Prof. Dr. Adolf Goetzberger, Gründer des Fraunhofer ISE, verstorben
»Ich werde oft gefragt, wie ich gerade auf die Sonnenenergie kam, die damals als Energiequelle überhaupt nicht ernst genommen wurde,« schrieb Adolf Goetzberger 2018 in einem Rückblick auf sein Leben. »Vor allem faszinierte mich die Studie des Club of Rome über die ‚Grenzen des Wachstums‘. Es erschien mir einleuchtend, dass man, da die fossilen Energieressourcen endlich sind, eine unerschöpfliche Energiequelle, wie die Sonne, nicht außer Acht lassen konnte.« Adolf Goetzberger leitete das Fraunhofer ISE in Freiburg von seiner Gründung 1981 bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 1993. Das Institut, in dem von Beginn an die Einheit von Solarenergie- und Energiesystemtechnik gedacht und gelebt wurde, wuchs rasch zu einem der führenden Institute für Solarforschung heran und ist heute das Größte Europas.
»Wir verneigen uns vor dem Lebenswerk von Adolf Goetzberger und sind ihm für seine Verdienste zur Entwicklung der solaren Energiesysteme und damit seinen großen Beitrag für eine globale Energiewende dankbar«, sagt Prof. Dr. Hans-Martin Henning, einer der beiden heutigen Institutsleiter des Fraunhofer ISE. Institutsleiter Prof. Dr. Andreas Bett ergänzt: »Die Solarbranche verliert in ihm einen geschätzten Wissenschaftler und visionären Vordenker, der unser Institut bis ins hohe Alter mit regem Interesse begleitet hat.«
Adolf Goetzberger promovierte nach einem Studium der Experimentalphysik 1955 an der Universität München über die Kristallisation aufgedampfter Antimonschichten. Er arbeitete anschließend zusammen mit dem Nobelpreisträger und Miterfinder des Transistors William Shockley im kalifornischen Palo Alto und in den berühmten Bell Laboratories in Murray Hill, New Jersey. 1968 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm die Leitung des Fraunhofer Instituts für Angewandte Festkörperphysik IAF. 1971 wurde er von der Universität Freiburg zum Honorarprofessor an der Fakultät für Physik ernannt und betreute in dieser Funktion zahlreiche Diplom- und Doktorarbeiten.
Adolf Goetzberger war Inhaber von über 30 Patenten, seine gemeinsam mit Armin Zastrow bereits 1981 entwickelte Idee der Agri-Photovoltaik erlebt heute ihren Durchbruch. In vielen Gutachterausschüssen, Kuratorien, Kommissionen und Arbeitsgruppen wurden seine Mitarbeit und sein Urteil sehr geschätzt. So war Adolf Goetzberger von 1993 bis 1997 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e. V. (DGS).
Die hervorragenden Verdienste Adolf Goetzbergers für die Solarenergie-Nutzung wurden auf vielfältige Weise gewürdigt: Als erster Deutscher wurde Adolf Goetzberger 1983 mit dem J. J. Ebers Award der amerikanischen IEEE Electron Devices Society für die Entwicklung des Silizium-Feldeffekttransistors ausgezeichnet. Weiterhin erhielt er 1989 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und 1992 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. 1993 wurde er mit dem Achievement through Action Award der ISES ausgezeichnet, 1995 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Uppsala und den Farrington Daniels Award der ISES. Es folgten 1997 die Karl-Boer-Medaille, der Becque-rel-Preis und der William R. Cherry Award. 2006 verliehen ihm die Solar World AG den Einstein Award und EUROSOLAR den European Solar Award. Im Jahre 2009 wurde er vom Europäischen Patentamt in der Kategorie „Lebenswerk“ mit dem Europäischen Erfinderpreis ausgezeichnet.
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