ZOPI Q4/2022: Die Preisspirale im Onlineprint dreht sich weiter nach oben
Bevor 2023 richtig Fahrt aufnimmt, gilt es, mit dem neuesten ZOPI noch einmal einen Blick auf das zurückliegende Jahr zu werfen. Während die Corona-Pandemie und die damit einhergegangenen Maßnahmen Schritt für Schritt zurückgefahren wurden, hat der Krieg in der Ukraine die Wirtschaft in Deutschland und der Welt in ihren Grundfesten erschüttert – und wird es vermutlich auch im neuen Jahr tun.
Vor allem die explodierenden Energiepreise haben bei Privathaushalten und Unternehmen gleichermaßen die Diskussion bestimmt – da hat auch das letzte Quartal 2022 keine Ausnahme gemacht. Energieprodukte wurden über das gesamte Jahr gesehen im Durchschnitt um 34,7 % teurer, wie das Statistische Bundesamt jüngst bekanntgab. Dabei war Energie schon im Jahr 2021 um 10,4 % teurer als im Vorjahr.
Insgesamt ist die Inflation in Deutschland zwar Ende Dezember um 0,8 Prozentpunkte gesunken, befindet sich mit +8,6 % aber noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Über das gesamte Jahre berechnet lag sie 2022 bei +7,9 % und damit deutlich über dem Wert von +3,1 % im Jahr zuvor.
Das geht auch an den Unternehmen der Druckindustrie nicht spurlos vorbei, wie das Konjunkturtelegramm des Bundesverbands Druck und Medien regelmäßig zeigt. Zwar blieb die Einschätzung zum Geschäftsklima zuletzt auf dem Niveau des Vormonats, doch wurde die Geschäftslage an sich erneut schlechter bewertet. In das neue Jahr blickten die Unternehmen zugleich positiver.
Doch wie haben sich die Onlinedruckereien im vierten Quartal 2022 geschlagen? Allgemein gilt, jetzt wie auch schon zuletzt, dass Unternehmen, die sich frühzeitig digital transformiert haben, resilienter gegenüber den Entwicklungen im Markt sind und sich schneller und flexibler anpassen können. Reagieren auf die gestiegenen Preise von Energie und Rohstoffen mussten sie dennoch wie alle anderen auch. Aber was heißt das konkret? Das zeigt der aktuellste Zipcon Onlineprint Preis Index.
Nach leichter Stagnation dreht die Preisspirale wieder nach oben
Ende September 2022 sah es noch so aus, als hätten die Preise für die im ZOPI untersuchten Druckprodukte ihr Maximum erreicht, ja sogar bereits überschritten. Doch das, was wie der Beginn eines Plateaus aussah, war im Rückblick nur eine kurze Verschnaufpause. Schon im Oktober zogen die Preise bei fast allen im ZOPI erfassten Anbietern erneut an, beim Warenkorb sogar noch deutlicher als bei Flyern. Doch eins nach dem anderem.
Detailbetrachtung Flyer
Der Zipcon Onlineprint Preis Index erfasst in der Produktgruppe Flyer insgesamt neun Anbieter: Vistaprint, Wir-machen-Druck, Unitedprint/print24, Onlineprinters, Flyeralarm, Saxoprint, Onlinedrucken, Redprintgroup sowie sourc-e. Angefragt wird bei allen ein Auftrag mit 10.000 Flyern im Format Din A5, beidseitig vierfarbig bedruckt und auf 135-g-Papier glänzend. Die durchschnittliche Preissteigerung für diesen Auftrag lag Ende September noch bei 25,17 % gegenüber dem Indexwert vom Juni 2020 – und kletterte danach erneut nach oben: Im Dezember lag er um 2,35 Prozentpunkte höher bei 27,52 %.
In der Detailbetrachtung fällt das Bild deutlich durchwachsener aus: Während Unitedprint/print24 mit 58,12 % im Dezember die höchste Preissteigerung für die 10.000 Flyer im Vergleich zum Indexwert aufgerufen hat (September: 40,98 %), markierte Vistaprint mit -12,43 % (September: -0,18 %) den Minimumwert gegenüber des Starts der Erhebung vor über zwei Jahren. Zwischen diesen beiden extremen sortieren sich im Dezember in absteigender Reihenfolge Wir-machen-Druck mit 39,10 % (September: 30,55 %), Saxoprint mit 34 % (September: 36,38 %), Onlineprinters mit 31,7 % (September: 28,63 %), sourc-e mit 29,20 % (im September: 29,20 %) und Onlinedrucken mit 28,41 % (September: 20,52 %) ein. Lediglich die Redprintgroup mit einem Wert von 21,13 % (September: 21,13 %) sowie Flyeralarm mit 18,43 % (September: 14,09 %) lagen im Dezember unterhalb des Durchschnittswertes.
