Investorinnen auf dem Vormarsch – übernehmen Frauen die Finanzmärkte?
In den zurückliegenden drei Jahren haben sich die Finanzmärkte einer extrem wachsenden Popularität erfreut. Allerdings wurde die Geldanlage in dieser Zeit auch durch niedrige Zinssätze, zunehmende Digitalisierung und Corona-Lockdowns begünstigt. Die niedrigen Zinssätze machten viele Finanzprodukte attraktiver, die zunehmende Digitalisierung erleichterte den Einstieg in den Kapitalmarkt und die Corona-Lockdowns verschafften einigen schlichtweg mehr Zeit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, nicht zuletzt mittels Informations- und Schulungsangeboten zur Geldanlage, wie sie auch im Angebot von XTB zu finden sind.
Allerdings hatte die angespannte geopolitische Lage in der Welt vergangenes Jahr zu einer enormen Volatilität an den Märkten geführt. In Kombination mit der weltweit gestiegenen Inflation sahen sich viele Menschen dazu veranlasst, ihre Sparguthaben und Vermögen abzusichern – und das eben auch an den Finanzmärkten.
Die Finanzmärkte werden immer weiblicher
Nach Daten, die von XTB ermittelt wurden, war der Frauenanteil unter den Neukunden im Jahr 2022 rekordverdächtig. Er belief sich auf 16 % und ist damit in den letzten Jahren rasant gestiegen. Woran das liegen kann und wieso es nicht schon längst mehr Frauen am Kapitalmarkt gibt, fragte der Online Broker Anne Connelly. Sie war fast neun Jahre lang Deutschland-Chefin von Morningstar, einem der bekanntesten Finanzinformations- und Analyseunternehmen. Unter dem Motto „Empowering Women in Finance“ gründete sie 2015 „Fondsfrauen“ – mittlerweile das größte Karrierenetzwerk für Frauen im deutschsprachigen Finanzbereich. Zudem betreibt sie mit herMoney ein Finanzportal, das sich speziell um finanzielle Bildung für Frauen kümmert.
„Mehr als ein Drittel der Frauen in Deutschland sagt, dass es zu risikoreich sei, Geld am Aktienmarkt zu investieren. Und nur jede vierte Frau hat bei der Geldanlage ein gutes Gefühl. Das erklärt, warum wir noch immer eine Gender Investment Gap haben. Hier braucht es Aufklärung, gerade auch von Frauen für Frauen. Fakt ist, dass die auf Frauen konzentrierten Beraterinnen sehr erfolgreich sind, auch Männer lassen sich dort gerne beraten. Ein Produkt, das zur Kundin passt und mit dem sie sich wohlfühlt, ist das Ergebnis der Beratung. Der Produktverkauf an sich steht nicht im Vordergrund. "Wer sich darauf konzentriert, ist bei Frauen und Männern gleichermaßen erfolgreich.“, so Anne Connelly.
Spannend ist neben dem generellen Frauenanteil an den Finanzmärkten auch die Verteilung in einzelnen Ländern. Nach den XTB-Daten ist der Anteil weiblicher Anleger in Rumänien mit 26 % am höchsten. Platz zwei holt Großbritannien. Dort machen Frauen allerdings nur noch 14 % der Anleger aus. Der niedrigste Frauenanteil unter Anlegern ist in der Tschechischen Republik, Frankreich und Deutschland zu verzeichnen. Dies sind die einzigen Märkte, auf denen dieser derzeit unter 10 % liegt.
So investieren XTB-Anlegerinnen
Im Laufe der Jahre hat es viele Klischees über die Präsenz von Frauen auf den Finanzmärkten gegeben. Die Fakten sehen jedoch ganz anders aus. Frauen und ihre Anlageentscheidungen unterscheiden sich gar nicht wesentlich von denen der Männer. In den Jahren 2020 – 2022 wählten Frauen am häufigsten CFDs auf weltweite Aktienindizes. Dabei dominierten zwei Märkte – der amerikanische und der deutsche.
Bei Einzelaktien entschieden sich Frauen in den Jahren 2020 – 2022 meist für Investitionen in amerikanische BigTechs – darunter vor allem Palantir Technologies, Tesla und Apple. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie vor einheimischen Unternehmen zurückgeschreckt sind. Die Daten aus den einzelnen Ländern zeigen, dass auch das Interesse an regionalen Unternehmen stark ausgeprägt war. Im besprochenen Zeitraum war CCC in Polen am beliebtesten, CEZ in der Tschechischen Republik, TechnipFMC in Frankreich und die International Consolidated Airlines Group in Spanien.
Wer ist die klassische XTB-Anlegerin?
Die XTB-Daten zeigen, dass Frauen auf dem Finanzmarkt ein etwas anderes Nutzerprofil haben als Männer. Zunächst einmal sind sie ein wenig älter. In ihrem Fall liegt das Durchschnittsalter bei 37 Jahren, bei den Männern bei 35 Jahren. Der größte Unterschied liegt jedoch in der Wahl des Börsenzugangs.
In den letzten Jahren haben Männer immer häufiger über mobile Geräte investiert. Es ist jedoch festzustellen, dass Frauen eher Traditionalisten sind. Immerhin 59 Prozent der von Frauen initiierten Transaktionen wurden über eine Desktop-Anwendung, d. h. über einen Computer, getätigt.
Frauen können Börse
Die Zeiten, in denen stereotype Ansätze der "Rollenverteilung im Haushalt" vorherrschten, sind vorbei. Als Gesellschaft bemühen wir uns um Partnerschaften, in denen jeder Raum zur Selbstentfaltung haben sollte. Das Potenzial für einen dynamischen Anstieg der Zahl der Frauen auf den Finanzmärkten ist enorm, da sie sich an den Universitäten gerne für Wirtschaftswissenschaften entscheiden, z. B. in Polen mehr als die Männer. Was sollte also getan werden, um Frauen zu ermutigen, sich aktiver um ihre Finanzen zu kümmern?
„Bei immer mehr Frauen setzt sich die Überzeugung durch, selbst für ihre finanziellen Bedürfnisse vorsorgen zu wollen – und zu können.“, so Anne Connelly.
„Ein Ehemann ist keine Altersvorsorge. Frauen sind tendenziell eher vorsichtiger, sie möchten mehr Informationen, bevor sie Entscheidungen treffen. Frauen nehmen sich mehr Zeit, entscheiden auf der Grundlage eingehender Analysen und nutzen oft verschiedene Arten von Beratungen. Frauen wollen berechtigterweise ein Produkt verstehen, bevor sie investieren, und sie bevorzugen Geldanlagen mit einer positiven Wirkung. Wir von herMoney setzen genau da an und vermitteln Wissen und bestärken sie, Entscheidungen zu treffen und ihr Geld zu investieren mit einer Strategie.“
Ein wichtiges Thema auf dem Arbeitsmarkt seien Maßnahmen der Arbeitgeber, um Frauen dabei zu helfen, ihre Karriere mit der Rolle der Mutter zu vereinbaren, erklärt Fondsfrauen-Gründerin Anne Connelly:
„Das Interesse seitens der Unternehmen an diesem Thema ist rasant gestiegen. Inzwischen verzeichnen wir fast 60 Firmen, die unsere Mission unterstützen, und sehen erste Erfolge, mehr Frauen einzustellen und zu befördern. Gender Diversity ist in der Branche definitiv angekommen. Jedoch mangelt es noch an festen Zielgrößen auf Unternehmensebene für nachhaltige Ergebnisse.“
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