Vom Vermeiden und Reduzieren
Die Kannewischer Collection betreibt sechs Thermen und zwei Thermenhotels an fünf deutschen Standorten. Geschäftsführer ist Dr. Stefan Kannewischer, der mit seinem Bruder Jürgen Kannewischer außerdem in zweiter Generation das Schweizer Familienunternehmen Kannewischer führt, das als Spezialist für Bäder- und Wellnessanlagen seit 50 Jahren Beratungs-, Planungs- und Betriebskompetenz aus einer Hand bietet.
Thermen-Gäste möchten am liebsten den Alltag vergessen und in eine andere Welt eintauchen. Wie gelingt Ihnen das in den Thermen der Kannewischer Collection?
Dr. Stefan Kannewischer: An oberster Stelle liegt uns am Herzen, dass sich unsere Gäste rundum wohlfühlen und entspannen. Dazu gehört außer einem umfassenden Angebot in ansprechendem Ambiente, dass für sie alles unsichtbar bleibt, was an Betriebsabläufen und Technik im Hintergrund nötig ist.
Ein Thermenaufenthalt hängt unmittelbar mit wohlig temperiertem Wasser und Räumen zusammen. Das bedeutet einen hohen Energieverbrauch. Auf welche Weise können Sie an dieser Stellschraube drehen?
Dr. Stefan Kannewischer: Bäder haben grundsätzlich einen hohen Energieverbrauch. Dieses Thema begleitet und beschäftigt uns in unserem Familienunternehmen schon immer, das unser Vater vor 50 Jahren gegründet hat. Er war sich damals schon sicher, dass sich ein ressourcensparender Einsatz von Energie sowohl ökologisch als auch ökonomisch als richtig erweisen würde. Bereits in den 1980er Jahren hat er einen Preisfür effiziente Energienutzung bekommen.
Jürgen Kannewischer: Ein aktuelles Beispiel sind die Blockheizkraftwerke, die seit 2004 in der KissSalis Therme und seit 2005 in der Spreewald Therme im Einsatz sind. Ihr Vorteil ist, dass man Strom und Wärme dort gewinnt, wo diese verbraucht werden. Ist zeitweise weniger Strom nötigt, kann er in das öffentliche Netz eingespeist werden. Seit 2012 wird auch das Spreewald Thermenhotel so versorgt. Bei seinem Bau haben wir besonders darauf geachtet, dass es später einen möglichst geringen Energiebedarf hat. So wurden schon damals bezüglich Dämmung, Fenstern und Fassadenanschlüssen die Standards eines Passivhauses berücksichtigt. Toll war die Idee der Architekten, durch großzügige Lichtkuppeln das Tageslicht als natürliches Leuchtmittel zu nutzen – was auch noch super ausschaut.
Welche nachhaltigen Möglichkeiten haben Sie beim Neubau einer Therme?
Dr. Stefan Kannewischer: Bei der Emser Therme haben wir den Neubau so konzipiert, dass durch eine kompakte Außenhülle eine optimale Dämmung erzielt werden kann. Außerdem nutzen wir das lokale, sehr warme und reichlich vorhandene Thermalwasser zur Energieeinsparung. Dank der geothermischen Gegebenheiten und eines durchdachten Techniksystems, das die Anlagensysteme zur Wärme- und Energierückgewinnung vernetzt, konnten wir den Bedarf an fossiler Primärenergie um 55 Prozent senken.
Jürgen Kannewischer: Generell sind unsere Thermengebäude so gedämmt, dass die Pumpen und Maschinen im Keller den Fußboden darüber aufheizen. So können wir auf eine Fußbodenheizung verzichten. Aber es ist nicht nur in der Konzeptions- und Bauphase wichtig, auf Ökologie und Nachhaltigkeit zu achten, sondern auch im täglichen Betrieb. Dazu gehören ein sparsamer Umgang mit Ressourcen, Mülltrennung und die regelmäßige Überwachung sowie Pflege der Technik und des Gebäudes, damit der Energieverbrauch so gering wie möglich bleibt.
In der KissSalis Therme ermöglichen das die runden Außenbecken auf innovative Weise. Da sie mit Wasserpilzen, Nackenduschen und anderen Attraktionen ausgestattet sind, ist eine klassische Abdeckung mit Planen nicht möglich. Das Wasser wird deshalb nach Betriebsende in unterirdische Becken abgesenkt, wo es im wärmegedämmten Keller weiter umgewälzt wird. So wird kaum Wärmeenergie verbraucht, bis das Wasser am Folgetag wieder nach oben gepumpt wird.
