Wird uns das Recht auf Bildung in Teilen verwehrt?
“Bei der Bilanz der Schulleiter kommt man zu der Frage, ob solche drastischen Probleme einen direkten Einfluss auf die Zukunft unserer Generation nehmen. Natürlich verschlechtert der Lehrkräftemangel die Qualität der Bildung noch weiter. Dementsprechend bekommen wir nicht die Bildung, die uns eigentlich zusteht und die wir brauchen. Es fängt schon an den Grundschulen an. Wenn grundlegende Fähigkeiten, wie Lesen, Schreiben oder Kopfrechnen nicht angemessen beigebracht werden können, hat das dramatische Auswirkungen für die restliche Schulzeit,” sagt Malte Kern, Vorsitzender des Niedersächsischen Landesschülerrates.
Hinzu kommt, dass das vermehrte Aufkommen von Lernrückständen bei Schülern aus sozial benachteiligten Lagen zeigt, dass unser Bildungssystem alles andere als gerecht ist. Wenn Fördermittel Schulen in solchen Bereichen nicht erreichen, kann man diesen Status Quo nicht verändern. Eine solche Ungerechtigkeit darf nicht sein.
“Dass Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligter Lage in Ihrer Bildung Nachteile erfahren, können wir so nicht hinnehmen. Bildung ist ein Recht, welches allen in gleicher Form zusteht, unabhängig von der sozialen Lage. Es müssen zeitnahe Maßnahmen ergriffen werden, um diese Chancenungleichheit zu beenden.” sagt Louisa Basner, stellvertretende Vorsitzende des Landesschülerrates Niedersachsen. Aber Schulen haben nicht nur damit zu kämpfen. Auch zeigt die Umfrage, dass mehr als die Hälfte aller Schulen den Bedarf an psychosozialer Versorgung nicht decken kann. Besonders nach der Pandemie sind Schüler psychisch sehr belastet, dass nun selbst an den Schulen oft keine Hilfe angeboten werden kann, ist nicht akzeptabel. Auch sehen die Schulleitungen einen hohen Bedarf für Fortbildungen für Lehrkräfte im Umgang und der Thematik mit psychosozial belasteten Schülern.
"Jugendliche leiden seit der Pandemie noch stärker an psychosozialen Problemen. Wir sehen hierbei eines der wichtigsten Probleme des Schulsystems, denn die Gesundheit von Schülern sollte an höchster Stelle stehen.
Die Lernrückstände in Verbindung mit dem Festhalten an den Umfängen der Curricula verstärken die Situation. Wir benötigen endlich Maßnahmen, um Schülern mit psychosozialen Problemen helfen zu können und den Umgang in Schulen mit diesem Thema zu erleichtern.“ sagt Louisa Basner, stellvertretende Vorsitzende des Landesschülerrates Niedersachsen.
Aus der Umfrage lässt sich auch feststellen, dass die Beschulung von geflüchteten sowie zugewanderten Kindern eine untergeordnete Rolle bei der Belastung unseres Schulsystems spielt. Auch wenn viele Schulen keine Kapazität mehr für zugewanderte Schüler sehen, wird Integration bei sehr wenigen als Belastung empfunden. Daraus ergibt sich auch ein Vorwurf an die Politik. Es darf nicht sein, dass Debatten über unsere Schulen von rassistischen Vorurteilen dominiert werden. Der Fokus muss auf den eigentlichen Problemen liegen. In diesem Sinne möchten wir uns auch von den Aussagen des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz zum Thema Zuwanderung in der Schule distanzieren. Kinder mit Migrationshintergrund führen sich nicht wie “kleine Paschas” auf, sondern können unseren Unterricht mit ihren Hintergründen bereichern.
“Aus dieser Umfrage, welche vorhergegangene Erkenntnisse nur noch untermauert, müssen endlich die richtigen Taten folgen. Expertenmeinungen müssen gehört werden. Es muss ein langfristiges Konzept erarbeitet werden, damit der Beruf der Lehrkraft dauerhaft attraktiv wird, um genug neue Lehrkräfte zu gewinnen. Außerdem müssen Fachkräfte in der Verwaltung von Schulen statt Lehrkräfte eingesetzt und pädagogischen Assistenzkräfte an Schulen etabliert werden. Besonders die Bildungsgerechtigkeit darf dabei nicht vergessen werden. Jeder Schüler wird natürlich noch beschult und jedem Schüler wird sein Recht auf Bildung gewährt, aber die Lage ist schon drastisch genug. Lassen wir es bitte nicht so weit kommen, dass wir unsere Leitfrage bejahen müssen,” Malte Kern, Vorsitzender des Niedersächsischen Landesschülerrates
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