Umsatzentwicklung ZVO-Fachbereich Chemie und Anlagen
Traditionell ist der ZVO-Fachbereich Chemie und Anlagen, die Interessenvertretung der Zulieferindustrie innerhalb des ZVO, ein früher Indikator für Entwicklungen auf dem Markt und in der Branche, technologische und wirtschaftliche Tendenzen zeichnen sich hier als Erstes und am deutlichsten ab.
Der Gesamtumsatz des FB sank im Kalenderjahr 2022 um 6 Prozent, wobei das größte Minus mit 17 Prozent aus dem Bereich der Anlagen/Komponenten resultiert und den Rückgang des Gesamtumsatzes damit maßgeblich beeinflusste. Das ohnehin diskontinuierliche Geschäft im Anlagen-/Komponentenbereich geriet im vergangenen Jahr durch die stark gestiegenen Lieferzeiten der Vorprodukte zusätzlich unter Druck. Die Zahl der Beschäftigten blieb konstant.
Der Gesamtumsatz von 536 Millionen Euro verteilt sich mit knapp 151 Millionen Euro auf Lieferungen und Leistungen aus dem Bereich Anlagen-/Komponentenbau und 385 Millionen Euro aus dem Bereich Chemie. Auffällig im Anlagen- und Komponentenbau: Während Investitionen in Neuanlagen insgesamt um 16 Prozent und im Inland um 27 Prozent rückläufig waren, machten Umbauten mit 24 Prozent (Inland: 25 Prozent) einen deutlichen Umsatzsprung.
Besser sah es 2022 im Bereich Chemie aus: Insgesamt sank der Umsatz leicht um 1 Prozent (Inland: -2 Prozent), während das europäische Ausland ein Umsatzplus von 15 Prozent verzeichnete. Gewinner waren eindeutig Grundchemikalien und Chemikalien für die Abwasserbehandlung mit Zuwächsen insgesamt von 11 Prozent und 18 Prozent. Wie im gesamten vergangenen Jahr resultierten Umsatzzuwächse nicht aus zusätzlichem Geschäft, also höherer Tonnage, sondern aus den hohen Verkaufspreisen im Jahr 2022.
Die wichtigste Kategorie „Chemie für galvanische Metallabscheidung“ konnte die Verluste in der gesamten Umsatzbetrachtung mit einem leichten Anstieg von 3 Prozent und beim Inlandsumsatz mit 4 Prozent nicht ausgleichen. Auch hier verzeichnete das europäische Ausland mit einem Anstieg von 12 Prozent den größten Zuwachs. Chemie für die Vorbehandlung von Kunststoffen verzeichnete einen Rückgang von -12 Prozent, im Inland von -27 Prozent, während das europäische Ausland um 57 Prozent und das Ausland gesamt um 24 Prozent zulegten.
Diese Ergebnisse bestätigen die verhalten optimistischen Erwartungen der Zulieferfirmen aus dem Vorjahr. Anlagen- und Komponentenlieferanten sahen vor Jahresfrist keine Anhaltspunkte für eine steigende Nachfrage im Bereich von Neuinvestitionen und rechneten daher 2022 eher mit einem leichten Abschwung, der tatsächlich wohl doch deutlicher ausfiel als erwartet.
Optimistischer blickten die Roh- und Verfahrenschemielieferanten in die Zukunft und erwarteten eine Umsatzsteigerung von etwa 10 bis 15 Prozent, die allerdings nur im europäischen Ausland eintrat und im Inland selbst durch die gestiegenen Preise nahezu gänzlich ausblieb.
Ein belastbarer Ausblick für 2023 ist angesichts der geopolitischen Entwicklungen schwierig. Trotz sorgenvollen Blicks in die Zukunft erwarten die Mitglieder des FB Chemie und Anlagen eine Umsatzsteigerung im Jahr 2023 von etwa 5 bis 10 Prozent.
Die Automobilindustrie bleibt weiterhin die wichtigste Abnehmerbranche der Galvanotechnik. Allerdings stehen in diesem Jahr auch hier die Produktion und der Absatz weltweit unter Druck. Im Forecast für 2024 bis 2026 ist jedoch eine positive Entwicklung mit wieder etwa 92.000.000 weltweit produzierten Pkw (light vehicles) in 2026 zu erkennen.
Die Pandemie mag vorbei oder beherrschbar sein, aber die Lieferketten bleiben unterbrochen, was sich in langen Lieferzeiten in allen Bereichen nicht verleugnen lässt.
Roh- und Verfahrenschemielieferanten sowie Anlagen- und Komponentenlieferanten fahren daher weiterhin auf Sicht, eine Planung über wenige Wochen oder gar Monate ist gegenwärtig wenig belastbar. Die Aufrechterhaltung der Versorgungslage hat oberste Priorität, wobei erste Versorgungsengpässe sich aufzulösen beginnen.
Angespannt bleibt die Situation im Bereich der Anlagen- und Komponentenlieferanten. Baugruppen der Steuerungs- und Automatisierungstechnik sind nur zu hohen Preisen und mit langen Lieferzeiten zu beschaffen. Waren Schaltschränke in normalen Zeiten in drei Monaten beschaffbar, dauert es heute zwölf Monate. Gleiches gilt nach wie vor aufgrund der hohen Nachfrage aus der Elektromobilität für PVDF-Kunststoffe. Die Beispiele ließen sich vielfältig fortsetzen.
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