkmal in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen und fortzuführen. Ich bin sehr gespannt auf die Ideen und Entwürfe und freue mich, dass diese in der zweiten Jahreshälfte 2023 in Form einer Ausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte präsentiert werden können.
Der nun eröffnete Wettbewerb ‚Bismarck neu denken‘ und der Auftakt zur international besetzten Denkwerkstatt ‚Memory in Motion‘ stellen für die SHMH eine konsequente Fortsetzung der Auseinandersetzung mit den vielfältigen Verflechtungen des Kolonialismus mit der Hamburger Stadtgeschichte, aber auch mit deren Zusammenhängen mit der Geschichte Deutschlands dar. Unser Anliegen ist es dabei, mit zusätzlichen Plattformen und unterschiedlichen Zugängen die Diskussion über geeignete post- und dekoloniale Formen des Erinnerns und Gedenkens und das Thema selbst in der Gesellschaft zu verankern. Hierfür wollen wir Anlässe und Möglichkeiten für Austausch und Begegnungen schaffen.“
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