Energie- / Umwelttechnik

E.ON plant nach gutem Ergebnis, Investitionen in Energiewende zu erhöhen

  • CEO Leonhard Birnbaum: „Dekarbonisierung, Energiewende und Ausbau der Infrastruktur müssen massiv beschleunigt werden. Für unser Geschäft bedeutet das großes Wachstumspotenzial“
  • E.ON plant, Investitionsprogramm auf 33 Milliarden Euro bis 2027 auszuweiten; davon sollen mehr als 95 Prozent den strengen Nachhaltigkeitskriterien der EU-Taxonomie entsprechen
  • Ergebnisprognose auf Konzernebene für 2022 leicht übertroffen: Bereinigtes EBITDA auf 8,1 Milliarden Euro gesteigert, bereinigter Konzernüberschuss steigt auf 2,7 Milliarden Euro
  • Ergebnisprognose für 2023: bereinigtes Konzern-EBITDA von 7,8 bis 8,0 Milliarden Euro und bereinigter Konzernüberschuss von 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro erwartet
  • Dividende in Höhe von 0,51 Euro je Aktie vorgeschlagen

E.ON hat im Geschäftsjahr 2022 trotz der Verwerfungen auf den europäischen Energiemärkten und eines volatilen makroökonomischen Umfelds eine starke operative Leistung gezeigt. Damit hat das Unternehmen erneut die Stärke seiner Aufstellung unter Beweis gestellt. Das Jahresergebnis lag sowohl über dem Vorjahreswert als auch leicht über den eigenen Prognosen. Dazu hat insbesondere das frühzeitige aktive und umfassende Krisen- und Marktmanagement beigetragen. Vor dem Hintergrund der beschleunigten Energiewende hat das Kerngeschäft mit Energienetzen und Kundenlösungen weiter an Relevanz gewonnen und eröffnet dem Konzern zusätzliche Wachstumschancen.

Bei der heutigen Bilanzpressekonferenz bekräftigte E.ON CEO Leonhard Birnbaum: „2022 war ein extrem herausforderndes Jahr für uns, für Europa insgesamt und insbesondere auch für die Energiemärkte. Dennoch haben wir es geschafft, im Krisenjahr ein starkes Ergebnis vorzulegen. Wir liefern, was wir versprochen haben und setzen unsere Strategie mit den Eckpfeilern Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Wachstum konsequent um. Gleichzeitig haben wir unsere Kunden überall in Europa in der Krise vor den zum Teil drastischen Preisspitzen der Großhandelsmärkte durch unsere langfristige und verlässliche Beschaffung schützen können. Das alles ist vor allem das Resultat harter Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im vergangenen Jahr Außerordentliches geleistet haben.“

Birnbaum betonte zudem, dass der Umbau des Energiesystems heute dringlicher denn je ist: „Die Krise macht deutlich: Die Dekarbonisierung, die Energiewende und der Ausbau der Infrastruktur müssen massiv beschleunigt werden. Für unser Geschäft mit zuverlässiger Energieinfrastruktur und nachhaltigen Kundenlösungen bedeutet das enormen Rückenwind. Dafür sehen wir auch in den kommenden Jahren große Wachstumspotenziale. Wir planen daher unser Investitionsprogramm auf insgesamt 33 Milliarden Euro bis 2027 auszuweiten. Damit untermauern wir unseren Anspruch, ein führender Treiber und Gestalter der beschleunigten Energiewende in Europa zu sein. Allerdings erwarten wir auch von Regulierung und Politik, dass dafür die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.“

Konzern-Ergebnis übertrifft Prognose 

Im operativen Geschäft blieb E.ON trotz des herausfordernden Marktumfelds im abgelaufenen Jahr auf Kurs. Finanzvorstand Marc Spieker bekräftigte: „Wir blicken auf ein starkes operatives Geschäftsjahr 2022 zurück, indem wir unsere gesetzten Ziele erreicht und sogar leicht übertroffen haben. Vor dem Hintergrund der schweren makroökonomischen Herausforderungen aufgrund der Energiekrise hat sich erneut gezeigt, wie widerstandsfähig unser Geschäftsmodell ist. Die Neuaufstellung nach der innogy-Integration kommt nun voll zum Tragen. Wir erwarten weiteres Ergebniswachstum in den kommenden fünf Jahren und darüber hinaus. Die Basis dafür sind der Ausbau und die digitale Transformation unserer Energienetze und die wachsende Nachfrage für nachhaltige Kundenlösungen. Unsere solide finanzielle Aufstellung ermöglicht uns, die dafür notwendigen Investitionen gegenüber unserer bisherigen Planung noch einmal auszuweiten.“

