Kunst & Kultur

Monster Chetwynd. A CAT IS NOT A DOG

HUMORVOLL, DIREKT, INTERAKTIV: DIE SCHIRN PRÄSENTIERT IN IHRER ÖFFENTLICHEN ROTUNDE EINE ORTSSPEZIFISCHE INSTALLATION VON MONSTER CHETWYND ­MONSTER CHETWYND

A CAT IS NOT A DOG
3. MÄRZ – 29. MAI 2023
PRESSEVORBESICHTIGUNG: MITTWOCH, 2. MÄRZ 2023, 11 UHR ­

Monster Chetwynds (*1973) Kunst tritt mit dem Publikum in direkte Interaktion. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt präsentiert vom 3. März bis zum 29. Mai 2023 eine ortsspezifische Installation der Künstlerin in ihrer öffentlichen Rotunde. Bekannt wurde Chetwynd durch überschwängliche und humorvolle Performances mit handgefertigten Kostümen, Requisiten und Kulissen. Ihre oft absurden und lebenslustigen Arbeiten nehmen Bezug auf die Populärkultur oder ikonische Werke der Kunstgeschichte. Mit ihrer Installation in der Rotunde der Schirn reagiert die Künstlerin unmittelbar und spielerisch auf die Bedingungen des frei zugänglichen Ortes. Hier positioniert sie drei ihrer monströsen Heads und lässt die Besucherinnen und Besucher den überdachten Raum durch deren geöffneten Münder betreten. Damit verweist Chetwynd auch auf ein Motiv der christlichen Bildtradition: den „Höllenschlund“, auch Tor zur Hölle. Das Durchschreiten der Passage eröffnet dabei einen alternativen Raum zur realen Außenwelt. Auch das Passieren der drei Monumentalskulpturen Il Tetto (2017), Hell Mouth 3 (2019) und Cat Head and Toxic Garden (2022) ermöglicht eine vom Alltäglichen abweichende Raumerfahrung. Für Chetwynds kreatives Handeln sind Nachhaltigkeit sowie Partizipation essentiell, weshalb sie in der Schirn bereits bestehende Skulpturen in neuer, ortspezifisch komponierter Form erlebbar macht. Die Materialwahl und Prozesshaftigkeit ihrer Arbeitsweise sind auch als kritische Kommentare auf die Konsumgesellschaft zu verstehen.

Die Ausstellung „Monster Chetwynd. A Cat is Not a Dog“ wird durch die SCHIRN ZEITGENOSSEN gefördert mit zusätzlicher Unterstützung von British Council.

Dr. Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, betont: „Monster Chetwynd gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten Performance- und Installationskünstlerinnen unserer Zeit. Ihre Kunst lädt zur Interaktion ein und nutzt Humor als Mittel zur gesellschaftlichen Veränderung. Mit ihrer Installation in der Schirn bezieht Chetwynd das Publikum direkt ein, wenn sie es durch die geöffneten Münder ihrer Heads in die Schirn eintreten lässt. Ihre Kunst ist unmittelbar und in diesem Sinne auch als ein einladendes und demokratisches Statement zu verstehen.“

Katharina Dohm, Kuratorin der Ausstellung, erläutert: „Monster Chetwynd bricht in einer äußerst originellen und humorvollen Art und Weise mit den Traditionen und Konventionen der Kunstwelt. Bereits mit dem wiederholten Wechsel ihres Künstlernamens hinterfragt sie Gender und die Relevanz von Autorschaft oder Signatur. Ihre Kunst vereint mühelos und nahbar Elemente der Populärkultur mit ikonischen Momenten der Kulturgeschichte, thematisiert Fragen von Nachhaltigkeit durch die Wiederverwendung von vorhandenem Material. Unverkrampft unterwandert Chetwynd Vorstellungen von Wert und Beständigkeit und lässt subversiv das Publikum Bekanntes in einem alternativen Licht wahrnehmen.“

