Wie sehen die Kreativprozesse der Zukunft aus?
Grafikdesign mit künstlicher, intelligenter Unterstützung
Seit Anna das Briefing auf dem Tisch liegen hat, hat sie schon mehrere Entwürfe gebaut, aber keiner will ihr so richtig gefallen. Bereits bei der Recherche hat ihr die KI geholfen, Referenzen zu finden und ihr in wenigen Sekunden ein Moodboard gebaut, für das sie selbst wahrscheinlich ein paar Stunden gebraucht hätte. Dennoch will sie noch mal mit dem Algorithmus in Tandem gehen. Sie lädt ihre Entwürfe in das Tool und bittet um Variationen. Während sie sich einen Kaffee macht, hat die KI ihr schon Varianten zu ihrem Design gebaut. Sie wählt die Varianten aus, die ihr gefallen und lässt die KI weitere Varianten daraus erstellen. Durch diesen Prozess geht sie so lange, bis ihr die Ergebnisse wirklich gefallen.
Anna hat viel Berufserfahrung, am Anfang war sie skeptisch: Werde ich ersetzt? Braucht man mich hier bald gar nicht mehr? Aber sie hat ihr Skepsis überwunden und sieht die Arbeit mit der KI jetzt mehr wie die Arbeit mit einer Kolleg:in. Während die KI ihr beim Design Arbeit abnimmt, kann sie sie nicht ersetzen: Viele der Entscheidungen, die Anna trifft, könnte die KI ihr niemals abnehmen. Briefing, Einschätzung, letzte Schliffe: für all das ist Anna weiterhin da.
Kampagnenslogans mit dem Chatbot brainstormen
Es ist kurz vor Feierabend: Der Kunde hat sich gemeldet, leider muss das Briefing neu aufgesetzt werden, aber Tamer hat irgendwie keine zündende Idee mehr. Ein Re-Briefing so spät im Kreationsprozess? Er ist genervt, aber zum Glück hat die KI, mit der er arbeitet, weniger Stimmungsschwankungen, wenn der Kunde schwierig ist. Die Oberfläche der KI unterscheidet sich nicht vom Messenger, den alle in der Agentur für die Kommunikation nutzen. Weil Tamer heute im Homeoffice arbeitet, hätte er auch keine Möglichkeit, schnell einen Meeting-Raum zu buchen und mit seinem Team zu sprechen. Die KI funktioniert wie ein Chatbot, das haben die Texter:innen sich so gewünscht.
Tamer gibt die Parameter für das neue Briefing in den Chatbot ein: Wir brauchen einen Claim, der nicht länger als 50 Zeichen ist. Der Chatbot fragt die Tonalität ab und Tamer überlegt. Er kann bis zu fünf Attribute eingeben: Er entscheidet sich für agil, auffordernd, einfach, keine Wortwitze und junge Zielgruppe. Weil die KI den Kunden schon kennt und alle alten Kampagnen in Datenbank hat, gibt es genug Sprachmaterial, um künstlich etwas zu texten, dass Tamer weiterverarbeiten kann. Er beschränkt die Ergebnisse auf 20 Claims, weil ihm sonst von den vielen Vorschlägen die Arbeit nur erschwert würde. Es dauert nicht lange, bis der Chatbot ihm eine Liste mit Ergebnissen zeigt, die Tamer für heute bei Seite legt. Beim ersten Lesen sind ein paar Ideen dabei, die er gut findet. Vielleicht übernimmt er sie komplett von der KI, vielleicht geht er selbst noch mal drüber. Das ist aber ein Thema für morgen, wenn der Kopf wieder frisch ist.
Algorithmen als Agenturgeheimnis
Und woher kommen Algorithmen, die unsere beiden Kreativen oben so fleißig nutzen? Vielleicht haben Agenturen in der Zukunft Künstliche Intelligenzen, die sie intern so trainieren, dass sie die Handschrift der Agentur oder auch spezielle Branchen besser verstehen. Diese Form von selbst trainierter KI wäre dann nicht nur nützlich für die Mitarbeitenden, sie lässt sich auch gut in der Unternehmenspräsentation als Verkaufsargument platzieren. Auf der Job-Seite der Agenturen wird dann vielleicht nicht nur nach ADs und CDs gesucht, sondern auch nach Senior KI-Expert:innen, die dabei helfen, die hauseigenen KIs zu pflegen. Aber das ist an diese Punkt alles nur Spekulation
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