Das bereinigte Konzern-EBITDA stieg im Geschäftsjahr 2022 auf 8,1 Milliarden Euro und lag damit um 170 Millionen Euro über dem Ergebnis des Vorjahres sowie leicht über der Prognose von 7,6 bis 7,8 Milliarden Euro. Die Grundlage für dieses Wachstum hat E.ON insbesondere im Kerngeschäft mit Energienetzen und Kundenlösungen gelegt. Hier stieg das bereinigte EBITDA von rund 6,3 Milliarden Euro im Vorjahr auf rund 7 Milliarden Euro. Dazu trug das Netzgeschäft mit einem Anstieg um rund 470 Millionen Euro auf 5,5 Milliarden Euro den größten Anteil bei. Maßgeblich dafür waren – wie erwartet – die Aufholung negativer Ergebniseffekte der Vorjahre, Synergieeffekte und die weiterwachsende Netzinfrastruktur infolge zusätzlicher Investitionen. Dem standen höhere Rohstoffpreise, die wärmere Witterung sowie in einigen europäischen Märkten gestiegene Kosten für den Ausgleich von Netzverlusten gegenüber.

Auch im Geschäft mit Kundenlösungen inklusive des Energievertriebs konnte E.ON im Jahr 2022 leicht zulegen: Das bereinigte EBITDA stieg um rund 190 Millionen auf rund 1,7 Milliarden Euro. Der Bereich profitierte erneut von der weiter steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Energielösungen und Produkten zur Dekarbonisierung von Industrie, Städten und Haushalten. Dies zeigt, dass viele private, gewerbliche und kommunale Verbraucher ihre Energieversorgung in die eigenen Hände nehmen wollen, wovon E.ON mit seinem Angebot an Energielösungen zur Dekarbonisierung profitieren konnte. Zusammen mit seinen Kunden hat E.ON im vergangenen Jahr über 100 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermieden. Der Geschäftsbereich für nachhaltige Energieinfrastrukturlösungen (EIS) konnte seinen Ergebnisbeitrag und seine Investitionen im Vergleich zum Vorjahr erneut steigern und weitere zukunftsgerichtete Projekte entwickeln und akquirieren. Das bereinigte EBITDA wuchs im Vergleich zum Vorjahr um rund 90 Millionen Euro auf rund 570 Millionen Euro.

E.ON beweist Verlässlichkeit und übernimmt Verantwortung in der Krise 

Im Nicht-Kerngeschäft der Stromerzeugung war das Ergebnis im Vorjahresvergleich wie erwartet rückläufig. Der Rückgang resultiert vor allem daraus, dass das EBITDA im Vorjahr durch einen positiven Sondereffekt geprägt war. Kompensiert wurde dies in Teilen durch eine positive operative Entwicklung im Türkei-Geschäft und durch höhere realisierte Marktpreise. Das Nicht-Kerngeschäft erzielte 2022 ein bereinigtes EBITDA von rund 1,1 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreswert von 1,6 Milliarden Euro. Damit lag das Ergebnis am oberen Ende des Prognosekorridors von 0,9 bis 1,1 Milliarden Euro. Mit dem zeitlich befristeten Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Isar 2 bis zum 15. April 2023 trägt E.ON zu einer sicheren Energieversorgung und zur Netzstabilität in Deutschland bei. Mögliche Einnahmen aus dem Weiterbetrieb im Jahr 2023 wird das Unternehmen in Projekte der Energiewende investieren. Das Ergebnis von PreussenElektra wird ab 2023 im nicht-operativen Ergebnis ausgewiesen.

Auch an anderer Stelle setzt sich E.ON weiterhin aktiv dafür ein, die Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie zu sichern und Kundinnen und Kunden in Zeiten der Krise zu unterstützen. In den vergangenen Monaten hat sich das Unternehmen umfangreich auf die Umsetzung der Energiepreisbremsen vorbereitet und Prozesse und IT-Systeme entsprechend angepasst. Darüber hinaus hat E.ON allein im vergangenen Jahr rund 500 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im deutschen Kundenservice eingestellt, um dem gesteigerten Beratungs- und Informationsbedarf gerecht zu werden.

