Film- und Medienstiftung NRW fördert 10 Hörspielprojekte
„Arctic Outlaws? Wie Schweden seinen Norden kolonisiert“, Gaby Hartel (Berlin), 5.000 Euro
Seit über 50 Jahren kämpft die samische Familie Sunna im subarktischen Schweden vor Gericht um ihr jahrtausendaltes Gewohnheitsrecht, Rentiere auf angestammten Gebieten zu halten. Das Interesse des Staates und auch der „westlichen Wertegemeinschaft“ liegen anderswo: im Abbau von Eisenerz und anderen Rohstoffen. Die schwedischen Behörden scheinen Teile der samischen Community für ihre Sache zu rekrutieren und die samische Kultur in diesem Verdrängungsprozess zur vermarktbarer Folklore zu werden. Ein Fall von Kolonisation und Menschenrechtsverletzung mitten in Europa.
„Zerbrechliche Demokratie, dynamische Gesellschaft – Zwischen Widerstand und Zukunftsangst“, Harald Brandt (Wiesbaden), 5.000 Euro
Innerhalb sehr kurzer Zeit hat sich Taiwan vom autoritären Polizeistaat zur lebendigen Demokratie entwickelt. Die eigenständige und multikulturelle Identität des Landes ist China ein Dorn im Auge. Wie denken die Menschen in Taiwan über Chinas Propaganda und die angedrohte Wiedervereinigung? Gemeinsam mit dem Insider und Sinologen Stephan Thome begibt sich der Radiomacher auf die Suche nach Antworten und entdeckt dabei die kleine Pazifikinsel als einen Ort, der viel über den Zustand der Welt im 21. Jahrhundert verrät.
„Geprägte Freiheit“, Denis Kunic & Sven Heuchert (Allmersbach im Tal), 4.000 Euro
In dieser mehrteiligen Serie wird in jeder Episode ein spannendes Einzelschicksal erzählt. Dabei gibt es einen verbindenden Aspekt: Geld. In jeder Folge versucht eine Figur, sich den Wunsch nach persönlicher Freiheit zu erkaufen. Im Mittelpunkt stehen dabei jene Mitglieder der Gesellschaft, denen nicht das Glück des kapitalistischen Paradieses vergolten ist.
„Mein Kind gehört mir“, Tom Noga (Köln), 4.000 Euro
In jedem dritten Sorgerechtsverfahren werden Missbrauchsfälle angedeutet. In nur einem von 20 Fällen erweisen sich diese Vorfälle als begründet. Wer aber als Mutter oder – weitaus häufiger – als Vater fälschlich des Kindesmissbrauchs bezichtigt wird, hat nicht nur ein strafrechtliches Problem. Meist wird der Kontakt zum eigenen Kind für die Zeit des Verfahrens eingeschränkt oder ganz eingestellt. Was bedeutet es für ein Kind, mit dem falschen Narrativ vom Missbrauch durch ein Elternteil aufzuwachsen?
„Suche: Herz, Maria“, Sophie Müller vom Hofe (Köln), 4.000 Euro
Dieses Stück begibt sich auf eine Fährtensuche nach der jüdischen Pianistin und Komponistin Maria Herz.1878 in Köln als Maria Bing geboren wurde sie unter männlichem Pseudonym berühmt, bis die Nazis sie vertrieben. Durch szenische, dokumentarische, aber auch performative Elemente wird das Stück ihrem Leben folgen. Dabei gilt es auch einen musikalischen Schatz mit Hilfe eines jungen Kölner Quartetts zu bergen, das erstmals seit 1933 Werke der Komponistin in Köln aufgeführt und im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks eingespielt hat.
„Frau Dr. Staat und ihre Kinder“, Gianna Scholten (Köln), 3.000 Euro
In diesem Kinderhörspiel der KHM-Studentin und Filmemacherin Gianna Scholten soll die Geschichte der 11-jährigen Sarah erzählt werden, deren Kindheit ein jähes Ende nimmt. Auch wenn ihr das Verhalten der Erwachsenen und der Autoritäten manchmal so unvorhersehbar und grotesk wie im Kasperltheater erscheint, gelingt es ihr, in deren Welt zu bestehen. Doch trotz konsequenter Anpassung an die Welt der Erwachsenen hören Frau Dr. Staat und ihre Gehilfen einfach nicht auf, sie zu verfolgen.
„Im Zweifelsfall (Ein Fiction Podcast)“, Luca Lienemann (Düsseldorf), 3.000 Euro
Drei jugendliche Figuren gehen im fiktiven Ort Bad Oder-Moordorf mysteriösen Vorkommnissen nach. Ihr Ziel ist es, in einem Podcast über die Geschehnisse zu informieren und das Leben in diesem Ort voller Geheimnisse besser zu fassen. Darüber hinaus soll die Freundschaft der drei Figuren und deren Suche nach Zugehörigkeit und Solidarität im Fokus stehen. Der Fiction Podcast ist ein zeitgemäßer Ansatz auf klassische Detektivgeschichten wie Sherlock Holmes oder „Die drei ???“.
„Glückauf, Almanya“, Adnan G. Köse (Dinslaken), 3.000 Euro
Der Autor erzählt die Geschichte seiner Eltern, die zugleich auch ein Stück Ruhrgebietshistorie ist: Sie gehörten zu den ersten deutsch-türkischen Ehepaaren im Ruhrgebiet der sechziger und siebziger Jahre. In dem Hörspiel, das biografische Bezüge mit fiktionalen Elementen mischt, geht es um die erste Gastarbeiter:innen-Generation, die so etwas wie Integration- oder Deutschkurse nie kennengelernt hat.
„Nachtfahrt (AT)“, Maximilian Karakatsanis (Köln), 3.000 Euro
Fragmente einer Nacht kollidieren und vermischen sich in dem Wagen einer Taxifahrerin. Verschiedene Figuren und deren Schicksale verweilen kurz auf den Ledersitzen und hinterlassen Geschichten, Gedanken und Sehnsüchte in Splittern und Fetzen. Bis eines Nachts die letzte Gästin im Wagen sitzen bleibt und sich weigert auszusteigen.
„Phantasialand“, Elisabeth Pape (Berlin), 3.000 Euro
Dieses Hörspiel wird sich mit der Armut in der Stadt Köln auseinandersetzen. Der sozioökonomische Status unterschiedlicher Altersgruppen wird beleuchtet und vorherrschende Stereotype in Frage gestellt. Die Figuren dieses Stücks verlassen ihre gewohnte Umgebung und so bewegt sich dieses Stück immer im öffentlichen Raum Kölns. Unterschiedliche Lebensperspektiven werden durch kleine Beobachtungen der Protagonist:innen vereint und zeigen schließlich auf, wie diverse Milieus in der Großstadt Köln aufeinandertreffen.
Die Mitglieder des Beraterstabs waren Christiane Florin, Deutschlandfunk, Volker W. Degener, Verband Deutscher Schriftsteller in NRW, und Stefan Cordes, WDR. Die zuständige Förderreferentin für Hörspiel bei der Film- und Medienstiftung NRW ist Anke Morawe. Der nächste Einreichtermin ist der 15. Mai 2023.
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