Forschung und Entwicklung

Mehr Hochschulförderung – mehr Innovationen in Unternehmen?

In 2006 beschlossen Bund und Länder, die Spitzenforschung an deutschen Universitäten auf neue Weise im Rahmen der Exzellenzinitiative zu fördern. Die drei Förderlinien Exzellenzcluster, Graduiertenschulen und Zukunftskonzepte haben die universitäre Forschung nachhaltig belebt. Ob indes auch die Innovationskraft privater Unternehmen von der Exzellenzinitiative profitiert hat, untersucht eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim. Sie zeigt, dass von den drei genannten Förderlinien allein Exzellenzcluster die Innovationstätigkeit von regionalen Unternehmen bisher beeinflusst haben – und dies auch nur unter bestimmten Bedingungen.

So erhöht die Förderung eines zusätzlichen Exzellenzclusters an einer deutschen Universität die Wahrscheinlichkeit, dass ein in derselben Arbeitsmarktregion ansässiges Unternehmen Innovationen einführt, um bis zu 0,9 Prozentpunkte. „Allerdings ist dieser positive Effekt ausschließlich auf Arbeitsmarktregionen zurückzuführen, in denen mehr als insgesamt drei Exzellenzcluster an Universitäten gefördert werden“, sagt Dr.  Bastian Krieger, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“.

Innovationsfähigkeit der regionalen Unternehmen steigt – aber nur mit entsprechenden Mitteln

Die Förderung von weniger Clustern hat hingegen keine statistisch signifikanten Auswirkungen auf die Innovationstätigkeit regionaler Unternehmen, ebenso wie die Förderung von Graduiertenschulen oder Zukunftskonzepten. Die Ergebnisse der ZEW-Studie zeigen somit, dass ein Teil der Universitätsförderung durch die Exzellenzinitiative positive Effekte auf die Innovationsfähigkeit in der Region ansässiger Unternehmen hat. Sie legen aber auch nahe, dass ein erhebliches Maß an Förderung notwendig ist, um über diesen Weg regionale Unternehmensinnovationen anzuregen.

Exzellenzstrategie guter Weg in der Forschungsförderung

Der Fokus der Exzellenzinitiative lag auf der Förderung deutscher Universitäten und ihrer wissenschaftlichen Leistungen. Daher ist der positive Einfluss einer ihrer Förderlinien auf die Innovationsfähigkeit regionaler Unternehmen ein willkommener Nebeneffekt. „Umso besser also, dass die in 2016 beschlossene Exzellenzstrategie als Nachfolger der Exzellenzinitiative einen verstärkten Fokus auf die Förderung von Exzellenzclustern legt“, betont Dr. Bastian Krieger. Die Wirkung der beiden anderen Förderlinien sollte hingegen nochmals auf ihre überregionalen Effekte und ihre längerfristigen Einflüsse auf die Privatwirtschaft untersucht werden, da diese Zusammenhänge nicht durch die ZEW-Studie abgebildet werden. Die ZEW-Studie beruht auf Daten des Mannheimer Innovationspanels (MIP), einer jährlichen, repräsentativen Umfrage zum Innovationsverhalten der deutschen Wirtschaft. Das MIP wurde ergänzt durch die Datenbank GEPRIS, die über Fördermaßnahmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft informiert. In der Analyse wurden über 26.000 Unternehmen in den Jahren 2000 bis 2016 betrachtet. Die „Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen“ markierte einen Wandel in der Förderung der deutschen Universitäten. Sie brach mit dem egalitären Fördersystem und zielte stattdessen auf die Entwicklung international führender Universitäten. Dafür vergab sie in den Jahren 2006 bis 2017 in einem Wettbewerb 4,6 Milliarden Euro an deutsche Hochschulen. In 2016 wurde die Exzellenzinitiative abgelöst durch die Exzellenzstrategie, einem vergleichbaren Programm mit stärkerem Fokus auf der Förderung von Exzellenzclustern. 

Über ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

Forschungsfelder des ZEW

Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte; Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen; Digitale Ökonomie; Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Marktdesign; Umwelt- und Klimaökonomik; Ungleichheit und Verteilungspolitik; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft.

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