Verschuldung sinkt weiter deutlich

Der bereinigte Konzernüberschuss lag 2022 bei 2,7 Milliarden Euro und damit rund 220 Millionen Euro über dem Vorjahreswert und oberhalb der Prognose von 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro. Die wirtschaftliche Nettoverschuldung ging im Vergleich zum Geschäftsjahr 2021 deutlich um mehr als 6 Milliarden Euro auf 32,7 Milliarden Euro zurück. Die Verbesserung der wirtschaftlichen Nettoverschuldung ist hauptsächlich auf den starken operativen Cashflow sowie auf den zinsgetriebenen Rückgang der Pensionsrückstellungen zurückzuführen. Damit liegt der Verschuldungsfaktor Ende 2022 bei 4,1 und somit deutlich unterhalb der Zielspanne.

Investitionen in die Energiewende weiter beschleunigen

Die verbesserte Finanzstruktur erlaubt es dem Konzern, seine Investitionspläne für die kommenden Jahre auszuweiten. Bis 2027 plant E.ON, die Investitionen um rund 6 Milliarden Euro bzw. mehr als 20 Prozent auf insgesamt 33 Milliarden Euro zu erhöhen. Mehr als 95 Prozent der geplanten Investitionsaktivitäten, die von der EU-Taxonomie erfasst sind, sollen deren strenge Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Der größte Teil der zusätzlichen Investitionen, etwa 4 Milliarden Euro, soll in die Energienetze fließen.

Insbesondere die ambitionierten Ausbauziele für erneuerbare Energien führen in Deutschland und Europa zu einer weiter erhöhten Nachfrage, diese Anlagen an die Netze anzuschließen und die Netzkapazität auszuweiten. Rund 15 Prozent der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten in Europa sind schon heute an E.ON-Netze angeschlossen. Die Netze sind das Rückgrat der Energiewende, die nur erfolgreich vorangetrieben werden kann, wenn der Netzausbau mit dem stetig wachsenden Anschlussbedarf der Erneuerbaren-Energien-Anlagen Schritt hält. Auch der zu erwartende Anstieg des Bedarfs an Wasserstoff als Ersatz für Kohle, Gas und Öl in der Industrie ist anspruchsvoll und erfordert Investitionen in die Energieinfrastruktur. Die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen macht darüber hinaus Investitionen in den Ausbau der Ladeinfrastruktur notwendig.

Damit Deutschland und Europa die ambitionierten Energiewendeziele erreichen können, müssen die Bedingungen für Investitionen in Energieinfrastruktur wie die Verteilnetze konsequent verbessert werden. Die heutige Regulierung in Deutschland reflektiert die Herausforderungen aus massivem Wachstum, hoher Inflation und gestiegener Zinsen noch nicht in ausreichendem Maße.

E.ON erwartet Fortsetzung der positiven Entwicklung im Geschäftsjahr 2023 und darüber hinaus

Auch 2023 wird weiterhin ein Krisenjahr bleiben. „Wir dürfen uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Zwar sind die Preise im Großhandel wieder gefallen, dennoch sind sie noch immer auf einem Niveau, das wir vor der Krise noch für undenkbar gehalten haben“, sagte Birnbaum.

Trotzdem sieht sich E.ON richtig aufgestellt, um den beschleunigten Umbau des europäischen Energiesystems voranzutreiben. Für 2023 erwartet E.ON ein bereinigtes Konzern-EBITDA von 7,8 bis 8,0 Milliarden Euro. Spieker hob hervor, dass die Steigerung der Ergebnisprognose trotz der wegfallenden Ergebnisbeiträge der Kernenergie durch das investitionsgetriebene Wachstum im bisherigen Kerngeschäft erreicht werden soll. So soll insbesondere das Geschäftsfeld Energienetze von der weiterwachsenden Netzinfrastruktur infolge zusätzlicher Investitionen profitieren. Zudem erwartet E.ON im Vorjahresvergleich geringere Belastungen aus der Beschaffung von Verlustenergie. Auch im Geschäft mit Kundenlösungen soll das Ergebnis erneut gesteigert werden. Insbesondere in Großbritannien ist infolge der erfolgreichen Umstrukturierung des Geschäfts von einer positiven Entwicklung auszugehen. Darüber hinaus will E.ON von der steigenden Nachfrage nach Energieinfrastrukturlösungen für Industrie, Städte und Kommunen profitieren.

Für den bereinigten Konzernüberschuss geht E.ON von einer Spanne von 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2023 aus, was einem Ergebnis je Aktie von 88 bis 96 Cent entspricht. Er bestätigte zudem den Dividendenvorschlag für 2022 von 51 Cent pro Aktie und das Ziel, die Dividende bis 2027 jährlich um bis zu 5 Prozent zu erhöhen.

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