Energie- / Umwelttechnik

Ende des AKW-Leistungsbetriebs: Atomausstieg ist energiewirtschaftlich möglich und nötig

Heute hat die für nukleare Sicherheit zuständige Bundesumweltministerin zusammen mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BFS) und dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) zum Ende des AKW-Leistungsbetriebs am 15. April Stellung bezogen und künftige Aufgaben der nuklearen Sicherheit und Entsorgung sowie des Strahlenschutzes dargelegt. Deutschland wird am 15. April endgültig aus der Nutzung der Atomkraft aussteigen. „Wir stehen vor einem historischen Ereignis. Die letzten Atomkraftwerke werden in wenigen Tagen final abgeschaltet und damit ein jahrzehntelanger Konflikt über die gefährliche Nutzung spaltbaren Materials in unserem dicht besiedelten Land befriedet. Die Entscheidung ist auch energiewirtschaftlich relevant“, so die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE), Dr. Simone Peter.

„Atomkraft ist und bleibt ein Sicherheitsrisiko, wie die umkämpften AKW in der Ukraine und die Warnungen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO aktuell bestätigen. Alte, störanfällige Kraftwerke in ganz Europa sind zudem eine latente Gefahr für die Sicherheit der Bevölkerung, wie Meldungen über Risse und andere Missstände immer wieder zeigen. Die Entsorgung ist auch noch nicht geklärt, der verbleibende Müll bleibt eine jahrtausendelang strahlende Last,“ so Peter. 

Und gerade auch energiewirtschaftlich sei das Zeitalter der atomaren Energieversorgung überkommen. Nicht nur, dass AKW aufgrund der Klimakrise immer öfter Versorgungsprobleme aufgrund fehlenden Kühlwassers mit sich brächten, wie das Beispiel Frankreich immer wieder demonstriere, auch seien inflexible Kraftwerke mit hohen Volllaststunden nicht mehr kompatibel mit den Bedürfnissen der Erneuerbaren Energien und würden zudem aufgrund deren wachsender Leistung nicht mehr für die Versorgungssicherheit benötigt. Das habe jüngst eine BEE-Studie gezeigt.
Die Analyse des BEE mache deutlich, dass die deutschen Atomkraftwerke in den letzten Jahren zwischen 7.000 und 8.200 Volllaststunden im Jahr liefen. Selbst zu Zeiten negativer Strompreise, in denen schon ein Überangebot an Strom vorhanden war, speisten sie in den letzten sieben Jahren im Durchschnitt mit über 65 Prozent ihrer Nennleistung ins Netz ein. 

„Inflexibilität im Strommarkt können wir uns bei wachsenden Anteilen Erneuerbarer Energien nicht mehr leisten. Das ist unwirtschaftlich und hemmend für die Erneuerbaren, denn in Zeiten negativer Strompreise werden Erneuerbare nach jetziger Gesetzesregelung (§ 51 EEG) pönalisiert, obwohl sie oft gar nicht alleinige Ursache dieser Situation sind. Außerdem erhöhen sich die Kosten für den Redispatch. Sollten die drei verbleibenden Kraftwerke weiterhin ins Stromnetz einspeisen, würde dies die Situation für die Erneuerbaren verschärfen“, so Peter. Im schlimmsten Fall drohe der Entzug der betriebswirtschaftlichen Grundlage. Deswegen müsse im Rahmen der Plattform Klimaneutrales Stromsystem über ein flexibel steuerbares Back-up Erneuerbarer Energien, Speicher und Grüner Kraft-Wärme-Kopplung diskutiert werden, das den Ausgleich ohne Atomkraft oder auch überdimensionale fossile Kapazitäten gewährleiste. „Atomkraft ist jetzt verzichtbar, und das ist eine gute Nachricht. Die Erneuerbaren übernehmen jetzt“, so Peter abschließend.

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