Finanzen / Bilanzen

Krise ist, wenn Sparer glauben, dass Krise ist

Wird die aktuelle Bankenkrise Ausmaße wie 2008 annehmen? Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, welche Risikofaktoren neu sind – und was getan werden muss, um eine Zuspitzung der Lage zu verhindern.

Die Nachricht glich einem Erdbeben: In einer Hauruck-Aktion übernahm die UBS die Schweizer Traditionsbank Credit Suisse – und das gerade einmal eine Woche, nachdem die Pleite der Silicon Valley Bank besiegelt war. Weltweit versuchen Finanzaufsicht und Politik nun, Sorgen vor einer globalen Finanzkrise zu entkräften. Eine neue IW-Studie vergleicht die aktuelle Situation mit der von vor 15 Jahren und kommt zu dem Ergebnis: Die derzeitige Situation ist bedrohlich, aber aus anderen Gründen als 2008. Und: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind heute ganz andere.

Wirtschaft ist stark vorbelastet

So gibt es viele der damaligen Risikofaktoren nicht mehr: Platzte damals die Immobilienblase mit weitgehend wertlosen Finanzprodukten, fußt die aktuelle Bankenkrise eher auf branchentypischen Problemen im Tech-Bereich oder wie im Falle der Credit Suisse auf Managementversagen und strategischen Fehlentscheidungen. Dank Basel III sind Banken inzwischen mit mehr Eigenkapital ausgestattet als noch vor 15 Jahren. Auf der anderen Seite ist die hohe Inflation das Thema der Stunde, die Notenbanken kämpfen mit aller Kraft dagegen an. Die restriktive Geldpolitik steht im Widerspruch zur Rettung der Banken: Die Zinserhöhungen kamen spät und mit Wucht, viele Banken haben sich darauf verlassen, dass die Jahre der Niedrigzinsen ewig anhalten.

Besonders risikoreich wäre ein Bank-Run. Verlieren die Anleger das Vertrauen in die Institute, kommt es zum sogenannten Herdenverhalten, bei dem Anleger versuchen, so schnell wie möglich ihre Einlagen abzuheben. Dabei spielt keine Rolle, ob die Informationen zum Bankenzustand korrekt sind oder nicht: Krise ist, wenn die Sparer glauben, dass Krise ist. 

Um eine Zuspitzung der Situation zu verhindern, sind deshalb jetzt folgende Schritte nötig:

  • Aufseher müssen genauer hinschauen, um sicherzugehen, dass die Banken ausreichend Eigenkapital zur Seite legen. 
  • Der Staat darf nicht mehr mit Steuergeldern einspringen, um Banken zu retten, andernfalls droht ein fatales Signal für Bankmanager aus aller Welt. Stattdessen muss das Management – wie im Falle der Credit Suisse – für Schäden haften. Kriselt es bei großen Instituten, müssen Behörden rechtzeitig durchgreifen und aufspalten.
  • In Deutschland müssen die zuständigen Behörden – also die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Bundesbank und Finanzministerium – ihre Kompetenzen bündeln und sich mit den zuständigen Behörden auf europäischer Ebene austauschen, um notfalls auch innerhalb eines Wochenendes Banken zu stabilisieren.

„Die Credit-Suisse-Übernahme führt vor Augen, wie fragil die derzeitige Situation der Banken ist“, sagt IW-Direktor Michael Hüther. „Deshalb muss jetzt zügig gegengesteuert werden, um den Anlegern wieder Vertrauen in das System zu geben.“ In der Schweiz muss die UBS in kleinere Einheiten aufgespalten werden, um das Klumpenrisiko abzuwenden: „Andernfalls droht dem Land als Bankenplatz das Ende und damit die Aufnahme in die Europäische Währungsunion. Und das wäre ein Treppenwitz der europäischen Geschichte.“  

Zur Studie

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