Norddeutsche Potenziale für die bundes- und europaweite Vorreiterrolle einer grünen Wasserstoffwirtschaft nutzen und Geschäftsmodelle ermöglichen
Die Studienergebnisse wurden am 01.03. im Rahmen eines parlamentarischen Abends in der Landesvertretung Niedersachsen in Berlin an die Bundesregierung, vertreten durch den parlamentarischen Staatssekretär des BMWK Stefan Wenzel und Till Mansmann, Mitglied des Bundestages, übergeben. Die Studie wurde außerdem von Johannes Sturm, Leiter der niedersächsischen Landesvertretung, und Sven Wiebe, Staatsrat im Wirtschaftsressort Bremen, entgegen genommen.
Grüner Wasserstoff ist der dringend benötigte Baustein für die Dekarbonisierung der energieintensiven Industrie, der Maritimen Energiewende sowie für die sogenannte Sektorenkopplung für den Aufbau eines nachhaltigen, globalen Energiesystems auf Grundlage der Erneuerbaren Energien. Wasserstoff wird daher national und international zunehmend als wesentlicher Treiber und Erfolgsfaktor für die Umsetzung der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft angesehen und gefördert. Norddeutschland hat eine sehr gute Ausgangssituation für die Wasserstoffproduktion aufgrund der installierten Erzeugungskapazitäten der Windenergie an Land und auf See, unterirdischen Speicherungskapazitäten und Seehäfen für Transport und Logistik sowie bestehender Expertise der Maritimen Industrie, der Windindustrie und vorhandenen Forschungsinstitute. „Aufgrund dieser regionalen Alleinstellungsmerkmale hat Norddeutschland ein großes Potenzial, die Wasserstoffwirtschaft rasch vorantreiben zu können und somit Vorreiter im Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und perspektivisch auch Europa zu werden“, unterstreicht Dirk Briese, Geschäftsführer von trend:research. „Verkürzt gesagt, kommt hier räumlich die Maritime und die Windindustrie zusammen und trifft auf gute natürliche Voraussetzungen, auch wenn noch wesentliche infrastrukturelle und regulatorische Bedingungen fehlen.“
Aktuell befindet sich die grüne Wasserstoffwirtschaft noch in einem frühen Stadium des Markthochlaufes – Projekte zur Erzeugung und zum Transport existieren, befinden sich aber zum größten Teil noch im Aufbau, was auch durch die lediglich 61 MW Elektrolyseleistung in 2021 illustriert wird. Gegenwärtig sind in Norddeutschland fast 500 Marktteilnehmer in die Wasserstoffwirtschaft involviert, wo sie mit ca. 4.100 Beschäftigten (VZÄ) im Jahr 2020 mehr als eine Milliarde Euro erwirtschafteten. Eine Verbindung mit der Offshore Windindustrie existiert bereits: Einerseits besteht diese räumlich – dort, wo viel erneuerbare Energie anfällt, kann auch günstig Wasserstoff hergestellt werden; andererseits kann sie auch technologisch hergestellt werden. Dazu gibt es bereits Ansätze und Projekte, etwa um mit Offshore Windenergie direkt auf See oder via Transport an Land Wasserstoff zu produzieren.
Rechtliche Rahmenbedingungen für reale Geschäftsmodelle und Förderprogramme für Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft
Um die Potenziale rasch auszuschöpfen und den Markt auszubauen, sind passende Rahmenbedingungen notwendig: So müssen die rechtlichen Vorgaben auf Seiten der EU und des Bundes einen hindernisfreien Hochlauf und vor allem reale Geschäftsmodelle mit grünem Wasserstoff ermöglichen. Zudem sind bis zur Entstehung von signifikanten Markt- und Infrastrukturen Förderprogramme erforderlich, die Anreize für potenzielle Marktteilnehmer schaffen. Um den hohen Personalbedarf stemmen zu können, müssen neben der Bereitstellung von Fachkräften mit Windenergie-Expertise auch ausreichend Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen werden, die sich bestenfalls am Markt orientieren und somit interdisziplinär angelegt sein sollten.
Die Industrie benötigt verlässliche Rahmenbedingungen um die politischen Programme und Anreize anzunehmen und schnellstmöglich mit Projekten und Initiativen den Willen zur Nutzung und Produktion von grünem Wasserstoff zu verdeutlichen – hier können insbesondere umsetzbare „Leuchtturmprojekte“ eine beschleunigende Wirkung haben. Bundesweite bzw. auch grenzüberschreitende Projekte können auch einen wichtigen Teil zum Hochlauf beitragen. Dazu gehört insbesondere der geplante European Hydrogen Backbone, mit dem Erzeuger und Verbraucher über lange Distanzen verbunden werden können.
