Saerbecker Biogasanlage als Blaupause
Seit April 2019 kürt der Fachverband Biogas jeden Monat ein Biokraftwerk zur „Biogasanlage des Monats“, umso mehr Aufmerksamkeit für den Energieträger Biogas zu schaffen.
In diesem Monat ist diese Auszeichnung nach Nordrhein-Westfalen gegangen, und zwar nach Saerbeck. Die in Fachkreisen begehrte Auszeichnung erhält die Saergas GmbH & Co. KG für ihre Anlage im Bioenergiepark Saerbeck. „Wir fühlen uns geschmeichelt und freuen uns sehr über die Ehrung. In den vergangenen Jahren haben wir viel Schweiß und Herzblut in die Anlage gesteckt und oft den richtigen Riecher gehabt“, kommentierte Geschäftsführer Hendrik Uhlenbrock die Auszeichnung.
Für die Preisverleihung gab es gleich mehrere Gründe, betonte Hermann Josef Benning, Sprecher der Regionalgruppe Münsterland des Fachverbandes Biogas, bei einer kleinen Feierstunde: „Die Anlage in Saerbeck zeigt eindrucksvoll, was mit einer Biogasanlage heute möglich ist. Die Saerbecker Anlage erzeugt nicht nur nachhaltig Strom und Wärme. Die Anlagentechnik ist genau auf die Bedürfnisse des Energiemarktes zugeschnitten, da die Betreiber schon vor einigen Jahren in eine entsprechende adäquate Optimierung investiert haben.“
Die Saergas GmbH, an der 16 Landwirte, der Maschinenring Steinfurt-Bentheim sowie der Biogasanlagenhersteller Envitec AG beteiligt sind, zeigt zudem, wie Bioenergieerzeugung und Umweltschutz vorbildlich zusammengehen. Durch den Einsatz von mehrjährigen Wildpflanzen (BG90) verknüpft die Biogasanlage Klima- und Umweltschutz. „Durch den Anbau von alternativen Energiepflanzen wird Lebensraum und Nahrungsangebot für verschiedene Tier- und Insektenarten geschaffen, wodurch die Biodiversität auf unseren Feldern deutlich steigt. Das sieht man nicht nur, sondern hört man“, sagte Benning.
Die Saergas GmbH produziert jährlich rd. 8,7 Millionen Kilowattstunden Strom und auch Wärme. Ein Teil der Wärme wird über eine 3,5 km lange Stichleitung in ein benachbartes Gewerbegebiet transportiert, um unter anderem die neue Fertigungsstätte des Elektrolyseur-Herstellers Enapter AG zu beheizen.
Seit 2018 ist die Stromproduktion der Saerbecker Anlage technisch so optimiert, dass sie nur stundenweise bei entsprechend hoher Stromnachfrage läuft. „Gerade diese flexible Fahrweise zählt zu den unbestrittenen Pluspunkten der Biogastechnologie“, verwies Isabelle Grudda, Biogas-Expertin beim Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), auf die energiewirtschaftliche Bedeutung, „diese flexiblen Biogasanlagen können gezielt die Schwankungen bei der volatilen Wind- und Solareinspeisung ausgleichen und tragen so gleichermaßen zur Versorgungssicherheit und zum Klimaschutz bei."
Um den flexiblen Einsatz von Biogas in den sonnen- und windschwachen Zeiten schnell zu erhöhen, fordert der LEE NRW die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene für eine Änderung des Förder- und Genehmigungsrahmens stark zu machen. „Wir brauchen jede Kilowattstunde Bioenergie, die schnell und einfach beispielsweise durch die einfache Aufhebung von Mengenbegrenzungen realisiert werden kann“, so Grudda.
Nicht die einzige Forderung des LEE NRW: „Wir brauchen für die Entfaltung des vollen Biogaspotenziales schnell einen Biogas-Gipfel, um die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Biogasanlagen zu vereinfachen und zu vereinheitlichen. So können die Projektideen deutlich schneller umgesetzt und mehr Biogasleistung verwirklicht werden“, so Fachfrau Grudda. Der LEE NRW hatte im vergangenen Dezember das Positionspapier „Dringender denn je: Winterbiogas“ veröffentlicht, um bei der in den kommenden Wochen anstehenden Diskussion um die Nationale Biomassestrategie der Bundesregierung eine energiewirtschaftliche Neupositionierung der Biogasnutzung zu erreichen.
Als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Nordrhein-Westfalen bündelt der LEE NRW die Interessen aus allen Bereichen der Energiewende. Zum Verband zählen mittelständische Unternehmen, Verbände und Bürger. Das gemeinsame Ziel: 100% Erneuerbare Energien bis 2045 – in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr. Dafür engagieren sich auch fünf LEE-Regionalverbände als kompetente Ansprechpartner vor Ort. Denn im Energieland Nr. 1 ist die Branche wichtiger Arbeitgeber für 46.000 Beschäftigte, die 2017 ein Umsatzvolumen von 10 Mrd. Euro erwirtschafteten.
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