Deutsche Leberstiftung zum Weltkrebstag: Prävention statt Intervention gilt auch bei Lebererkrankungen und Lebertumoren
Bei Lebertumoren wird zwischen primärem Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom, HCC) und sekundärem Leberkrebs unterschieden. Primärer Leberzellkrebs entsteht, wenn der bösartige Tumor sich direkt aus den lebereigenen Zellen entwickelt. Das HCC tritt in den meisten Fällen nach einer langjährigen chronischen Lebererkrankung auf und gehört mittlerweile zu den fünfthäufigsten Karzinomen des Mannes. Etwa 80 bis 90 Prozent der HCC-Fälle entstehen auf Basis einer Leberzirrhose. Eine Besonderheit gilt bei chronischer Hepatitis B und Fettlebererkrankungen: Hier kann ein Leberzellkrebs bereits in einem früheren Stadium der Leberschädigung auftreten, bevor die Erkrankung zu einer Zirrhose führt.
Es gibt weitere primäre Krebserkrankungen der Leber, die – obwohl sie sich nicht direkt aus Leberzellen entwickeln – aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Organsystem Leber als primäre Lebertumoren definiert sind. Dazu zählt beispielsweise das Gallengangskarzinom (Cholangiozelluläres Karzinom, CCC), das in Zellen der Gallengänge entsteht. Das CCC ist oft die Folge einer unbehandelten Entzündung der Gallenwege, zum Beispiel aufgrund der Primär Sklerosierenden Cholangitis (PSC).
Mit sekundärem Leberkrebs werden Lebermetastasen bezeichnet. Dabei handelt es sich um Tumoren, die an einer anderen Stelle des Körpers entstanden sind und Tochtergeschwulste in die Leber streuen. Es gibt auch gutartige Lebertumoren wie Hämangiome und Adenome.
Für die meisten Lebererkrankungen und Lebertumoren gilt: frühzeitiges Erkennen erhöht die Heilungschancen. „Schätzungsweise wären circa 40 Prozent aller Krebserkrankungen durch eine gesunde Lebensweise vermeidbar. Auch bei Lebertumoren gibt es ein großes Vermeidungspotenzial durch Prävention, Früherkennung und Therapie, das derzeit nur unzureichend ausgeschöpft wird“, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, und ergänzt: „Bislang zählten virale Hepatitiden global zu den relevantesten Risikofaktoren für die Entstehung eines HCCs bei Leberzirrhose. Effektive antivirale Therapien – insbesondere der Hepatitis C – haben zu einer deutlichen Verringerung der Zahl primärer Leberzellkrebsfälle geführt, die als Folgeerkrankung einer Virushepatitis diagnostiziert werden. Doch leider gibt es weltweit und auch in Deutschland andere Risikofaktoren, die, obwohl vermeidbar, stetig ansteigen: Immer häufiger ist eine unbehandelte nicht-alkoholische Fettleberhepatitis (NASH) oder eine unbehandelte alkoholische Fettleberhepatitis (ASH) die Hauptursache für ein HCC. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass der Fokus neben der Früherkennung von Lebererkrankungen verstärkt auf Aufklärung und Prävention gelegt werden muss.“
Wichtige Faktoren zur Vermeidung einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD), die in den meisten Fällen mit Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) assoziiert ist, sind regelmäßige körperliche Aktivität und eine angepasste Ernährung. Bereits bei Kindern und Jugendlichen diagnostizieren Ärzte immer häufiger eine Fettlebererkrankung. Schon seit einiger Zeit fordern Verbände und Initiativen das Verbot von Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt, die an Kinder gerichtet ist. Es ist bewiesen, dass Ernährungspräferenzen in den ersten Lebensjahren entstehen. Aktuell hat ein großer Discounter verlauten lassen, dass er ab 1. März 2023 keine an Kinder gerichtete Werbung für sehr ungesunde Lebensmittel mehr machen wird und damit die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umsetzt. Doch mit der Verzichtserklärung werden gleichzeitig die Ausnahmen kommuniziert: Zu Weihnachten, Ostern oder Halloween will man dann doch die Zielgruppe Kinder mit Werbung für Süßes und Fettes begeistern. Bedenkt man die großen Zeitfenster, in denen der Handel „Aktionswaren“ für die genannten Ausnahmen anbietet – beispielsweise liegen Weihnachtssüßigkeiten häufig ab August in den Regalen –, wird der Effekt wohl eher gering ausfallen.
Und auch die aktuelle Preisentwicklung und der Umsatzrückgang bei Obst und Gemüse, die wichtige Bestandteile einer ausgewogenen und gesunden Ernährung bei Kindern und Erwachsenen sind, stimmen wenig hoffnungsvoll: Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 18. Januar 2023 ging der Absatz von frischem Obst und Gemüse im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 6,4 Prozent zurück und Gemüse war im Jahr 2022 um 10,7 Prozent teurer als im Vorjahr. Möglicherweise wird diese Entwicklung die Problematik der sogenannten „Ernährungsarmut“, also der engen Verknüpfung von Einkommen, Bildung und Arbeit mit dem Gesundheitszustand noch weiter verschärfen.
Dabei ist das Thema gesunde Ernährung bei Kindern und Erwachsenen eine wichtige Stellschraube, mit der unter Umständen Erkrankungen, die zu einem HCC führen können wie beispielsweise eine nicht-alkoholische Fettleberentzündung, vermieden oder manchmal auch therapiert werden können. Von einem neuen Buch, das die perfekte praktische Unterstützung für lebergesunde Ernährung bietet, berichtet Prof. Manns: „Im September 2022 ist ‚Das große Kochbuch für die Leber‘ erschienen. Es richtet sich an alle, die sich für eine lebergesunde Ernährung interessieren. Insbesondere Menschen mit Fettleber oder Fettlebererkrankung, Leberzirrhose, Hämochromatose, Morbus Wilson, cholestatischen Lebererkrankungen und nach einer Lebertransplantation finden wichtige Informationen und zahlreiche Rezepte für eine bedarfsgerechte Ernährung. Entstanden ist es in der Zusammenarbeit eines interdisziplinären Teams, dem unter anderem Diätassistenten, Ernährungsfachkräfte sowie Ärzte und Experten der Deutschen Leberstiftung angehörten. Das Kochbuch erklärt, wie man die aktuellen wissenschaftlichen hepatologischen Erkenntnisse individuell und schmackhaft im praktischen Leben umsetzen kann. In dem Kochbuch finden sich unter anderem leckere Rezepte für lebergesunde Haupt- und Zwischenmahlzeiten, Gebäck und Getränke. Damit kann es eine gute Unterstützung auf dem Weg zu einem gesünderen Leben sein.“
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