Zweithöchster Wert seit der Erhebung des Zipcon Onlineprint Preis Indexes
Übrigens: Höhere Abweichungen vom Startwert im Juni 2022 – und zwar in beide Richtungen – hatte es nur im Monat davor, nämlich im November 2022 und damit mitten im Weihnachtsgeschäft gegeben. Hier lag der durchschnittliche Preis für 10.000 Flyer 28,77 % über dem Indexwert, während sich die verschiedenen Anbieter zwischen dem Maximum von 62,27 % (Unitedprint/print24) und dem Minimum von -17,25 % (Vistaprint) bewegten. Mit der Politik, die Preise sogar gegenüber dem Startwert von Juni 2020 noch einmal deutlich abzusenken, stand Vistaprint im letzten Jahr fast komplett allein dar. Nur ein einziger Anbieter notierte im Januar 2022 ebenfalls mit einem leichten Minus im Vergleich zum Indexwert, wohingegen Vistaprint nun seit Juni 2022 konstant einen deutlich niedrigeren Preis für die 10.000 Flyer aufruft als noch zwei Jahre zuvor.
Preisentwicklung im Warenkorb zeigt ebenfalls leicht nach oben
Eine ähnliche Entwicklung wie bei den Flyern lässt sich auch bei den sieben Anbietern erkennen, die der ZOPI regelmäßig für den Warenkorb erfasst: Wir-machen-druck, Unitedprint/print24, Onlineprinters, Flyeralarm, Saxoprint, Onlinedrucken und die Redprintgroup. Der Warenkorb umfasst zusätzlich zu den 10.000 Flyern im Format Din A5 auch Broschüren (32 Seiten, Din A4, geheftet, beidseitig bedruckt) und Visitenkarten (4/4-farbig, ohne Veredelung).
Auch bei den Preisen für den Warenkorb ging die Entwicklung nach einer leichten Stagnation im dritten Quartal, im vierten wieder nach oben: Der durchschnittliche Preis stieg von 26,60 % im September auf 33,46 % im Dezember. Mit einer Erhöhung der Preise um 56,46 % gegenüber der ersten Erhebung dieser Produktekategorie im November 2020 setzte auch hier Unitedprint/print24 den Maximumwert. Im September hatte dieser Wert noch bei 40,98 % gelegen. Die niedrigste Steigerung unter allen Anbietern belief sich im Dezember 2022 auf 21,37 % und wurde von Flyeralarm gesetzt, die im Vergleich zum September (26,54 %) ihre Preise wieder leicht senkten.
Zwischen der höchsten und niedrigsten Preissteigerung im Dezember sortieren sich die fünf anderen Anbieter wie folgt ein: wir-machen-druck mit 35,47 % (September: 29,38 %), Saxoprint mit 34,67 % (September: 35,01 %), Onlinedrucken mit 33,60 % (September: 27,99 %), Redprintgroup mit 28,17 % (September: 28,17 %) und Onlineprinters mit 24,50 % (September: 24,29 %).
Spanne zwischen Minimum und Maximum wird größer
Bei genauerem Blick auf die Zahlen wird sichtbar, dass auch in Sachen Warenkorb der November mit einem Plus von 34,97 % der für die Kunden teuerste Monat war. Mit seinen 33,46 % rangiert der Dezember 2022 allerdings direkt dahinter auf Platz 2.
Grafik und Zahlen bestätigen damit aber nur, was wohl jeder – egal ob Unternehmer oder Privathaushalt – mit dem Jahr 2022 verbinden wird: enorme Preissteigerungen in allen Bereichen auf Grund des Ukrainekrieges. Schließlich wird Energie überall benötigt – da machen die Unternehmen der Druckindustrie sowie die Papierhersteller keine Ausnahme, ganz im Gegenteil, sie sind besonders energieintensiv.
Auffällig ist zudem, dass die Spanne zwischen den niedrigsten Preisanpassungen und den höchsten, also zwischen Maximum-Wert und Minimum-Wert, vor allem im letzten Quartal des Jahres größer geworden ist. Das gilt sowohl für die Betrachtung der Flyer wie auch für die Betrachtung des Warenkorbes. Das deutet darauf hin, dass die Onlinedruckereien die gestiegenen Kosten zunehmend unterschiedlich stark an die Kunden weitergeben. Es dürfte spannend sein, diese Entwicklung weiter zu beobachten.
