„Trauernde fragen, ob alles noch Sinn hat“
„Patienten, die eine Trauer haben, können oftmals ihren Alltag noch nicht strukturieren und haben auch nicht die Kraft, angemessen für sich zu sorgen. Sie stellen sich die Frage, ob alles noch einen Sinn macht und haben selten Antrieb für irgendwelche Aktivitäten wie z. B. die Therapien, die es bei uns in der Reha gibt. Unsere Trauergruppe ist ein Ort, an dem sie sich öffnen und die Trauer zulassen können, um so wieder den Zugang zu sich selbst zu finden“, erläutert Elke Rubart die Hintergründe für das neue Angebot. Würden die Trauernden durch die Gruppe Vertrauen zu anderen Mitpatient:innen aufbauen, mit denen sie das gleiche Schicksal teilten, fiele es ihnen leichter, auch wieder sportlich oder kreativ aktiv zu werden.
Die sechs Phasen des Trauerprozesses
Die Trauergruppe ist eine Ergänzung zum herkömmlichen Rehaprogramm; die Teilnahme ist freiwillig. Elke Rubart führt zu Beginn der Reha mit den Betroffenen ein 30-minütiges Einzelgespräch. Die Trauerbegleitung während der Reha erfolgt in wöchentlichen, 90-minütigen Gruppengesprächen.
„Ich gestalte die Gruppennachmittage mit immer wiederkehrenden kleinen Ritualen und schaffe eine vertrauensvolle Atmosphäre, sodass sich alle wohlfühlen“, beschreibt Rubart den Ablauf. Thematisch arbeite sie mit dem „Kaleidoskop des Trauerns“ nach Chris Paul. Das Modell geht von sechs Phasen des Trauerprozesses aus, ohne dabei eine zwingende Chronologie vorzugeben: Überleben, Wirklichkeit, Gefühle, sich anpassen, verbunden bleiben, einordnen.
„Ich möchte den Trauernden neue Wege aufzeigen. Es geht darum, mit welchen Ressourcen jeder Einzelne wieder mehr Freude und eine gute Perspektive in sein Leben bringen kann und wie man einen neuen Platz für den Verstorbenen findet. Denn Trauerarbeit bedeutet nicht, etwas zu vergessen oder etwas zu verdrängen“, betont Rubart.
Klinikleitung finanziert Angebot
In der Kinder- und Jugendtrauerbegleitung ist Elke Rubart bereits seit über 10 Jahren ehrenamtlich tätig. Von März 2022 bis Juni 2023 macht sie jetzt die große Basisqualifikation zur Trauerbegleitung beim Bundesverband Trauerbegleitung e.V. Die Kosten für die Ausbildung übernimmt ihr Arbeitgeber, die Dr. Becker Brunnen-Klinik. „Wir konnten beobachten, dass es Patienten in Trauer oft schwerfiel, sich wirklich auf ihre Reha einzulassen. Die Trauergruppe hilft ihnen, wieder eine Perspektive zu entwickeln“, begründet Lennard Gerdelmann, stellvertretender Klinikdirektor der Dr. Becker Brunnen-Klinik, die Investition. Das Angebot sorge dafür, dass die Betroffenen insgesamt besser von den Reha-Maßnahmen der Klinik profitierten.
Info-Kasten:
Trauer ist keine eigene Indikation für eine psychosomatische Rehabilitation. Meist wird im Trauerfall eine Anpassungsstörung diagnostiziert, die den Rehaantrag begründet. Weitere mögliche Diagnosen sind z. B. Depression oder Angststörung. Wer sich gezielt in einer Rehaklinik behandeln lassen möchte, die unterstützend Trauerbegleitung anbietet, kann dafür in seinem Rehaantrag von seinem sogenannten Wunsch- und Wahlrecht Gebrauch machen. Mehr Infos unter: www.dbkg.de
Die Dr. Becker Brunnen-Klinik ist auf psychotherapeutische und psychosomatische Rehabilitation spezialisiert. Über 1.950 Patient:innen werden jährlich in der nordrhein-westfälischen Klinik auf höchstem medizinischem Niveau versorgt. Behandlungsschwerpunkte sind insbesondere Depressionen, Angsterkrankungen, psychosomatische Beschwerden und Krankheitsbewältigung bei körperlichen Erkrankungen wie z.B. Tinnitus sowie die Behandlung älterer Menschen (Gerontopsychosomatik). Die Dr. Becker Brunnen-Klinik in Horn-Bad Meinberg beschäftigt rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bietet Rehabilitationsleistungen für Patient:innen aller Kassen und Rentenversicherer sowie für Privatpatient:innen, Beihilfeempfänger:innen und Selbstzahler:innen an. Weitere Informationen zur Dr. Becker Brunnen-Klinik finden Sie auf der Website www.dbkg.de/brunnen-klinik.
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