NRW-Windenergie: Alle 36 Stunden muss eine Anlage ans Netz gehen
Für den Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) ist die von den schwarz-grünen Regierungsfraktionen auf den Weg gebrachte Abschaffung des überflüssigen 1.000 Meter-Abstandes bei Repowering-Projekten in der Windbranche „nur ein erster Schritt für die notwendige Windenergie-Offensive, dem ganz schnell weitere folgen müssen“, betonte Christian Mildenberger, LEE NRW-Geschäftsführer, bei einer Anhörung im Landtagsausschuss für Bauen, Wohnen und Digitalisierung.
In seinen Ausführungen stellte Mildenberger klar: „Das selbstgesteckte Ziel, 1.000 neue Windenergieanlagen in dieser Legislaturperiode zu errichten, wird die Koalition nur dann erfüllen können, wenn die Abstandsregel auch für Neubauprojekte schnellstmöglich fällt.“ Der LEE NRW-Geschäftsführer erinnerte bei dieser Gelegenheit an die Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz vom vergangenen Wochenende, wonach demnächst „jeden Tag vier, fünf neue Windenergieanlagen“, gebaut werden müssen, damit Deutschland seine eigene Klimaziele bis 2030 erreicht.
Wie wichtig das Repowering für den weiteren Windkraftausbau in NRW ist, zeigt eine Analyse der für Winddaten führenden Fachagentur Windenergie an Land: Im Laufe dieser Legislaturperiode wird mehr als 30 Prozent – sprich über 2.000 Megawatt (MW) – der landesweit installierten Windkraftleistung das Ende der 20-jährigen Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz erreichen.
„Sicherlich wird nicht jede dieser Altanlagen sofort abgebaut“, sagte Mildenberger, „viele Betreiber werden sich aber ein Repowering immer dann überlegen, wenn es wirtschaftlich Sinn macht und das Genehmigungsverfahren nicht Jahre dauert.“ Dass das Repowering dem Windkraftausbau in NRW einen Schub verleihen werde, liege auf der Hand: Die alten Anlagen mit einer Nennleistung zwischen einem und zwei Megawatt werden durch moderne Windkraftwerke ersetzt, deren Leistung zwischen 5 MW bis zu 7 MW liegt.
Dass die Zeiten von überzogenen Abstandsreglungen für den Windkraftausbau im Land vorbei sein müssen, unterstrich auch Heinz Thier, Geschäftsführer der Bäuerlichen Bürgerwind Projektierungsgesellschaft mbH mit Sitz in Münster (BBWind), bei der Anhörung. BBWind hat bei ihren bislang exklusiv in NRW errichteten über 100 Windenergieanlagen mehr als 5.000 Bürgerinnen und Bürger in NRW ermöglicht, sich finanziell an Windparkprojekten zu beteiligen.
„Es existieren keine sachlichen Gründe, um an der geltenden Abstandsregelung festzuhalten. Nach all den Diskussionen rund um starre Abstandsvorgaben in den letzten Jahren ist es im Sinne des Klimaschutzes, der Energiesicherheit und -souveränität nun vor allem sehr wichtig, beim Windausbau schnell zu sein“, so der BBWind-Geschäftsführer. Um mehr Tempo für den Windkraftausbau in nächster Zeit zu gewinnen, machte Thier folgenden Vorschlag: „Eine zeitintensive Bauleitplanung erscheint uns kein geeignetes Mittel zu sein, um genau diese Ziele zu erreichen. Wir begrüßen daher den Vorschlag vom LEE NRW, dass eine Kommune ihren planerischen Willen stattdessen durch ein gemeindliches Einvernehmen und Ratsbeschluss für die Unterschreitung von 1.000 Metern ausdrücken darf.“
Auch ein deutliches höheres Tempo beim weiteren Windkraftausbau im Land mahnte Milan Nitzschke, Geschäftsführer der SL Naturenergie GmbH aus Gladbeck, bei der Sachverständigen-Befragung an: „Ohne grünen Strom in ganz großem Umfang droht NRW seinen Status als Industrieland zu verlieren.“ Sein Unternehmen erhalte derzeit jede Woche mehrere Anfragen aus der Industrie nach „preiswertem, gut planbarem Windstrom.“ Das zeige, dass Industrie und Gewerbe „die Zeichen der Zeit“ erkannt haben: „**Wer liefern muss, ist die Politik, und zwar mit der kompletten Abschaffung aller Abstandsregelungen für die Windkraft.“ Die Landesregierung sei zudem gut beraten, eine zügige Öffnung von Flächen in Industrie- und Gewerbegebieten für die Erneuerbaren Energien auf den Weg zu bringen.
Der LEE NRW erwartet von der Landesregierung die schnelle Umsetzung von weiteren Verbesserungen für die Windkraftnutzung aus dem Koalitionsvertrag. Die Zeit drängt: „Die Landesregierung wird sich an ihrem Ziel messen lassen müssen, dass mindestens 1.000 neue Windenergieanlagen in dieser Legislaturperiode in Betrieb gehen werden. Bis Mai 2027 heißt das, dass etwa alle anderthalb Tage – sprich alle 36 Stunden – eine neue Anlage mit der Ökostromproduktion beginnen muss“, unterstrich LEE NRW-Geschäftsführer Mildenberger die Dimension.
Als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Nordrhein-Westfalen bündelt der LEE NRW die Interessen aus allen Bereichen der Energiewende. Zum Verband zählen mittelständische Unternehmen, Verbände und Bürger. Das gemeinsame Ziel: 100% Erneuerbare Energien bis 2045 – in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr. Dafür engagieren sich auch fünf LEE-Regionalverbände als kompetente Ansprechpartner vor Ort. Denn im Energieland Nr. 1 ist die Branche wichtiger Arbeitgeber für 46.000 Beschäftigte, die 2017 ein Umsatzvolumen von 10 Mrd. Euro erwirtschafteten.
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