Verschiedene Szenarien für die Entwicklung der Wertschöpfung bis 2045
In seiner Studie hat trend:research die drei Szenarien „Aufschub“, „Energiewende“ und „Klimaschutz“ für die Entwicklung der Wertschöpfung bis 2045 entwickelt. Im Szenario „Aufschub“ wird davon ausgegangen, dass aufgrund eines politischen Machtwechsels die Prioritäten neu sortiert und Klimaschutzgesetze und Ausbauziele gelockert werden; im Szenario „Energiewende“ werden die aktuellen Ausbauziele mit entsprechenden Gesetzesanpassungen forciert; und im Szenario „Klimaschutz“ verfolgt die politische Führung strikt das Ziel der Klimaneutralität, wofür entsprechende Gesetze und Ausbauziele weiter geschärft werden.
Die Prognosen sagen Szenario-unabhängig ein Wachstum der Wasserstoffwirtschaft voraus. Das Ausmaß dieses Wachstums unterscheidet sich jedoch deutlich. Während „Klimaschutz“ eine weitreichende Marktlandschaft mit 45.000 Beschäftigten und über 20 Milliarden Euro jährlichem Umsatz prognostiziert, fallen die Werte in „Aufschub“ deutlich pessimistischer aus mit nur je einem Viertel der Beschäftigten und des Umsatzes.
Nach den Prognosen wird das Wasserstoff-Ausbauziel von 10 GW bis 2030 nur im Szenario „Aufschub“ nicht erreicht – dieses Szenario zeigt auch später nur marginale Zunahmen; in den anderen beiden Szenarien steigt die Produktion hingegen stark an. Bis 2045 können so je nach Szenario bis zu 300 TWh/a H2 produziert werden (s. Abbildung 1).
Frühzeitige Sicherung von Importen einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren
Um die positiven Szenarien zu verwirklichen, sind neben den entsprechenden Rahmenbedingungen (s.o.) weitere Faktoren entscheidend: Für eine in Zukunft gesicherte Versorgung mit grünem Wasserstoff für die Dekarbonisierung der energieintensiven Industrie, die Maritime Energiewende und die Sektorenkopplung wird die norddeutsche Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien allein bisher nicht ausreichen; Importe von grünem Wasserstoff und anderer synthetischer Energieträger werden erforderlich sein, die frühzeitig ausgelotet und vertraglich abgesichert werden sollten. Absichtserklärungen sind hier nicht ausreichend, weil die Erreichung der Klimaschutzziele und die energieintensive Industrie bereits kurz- und mittelfristig Planungssicherheit erfordern.
„Um auch langfristig eine tragende Rolle in der internationalen Wasserstoffwirtschaft übernehmen zu können, empfiehlt es sich vor allem umgehend reale Geschäftsmodelle zu ermöglichen“, sagt Dirk Briese. „Die bereits angestrebte Produktion von grünem Wasserstoff aus der Windenergie auf See sollte schneller vorangetrieben werden, um die gemeinsamen Potenziale der Windenergie auf See auch für grünen Wasserstoff heben zu können – insbesondere gilt dies für die erforderliche Kosteneffizienz. Auch bei der indirekten Produktion von grünem Wasserstoff aus Offshore Windenergie ist die räumlich nahe Etablierung beider Strukturen sinnvoll, um Übertragungsverluste zu minimieren.“ Außerdem sind neue Technologien, insbesondere netzentlastende Lösungen/Speichertechnologien und leistungsstärkere Anlagen, effizient auszubauen und zu stärken. So können Wirtschaftlichkeit, Netzverträglichkeit und die klimaschützende Sektorkopplung ermöglicht und die damit verbundenen Wertschöpfungspotenziale gehoben werden. Abschließend ist für einen schnellen Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft wichtig, dass von Beginn die Kreislaufwirtschaft mitgedacht wird.
trend:research-Studie ab sofort verfügbar
Die von trend:research erstellte Studie zur Wertschöpfung durch Wasserstoff aus Offshore-Windenergie in Norddeutschland stellt die volkswirtschaftliche Bedeutung der Wasserstoff-Branche anhand einer Analyse der gesamten Wertschöpfungskette in Norddeutschland bis hin zur Länderebene dar. Hierbei werden auch die Rahmenbedingungen sowie die Einflussfaktoren, welche die weitere Entwicklung der Wasserstoffindustrie (inkl. Offshore Windenergie) positiv wie negativ beeinflussen, betrachtet.
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