Lohnen sich Zinsanlagen trotz der hohen Inflation?
Die sich aufhellenden Konjunkturerwartungen, die Wiedereröffnung Chinas und die global rückläufigen Inflationszahlen hätten den Kapitalmärkten zum Jahresbeginn neuen Aufschwung gegeben, so Sauer. Gerade die Inflationsentwicklung habe bei Anlegern die Hoffnung geschürt, dass die europäische und die US-amerikanische Notenbank im Laufe des Jahres ihren Zinserhöhungszyklus entweder beenden oder gar Zinssenkungen vornehmen könnten. Unerwartet hohe Inflationszahlen hätten diese Hoffnung jedoch bereits wieder zerschlagen. „Der Preisdruck erweist sich als hartnäckig und die Zielinflationsmarke von zwei Prozent ist auf beiden Seiten des Atlantiks noch in weiter Ferne“, sagt Sauer. „Deshalb werden die Zentralbanken die Gangart aller Voraussicht nach weiter verschärfen und die Liquidität verknappen. Diesen Schritt werden sie aber sehr vorsichtig angehen, um die Rezessionsrisiken und die Marktreaktionen mit ins Kalkül zu ziehen.“
Trotz der Inflation hätten die Renditen auf den Rentenmärkten aber bereits wieder attraktive Niveaus erreicht. Festverzinsliche Wertpapiere, die lange als „langweilige“ Anlageklasse im Vergleich zu Aktien galten, hätten wieder an Fahrt aufgenommen. Die Rendite 10-jähriger Treasuries und Bunds sei im letzten Jahr enorm gestiegen und lasse hoffen, dass ein Ende der Rentenbaisse bald erreicht sein könnte. Auch im Bereich der Unternehmensanleihen seien die Renditen, aber auch die Credit-Spreads, deutlich gestiegen. Zwar seien die Realrenditen der meisten Fixed-Income-Segmente nach wie vor im negativen Bereich oder nahe Null, doch tausche man die aktuellen gegen die erwarteten Inflationszahlen, so seien diese wieder positiv.
Wenig Risiko und trotzdem gute Erträge
Für risikoscheue, aber dennoch ertragsorientierte Anleger kann aus Sicht Sauers eine sogenannte Risiko-Barbell-Strategie interessant sein. Dabei werde die Gesamtinvestition auf die zwei extremen Enden des Risikospektrums aufgeteilt, wobei beide Enden im Short-Duration-Bereich angesiedelt sind. Auf der einen Seite entfalle der größere Teil des Portfolios auf risikoarme Rentensegmente, beispielsweise im Investment Grade-Bereich. Auf der anderen Seite werde ein kleinerer Teil des Portfolios in risikoreichere und damit höherrentierliche Segmente wie Hochzins-, Nachrang- und Schwellenländeranleihen angelegt. „Durch die Safe Assets sowie die kurze Duration soll das Risiko eines starken Performanceeinbruchs begrenzt werden“, erläutert Sauer. „Mit Hilfe der risikoreicheren Satelliten kann hingegen eine auskömmliche Rendite generiert werden.“ Mit einer solchen Strategie würden sich die inflations- und zinsbedingten Risiken begrenzen lassen.
Hohe Rendite durch längere Duration
Eine Alternative zu einem Risiko-Barbell-Ansatz seien Buy & Hold-Strategien, denn die gestiegenen Renditen würden auch in einem inflationären Umfeld einen attraktiven Ertrag bieten, so Sauer. Bei einem Buy & Hold-Konzept würden die Anleihen bis zur Endfälligkeit gehalten und während der Laufzeit die Kupons eingenommen werden. So bestehe die Hauptaufgabe von Buy & Hold-Ansätzen darin, von Jahr zu Jahr verlässliche Erträge zu erwirtschaften. „Da die Anleihen bis zur Endfälligkeit gehalten werden, spielen vorübergehende Wertminderungen (beispielsweise durch weitere Zinsschritte) keine Rolle“, erklärt die Expertin. Anders als bei einer Risiko-Barbell-Strategie werde die hohe Rendite nicht durch höherrentierliche Satelliten, sondern über die längere Duration erzielt.
Sauer resümiert: „Obwohl sich die Inflation hartnäckig hält und weitere geldpolitische Straffungsmaßnahmen deshalb wahrscheinlich sind, lohnt sich mittlerweile wieder der Blick auf Rentenanlagen. Entscheidend ist dabei jedoch, sich eine sinnvolle Strategie im Rahmen der eigenen Risiko-/Ertragsziele zurechtzulegen, die sehr unterschiedlich sein können.“
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