Gesundheit & Medizin

Neue Arbeitshilfe für Arztpraxen zum besseren Umgang mit Multimorbidität

Die AOK hat Qualitätsindikatoren für eine adäquate Behandlung von Patientinnen und Patienten mit mehreren gleichzeitig vorliegenden Erkrankungen veröffentlicht. Sie basieren auf den Ergebnissen des Innovationsfonds-Projektes MULTIqual der Lehrstühle für Allgemeinmedizin der Universitäten Hamburg-Eppendorf und Heidelberg. Die Indikatoren zum Thema Multimorbidität sind als neuer Band im Rahmen des Qualitätsindikatorensystems für die ambulante Versorgung (QISA) erschienen.

Die größten Herausforderungen bei der Versorgung von multimorbiden Patientinnen und Patienten sind der Umgang mit sich oftmals widersprechenden Therapie-Empfehlungen für die einzelnen Erkrankungen und die Vermeidung von möglichen Wechselwirkungen. Ausgehend von dieser Erkenntnis hat das vom Innovationsfonds geförderte Projekt MULTIqual (Entwicklung und Validierung von Qualitätsindikatoren für Multimorbidität) ein Set von Indikatoren entwickelt, mit dem die Versorgungsqualität von multimorbiden Menschen im Rahmen der hausärztlichen Versorgung beurteilt werden kann.

Der neue QISA-Band F2 umfasst insgesamt 22 Indikatoren, die verschiedene Aspekte des Themas beleuchten. Sie umfassen zum Beispiel die systematische Erfassung von Symptomen, die gemeinsame Vereinbarung von Behandlungszielen oder die Erfassung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Auch Kontextfaktoren wie die Festlegung eines Hauptverantwortlichen für die Behandlung oder die regelmäßige Fortbildung des Praxisteams zum Thema Multimorbidität werden berücksichtigt.

Unterstützung für Arztnetze und ärztliche Qualitätszirkel

„Therapie-Entscheidungen, die sich nur an den einzelnen Erkrankungen orientieren, sind mit einem hohen Risiko für eine falsche Versorgung verbunden“, sagt Prof. Martin Scherer, Präsident des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Mitautor des neuen QISA-Bandes. „Unsere praxisnahe Zusammenstellung von Indikatoren kann insbesondere für Hausarztpraxen und Arztnetze eine wichtige Arbeitshilfe sein, um dieses Thema besser in den Griff zu bekommen und die Qualität der Versorgung zu verbessern.“ Die neuen QISA-Indikatoren seien auch zur Anwendung in ärztlichen Qualitätszirkeln oder Versorgungsverträgen geeignet. 

Multimorbidität betrifft einen großen und ständig wachsenden Teil der Bevölkerung. Laut Studien werden schon heute knapp zwei Drittel der älteren Menschen in Deutschland wegen drei oder mehr chronischen Erkrankungen gleichzeitig behandelt. „Für die AOK hat die Verbesserung der Versorgungsqualität von Versicherten mit mehreren Erkrankungen daher eine hohe Relevanz“, betont die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. „Der neue QISA-Band soll dazu beitragen, durch die Implementierung von Behandlungsstandards die heute oftmals bestehende Unter-, Über- und Fehlversorgung der betroffenen Menschen zu reduzieren.“

Insgesamt 14 QISA-Themenbände mit fast 200 Indikatoren

Das Qualitätsindikatorensystem QISA ist das Produkt einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen dem AOK-Bundesverband und dem Göttinger Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (aQua).  Es thematisiert in erster Linie Aspekte der hausärztlichen Grundversorgung, aber auch Themen der Spezialversorgung durch Fachärzte. Mit dem neuen QISA-Band F2 liegen nun insgesamt 14 Themenbände mit fast 200 Qualitätsindikatoren vor, die für alle Interessierten zum kostenlosen Download angeboten werden. Die QISA-Indikatoren werden in mehreren Projekten zur Messung und Verbesserung der ambulanten medizinischen Versorgung praktisch angewendet.

Weitere Informationen und der neue QISA-Band zum Download: www.QISA.de

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