Was das neue Jahr bringt
Für das Gesamtjahr 2022 hat das Statistische Bundesamt gerade ein reales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,9 % bekanntgegeben. Die Wirtschaftsleistung habe damit erstmals wieder über dem Wert vom Jahr 2019 gelegen. Die befürchtete Rezession sei damit vorerst abgewendet, bzw. hätten sich die Chancen, dass Deutschland um eine solche Rezession vorbeikommt, vergrößert. Gleichwohl, die Sorgen darum werden die Wirtschaftsunternehmen auch 2023 weiter begleiten.
Darum gilt es, auch in den nächsten Monaten wachsam zu bleiben und auf Entwicklungen schnell zu reagieren. Das wird – so zeigt es die Erfahrung der letzten Jahre – vor allem den Unternehmen gelingen, die ihre Geschäftsmodelle und Vertriebswege bereits digital transformiert und ihre Prozesse automatisiert haben. Eine Erfolgsgarantie ist das freilich nicht. Denn auch Onlinedruckereien, die in Sachen Digitalisierung bereits vorn mit dabei sind, dürfen nicht nachlassen, weiterzudenken und sich mit Entwicklungen und Zukunftsthemen zu beschäftigen.
Welche das sein könnten und womit sich Druckereien meiner Meinung nach auseinandersetzen sollten, das hatte ich bereits zum Jahreswechsel auf beyond-print.de beschrieben. Ausführlich darüber sprechen sollten wir aber am besten live – zum Beispiel auf dem Online Print Symposium 2023 am 23. und 24. März im Munich Science Congress Center in München. Sehen wir uns?
Über den ZOPI – Zipcon Onlineprint Preis Index
Mit dem Zipcon Onlineprint Preis Index, kurz ZOPI, hat das Essener Beratungsunternehmen zipcon consulting ein Trendbarometer entwickelt, das erstmals die Preisentwicklungen im Onlineprint-Markt unter die Lupe nimmt. Dazu wurden zwei Cluster gebildet: Eines betrachtet einen Standardauftrag über 10.000 Flyer im Format DIN A5, beidseitig vierfarbig bedruckt, auf 135-Gramm Papier, glänzend. Angefragt wird der Auftrag bei neun Onlinedruckereien: Vistaprint, Wir-machen-Druck, Unitedprint/print24, Onlineprinters, Flyeralarm, Saxoprint, Onlinedrucken, Redprintgroup sowie sourc-e. Das zweite Cluster stellt einen Warenkorb in den Mittelpunkt, der zusätzlich zu den Flyern noch Broschüren und Visitenkarten umfasst. Dieser Auftrag wird bei Wir-machen-druck, Unitedprint/print24, Onlineprinters, Flyeralarm, Saxoprint, Onlinedrucken und der Redprintgroup kalkuliert.
Die Preise werden wöchentlich erfasst. Zipcon bildet auf dieser Basis die Durchschnittswerte für jeden Monat und stellt die prozentuale Veränderung gegenüber dem Indexwert dar. Der Indexwert für das Cluster Flyer stammt vom Juni 2020. Der Indexwert für den Warenkorb vom November 2020. Damit spiegelt der ZOPI die Veränderungen der Preise im Onlineprint über den gesamten Zeitraum bis heute wider – und setzt sie in der anschließenden Auswertung in den Kontext der Entwicklungen am Markt und in der Gesamtwirtschaft. Eine ausführliche Betrachtung und Interpretation der Zahlen erfolgt quartalsweise
Die zipcon consulting GmbH ist eines der führenden Beratungsunternehmen der Druck- und Medienbranche im deutschsprachigen Raum. Zipcon ist eine unabhängige und ganzheitliche Technologie- und Strategieberatung und ist rund um den Globus aktiv.
Bernd Zipper, Gründer und Inhaber der zipcon consulting, und sein Team sind treibende Marktinnovatoren in den Bereichen Mass Customization, Digitaldruck, Web-to-Print, E-Business Print, Funktionales Drucken, Colormanagement, Qualitätssicherung, Management Information Systeme (MIS), Print, Workflow und Automatisierung.
Zipper ist Initiator und Vorsitzender der Initiative Online Print e.V. und neben seiner Beratertätigkeit Autor, Dozent sowie gefragter Referent, Redner und Moderator. Seine visionären Vorträge gelten weltweit als richtungsweisende Managementempfehlungen für die Druck- und Medienindustrie.
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