Monster Chetwynds Performance- und Installationskunst basiert auf einer Vielzahl von Einflüssen aus Film und Fernsehen, Literatur, Antike, Kunstgeschichte und Philosophie bis hin zum Musical. Die Künstlerin vereint auf ungezwungene Art Elemente aus Pop- und Hochkultur. So zitiert der Titel der Schirn-Ausstellung „A CAT IS NOT A DOG“ das populäre Musical Cats, den gleichnamigen Kinofilm von 2019 sowie die Kritik daran etwa in der humorvollen Dokumentation Why is Cats. Die drei Monumentalskulpturen, die Chetwynd in der Rotunde platziert, greifen unter anderem das Motiv des „Höllenschlundes“ auf. Als Durch- oder Eingang ist das Motiv etwa im Sacro Bosco bei Bomarzo, einem italienischen Skulpturengarten aus dem 16. Jahrhundert, oder auch im toskanischen Tarotgarten der Künstlerin Niki de Saint Phalle sowie in heutigen Vergnügungsparks abgewandelt worden. Ihre oft improvisierten Performances realisiert Chetwynd gemeinsam mit Laiendarstellerinnen und -darstellern sowie Freundinnen und Freunden. Der Einbezug anderer Menschen in den kreativen Prozess ist dabei zentral. Auch für die Installation in der Rotunde der Schirn fungiert das performative Moment als konzeptioneller Antrieb. Die Besucherinnen und Besucher treten in direkte Interaktion mit den drei monströsen Heads, durch deren überdimensionale Münder sie die Rotunde betreten. Das Motiv des Kopfes taucht in Chetwynds Kunst in verschiedenen Formen und Funktionen seit 2005 auf. Cat Head and Toxic Garden (2022), der gigantische Kopf einer Katze, wurde anlässlich der Ausstellung „SurréAlice“ im Musée d’Art moderne et contemporain de Strasbourg erstmals konzipiert und realisiert, welche die Inspirationskraft des Romans Alice im Wunderland von Lewis Carroll auf surrealistische Künstlerinnen und Künstler beleuchtete. Die Oberfläche der monumentalen, ca. fünf Meter hohen Skulptur besteht aus Kokosfaser, Weidengeflecht und Stoff und wird von einer Holzkonstruktion getragen. Auch die beiden Köpfe Il Tetto (2017) und Hell Mouth 3 (2019) bestehen aus einfachen Materialen wie Papier, Pappe und Pappmaché und waren in teils anderer Form bereits in früheren Ausstellungen zu sehen. In der Schirn Rotunde werden diese Monumentalskulpturen ortsspezifisch rekonstruiert und modifiziert. Die Veränderungen, die sich im Prozess des Ab- und Umbaus in die Materialien einschreiben, sind für Chetwynd wesentlicher Bestandteil des Werks. Die Künstlerin gibt ihren Arbeiten durch das Recycling und die Neupräsentation die Möglichkeit, sich formal weiterzuentwickeln. Dieser Ansatz widerspricht traditionellen Vorstellungen, dass Kunstobjekte zwangsläufig Unikate sind. Auch der wiederholte Wechsel ihres Namens, von Spartacus Chetwynd zu Marvin Gaye und schließlich zu Monster Chetwynd, ist eine Strategie, gängige Kunstregeln zu unterwandern.

Monster Chetwynd (*1973, London) lebt und arbeitet in Zürich. 1994 erwarb sie den Bachelor in Sozialanthropologie und Geschichte am University College London, 2004 schloss sie ihr Studium am Royal College of Art mit einem Master in Malerei ab. Jüngste Projekte sind zwei Auftragsarbeiten an der U-Bahn-Station Gloucester Road, London und in Mount Stuart House, Isle of Bute, sowie ein Film für Zachęta Narodowa Galeria Sztuki, Warschau. Sie hat international performt und ausgestellt, unter anderem im Migros Museum, Zürich (2022); der Konsthall C, Stockholm (2021); im De Pont, Tilburg, Niederlande (2019); der Villa Arson, Nizza (2019); Tate Britain, London (2018 Winter Commission für die Fassade); dem CCA Centre for Contemporary Arts, Glasgow (2016); der Bergen Kunsthall, Bergen (2016) und dem Bonner Kunstverein (2016). 2012 wurde sie als erste Performance-Künstlerin für den Turner-Preis nominiert.

Die Ausstellung wird gefördert durch die SCHIRN ZEITGENOSSEN, einem Kreis privater Förderer junger Kunst an der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Die Schirn dankt Jan Bauer und Lena Wallenhorst, Jochen und Anja Baumann, Oliver und Nicole Behrens, Olaf Gerber und Nicole Emmerling de Oliveira, Markus Hammer und Birgit Heller, Philip Holzer, Christiana Riley, Björn Robens, Jörg Rockenhäuser und Vasiliki Basia, Reiner Sachs und Brigitta Bailly sowie Julia Schönbohm und Ralf Böckle für ihr Engagement.

In der Rotunde der Schirn wurden bereits zeitgenössische Positionen unter anderem von Amna Elhassan (2022), Carlos Bunga (2022), Caroline Monnet (2020), Karla Black (2019), Maria Loboda, Neϊl Beloufa (2018), Philipp Fürhofer, Lena Henke (2017), Rosa Barba, Peter Halley (2016), Heather Phillipson, Alicja Kwade (2015), Andreas Schulze (2014), Yoko Ono (2013), Bettina Pousttchi (2012), Barbara Kruger (2010), Eva Grubinger (2007), Jan De Cock (2005), Ayşe Erkmen und Ólafur Eliasson (2004) präsentiert.

­ORT SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, Römerberg, 60311 Frankfurt am Main DAUER 3. März – 29. Mai 2023 INFORMATION www.schirn.de E-MAIL welcome@schirn.de TELEFON +49.69.29 98 82-0 KURATORIN Katharina Dohm KURATORISCHE ASSISTENZ Marie Oucherif GEFÖRDERT DURCH SCHIRN ZEITGENOSSEN ZUSÄTZLICHE FÖRDERUNG VON British Council ­

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