Handwerk zieht zum Jahresabschluss bessere Bilanz als erwartet
Dennoch liegt der Prozentanteil von 64,6 Prozent der Betriebe, die von einer guten Geschäftslage sprechen, etwas geringer als im Vorjahresquartal mit 69 Prozent, konnte aber zuletzt noch einmal leicht zulegen. Erhöht hat sich gleichwohl der Anteil der Betriebe in der Region, die ihre Geschäftslage mit „schlecht“ bewerteten. Mittlerweile beträgt dieser Anteil rund 14 Prozent. Vor einem Jahr waren es nur neun Prozent. Der Geschäftslageindex, der sich aus den positiven und negativen Bewertungen der Betriebe bildet, erreichte mit plus 50,5 Punkten nicht mehr das Niveau des Vorjahresquartals von plus 60 Punkten, war aber besser als in den drei Quartalen zuvor.
Einbrüche bei Kfz- und Nahrungsmittelhandwerk
Markant ist das uneinheitliche Bild, das sich beim Blick auf die Geschäftslage in den verschiedenen Branchen des regionalen Handwerks zeigt. Während im Bauhauptgewerbe und im Ausbaugewerbe von einer sehr guten oder sogar verbesserten Geschäftslage berichtet wurde, musste sowohl das Kfz-Gewerbe als auch das Nahrungsmittelgewerbe deutliche Einbrüche verkraften. So rutschte der Geschäftslageindex im Kfz-Bereich von plus 36,9 Punkten im Vorjahr auf den Nullpunkt. Im Nahrungsmittelgewerbe hat er sich mehr als halbiert und sank von vormals plus 50 Punkten auf aktuell nur noch plus 23,5 Punkte.
Auftragslage tendenziell verschlechtert
Beim Blick auf die Auftragslage lässt sich im vierten Quartal eine sich verschlechternde Tendenz erkennen. Zwar konnten noch einmal 27,6 Prozent der Befragten im Kammergebiet Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald steigende Auftragseingänge melden (gegenüber 30,5 Prozent im Vorjahr), doch stieg die Zahl derjenigen, die Auftragseinbußen hinnehmen mussten deutlich an. 27,7 berichteten von einer schlechteren Auftragslage, rund neun Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Allerdings verlief die Auftragssituation insgesamt besser, als die Betriebe im Vorfeld befürchtet hatten.
Dass fast die Hälfte der regionalen Handwerksbetriebe, nämlich 46,9 Prozent, von einem Umsatzplus im vierten Quartal 2022 berichteten, mag auf den ersten Blick überraschen. Der Wert übertrifft das Vorjahresergebnis von 40,4 Prozent. Allerdings dürfte die aktuelle Umsatzsteigerung vor allem der Inflation zuzurechnen sein und damit nur nominal eine Verbesserung für die Betriebe darstellen. Gleichzeitig meldeten auch 16,4 Prozent der Befragten gesunkene Umsätze.
Zukunftsprognose eher düster
Wenngleich nach der konjunkturellen Erhebung im vierten Quartal das Fazit gezogen werden darf, dass die ganz große Krise beim Handwerk in der Region noch nicht angekommen ist, so wird sie von vielen Betrieben doch befürchtet. Nach den Einschätzungen für die Zukunft befragt, zeigt sich nämlich ein düsteres Bild. So haben sich die Geschäftserwartungen der Betriebe in der Region Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald weiter eingetrübt. Der Index der Geschäftserwartungen aus positiven und negativen Bewertungen rutschte von minus 9,1 Punkten im Vorquartal auf minus 15,8 Punkte und notiert weiterhin deutlich im negativen Bereich, der eine Verschlechterung der Geschäftslage erwarten lässt. Vor einem Jahr lag der Erwartungsindex mit minus 7,7 Punkten zwar ebenfalls unter der Nulllinie, doch hat sich die pessimistische Prognose weiter verschärft. Nur 14,8 Prozent der Befragten rechnen mit einer Verbesserung der Geschäftslage, starke 30,6 Prozent hingegen mit einer Verschlechterung.
Pessimismus bei fast allen Gewerken
Die negative Einschätzung für die kommenden Monate wird von den meisten Gewerkegruppen geteilt. So rechnet beispielsweise das Nahrungsmittelgewerbe mehrheitlich mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. Ebenfalls negativ sind die Erwartungen im Dienstleistungsgewerbe. Auch beim Handwerk für den Gewerblichen Bedarf, das im Vorjahr noch recht optimistisch in die Zukunft geblickt hatte, belastet die Energiekrise mittlerweile die Geschäftsaussichten, sodass der Index in den Minusbereich rutschte. Selbst das Bauhandwerk ist sich darin einig, dass sich die Konjunktur eintrüben wird, wenngleich im Bauhauptgewerbe die Zahl der Optimisten noch überwiegt. Im Ausbaugewerbe ist das nicht der Fall. Wie bereits im Vorjahr sind die Geschäftserwartungen hier tendenziell pessimistisch.
Weniger Umsatz und Aufträge erwartet
Entsprechend dieser Einschätzungen wird vom Handwerk der Region erwartet, dass die Umsatzkurve in den kommenden Monaten deutlich nach unten zeigen wird. Fast ein Drittel der Befragten, nämlich 31,7 Prozent, rechnet mit einem Umsatzminus. Vor allem aber ist auch der Anteil der Betriebe, die steigende Umsätze erwarten, deutlich zurückgegangen – von 23,2 Prozent im Vorjahr auf aktuell 13,2 Prozent.
Gleiches gilt für die Auftragserwartungen, die im Kammerbezirk einen weiteren Rückgang andeuten. Viele befragte Betriebe, nämlich 30,5 Prozent, rechnen mit einer Verschlechterung der Auftragslage. Im Vergleich zum Vorjahreswert von 21,6 Prozent hat sich die Zahl der Pessimisten also erhöht. Lediglich noch 22,7 Prozent der Befragten erwarten ein Auftragsplus, nachdem es im Vorjahresquartal 27,4 Prozent waren.
Die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald vertritt die Interessen von 13.872 Betrieben in den Stadtkreisen Mannheim und Heidelberg sowie den Landkreisen Rhein-Neckar und Neckar-Odenwald. Sie ist Dienstleister und Ansprechpartner für die Handwerksbetriebe mit ihren rund 86.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 4.192 Auszubildenden. Zu den Aufgabenschwerpunkten gehören neben Ausbildung, Prüfwesen und das Führen der Handwerksrolle auch berufliche Bildungsangebote, Nachwuchswerbung, vielfältige Beratungsleistungen für Betriebsinhaber wie unter anderem Personalberatung und Angebote für Existenzgründer oder rund um die Unternehmensnachfolge. Weitere Informationen auf www.hwk-mannheim.de oder im Bereich der handwerklichen Ausbildung auf www.handwerk-das-isses.de
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