Können Sie weitere Beispiele für nachhaltige Maßnahmen nennen?
Dr. Stefan Kannewischer: Ein erster, wesentlicher Schritt zur Verbesserung unseres CO2-Fussabdrucks war die Umstellung auf Wasserstrom in den Jahren 2019 bis 2021. Mit ihr nutzen wir das Element, das das Herz einer Therme darstellt, auch als Stromquelle: Wasser.
Jürgen Kannewischer: Aktuell prüfen wir weitere Möglichkeiten zum Einsatz regenerativer Energie: So werden die Dächer an zwei Standorten 2022 mit Photovoltaik ausgestattet, um selbst CO2-neutralen Strom für die Thermen zu generieren. Überdies klären wir die Möglichkeit, Wasserstoff oder andere Primärenergiequellen zur Strom- und Wärmegewinnung einzusetzen. Durch die Umstellung auf LED konnten wir den Stromverbrauch weiter senken. Aber es wird weiterhin es viel zu tun geben, um die vor uns stehende Transformation in eine CO2-neutrale Zukunft zu schaffen.
In den letzten vier Jahre haben wir auf Basis unserer Klima- und Umweltstrategie die Themen „Vermeiden und Reduzieren“ noch stärker in den Fokus gerückt. Dafür ist Sensibilisierung und die aktive Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kannewischer Collection ausschlaggebend. Um ein Zeichen zu setzen, haben wir 2019 für alle 715 einen Baum gespendet und gepflanzt. Weitere 410 Bäume wurden zum 50-jährigen Firmenjubiläum im Februar 2022 gespendet. Diese Anzahl ergibt sich aus 300 geplanten Bäderprojekte und 110 betriebswirtschaftlichen Studien, die seit Beginn der Unternehmensgeschichte von der Kannewischer Ingenieurgesellschaft mbH und der Kannewischer Management AG durchgeführt wurden.
Was bedeutet das Thema Nachhaltigkeit für Sie in der Geschäftsführung, aber auch persönlich?
Dr. Stefan Kannewischer: Dass Nachhaltigkeit auch in der Geschäftsführung gelebt wird, versteht sich bei einem familiengeführten, auf Fortdauer ausgerichteten Unternehmen von selbst. Als Vater von vier Töchtern ist es mir auch selbst sehr wichtig, Nachhaltigkeit zu leben. Deren Zukunft ist es ja, um die es vor allem geht. Deshalb fahre ich mit dem Elektrofahrrad oder Elektroauto ins Büro und bin geschäftlich fast ausschließlich mit der Bahn unterwegs.
Nachhaltig gut – die Maßnahmen, die zum Thema Nachhaltigkeit in den Thermen der Kannewischer Collectionauf einen Blick:
• Blockheizkraftwerke
• Passivhaus-Standard
• optimale Dämmung – egal ob Außenwände oder Keller
• E-Ladestationen für Autos und Fahrräder
• Nutzung von Geothermie
• Umstellung auf Wasserstrom
• Photovoltaik
• Beleuchtung mit LED
• Regionale, saisonale Produkte in der Thermen-Gastronomie
• Job-Räder
• Müllvermeidung
• Baumpflanzaktion
Stand: Januar 23
Kannewischer Collection Bewegung, wechselwarme Badeverfahren, körperliche und mentale Ruhephase – das sind die vier Säulen, auf denen einheitlich die Philosophie der Kannewischer Collection beruht. Hinzu kommt ein hoher Anspruch an Qualität, Sauberkeit und Service als Basis für das Wohlbefinden der Besucher. Architektonisch setzen alle sechs angeschlossenen Thermen auf außergewöhnliches Design, das regionale Besonderheiten aufgreift und je nach Standort einen eigenen Charakter hat – egal ob Caracalla-Therme oder Friedrichsbad in Baden-Baden, Emser Therme und Thermenhotel in Bad Ems, VitaSol Therme in Bad Salzuflen, Spreewald Therme und Spreewald Thermenhotel in Burg oder KissSalis Therme in Bad Kissingen. Mit dem Anspruch, im Vergleich zu den Mitbewerbern führender Wellness-Dienstleister zu sein, hat sich das Familienunternehmen, dessen Leidenschaft seit 50 Jahren Bäder sind und das von Dr. Stefan Kannewischer geführt wird, erfolgreich etabliert.
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