„Veränderungen sind essentiell für unseren Fortschritt.“
Herr Mayr, eine zentrale Aufgabe des Umweltclusters liegt in der Vernetzung von umwelttechnologischem Fachwissen. Inwiefern hat sich der Anspruch an Know-how in den vergangenen drei Jahren verändert?
Wir befinden uns in einem Prozess ständiger Veränderung, seien es politische Rahmenbedingungen, technische Innovationen oder gesellschaftlicher Wandel. Betrachtet man die Umwelttechnologie als einen bestimmenden Faktor für unsere Welt von morgen, dann finde ich diesen Anspruch durchaus berechtigt. Die Herausforderungen hinsichtlich Ressourcenschonung, intelligentem Wassermanagement, Abfallvermeidung oder Circular Economy lassen sich meines Erachtens in erster Linie mit innovativen technischen Ansätzen bewältigen. Davon bilden sich viele in unserem Netzwerk, und daraus entsteht ein technologischer Wandel. Dieser Wandel ist gut, denn er beinhaltet für unsere Branche ein hohes Wachstumspotenzial.
Wie gehen Sie mit dem Wandel und dem veränderten Bedarf an Fachwissen um?
Dem deutlich höheren Bedarf begegnen wir, indem wir gezielt externes Know-how ins Unternehmen holen, eigene Expertise weiterentwickeln und in Form von Arbeitskreisen, Fachveranstaltungen, Schulungen, Best Practices und Workshops mit Experten innerhalb und außerhalb unserer Kerndisziplinen teilen. Dass wir uns zu einer gefragten Informationsplattform entwickeln konnten, beruht auf dieser Verzahnung von fachübergreifendem Expertenwissen. Daher haben wir unsere Formate auch um verschiedene digitale Angebote erweitert. Auch inhaltlich bleiben wir am Puls der Zeit und wenden uns neuen Themen zu.
Neue Themen? Planen Sie neue Projekte?
Unser Anspruch ist, nie stehenzubleiben und den Umweltcluster gemeinsam mit Gremien und Mitgliedern weiterzuentwickeln. Daher haben wir vier neue Projekte zu nachhaltigen Umwelttechnologien fertig geschnürt und verpackt.
Können Sie die Inhalte und Ziele dieser Projekte näher beschreiben?
Es ist Teil unserer Strategie, über Branchengrenzen hinweg an Systemlösungen zu arbeiten. Deshalb agieren wir seit vielen Jahren in sogenannten Cross-Cluster-Projekten und bündeln zusammen mit bayerischen Clusterkollegen wichtige Ansätze zur Lösung verschiedener Herausforderungen. In diesem Jahr stehen Fragen zur Nutzung von Sensorik im Bereich des kommunalen Wassermanagements auf dem Programm, und mehr zirkuläres Wirtschaften in der Medizintechnik. Als Startrampe ins Ausland beobachten wir außerdem Entwicklungen außerhalb der Landesgrenzen und haben deshalb auch internationale Projekte im Blick. So konnten wir für dieses Jahr zwei neue EU-geförderte Projekte akquirieren, die sich mit wichtigen Zukunftsthemen der Umweltwirtschaft befassen.
Diese Themen beleuchten vielseitige Bereiche der Umwelttechnologie. Haben Sie noch weitere Projekte in Planung?
Sogar mehr als das, denn der fortwährende Austausch über die Formate unserer Mitglieder gibt uns immer wieder essentielle Impulse für Themen, die unseren Cluster „umtreiben“. Auch verbinden wir uns mit anderen Organisationen, Ministerien oder Netzwerken im In- und Ausland, um neue Entwicklungen zu identifizieren. Daraus entstehen regelmäßig Ideen für neue Angebote oder Projekte für unsere Mitglieder.
Wie würden Sie die Ausrichtung des Umweltclusters für 2023 zusammenfassen?
Zum einen führen wir unsere drei Kernaufgaben fort: das Handeln als Forum, als Innovationsplattform und als Startrampe ins Ausland. Darüber hinaus fördern wir unsere Mitglieder bei der Anpassung ihrer Geschäftsmodelle an Innovationen. Und wir unterstützen den Aufbau neuer Lieferketten im internationalen Umfeld. Um den Herausforderungen weiterhin gewachsen zu sein, müssen wir auch neue Koalitionen außerhalb Europas schmieden. So beteiligt sich der Cluster aktiv bei Delegationsreisen des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. In diesem Frühjahr steht zum Beispiel eine Reise nach Südamerika auf dem Programm, bei der Clustermitglieder ihre Lösungen unter dem Leitthema „Water to Energy“ chilenischen Kunden präsentieren.
Das internationale Umfeld ist beim Umweltcluster genauso präsent wie der regionale Bezug. Ihr Motto „International unterwegs, in Bayern verwurzelt“ passt sehr gut dazu.
Genau auf diesem Leitsatz basiert unser Selbstverständnis. In Bayern beginnt die Geschichte des Umweltclusters, hier wurzelt unsere Identität, von hier aus bringen wir bayerische Kompetenz und technische Lösungen in die Welt. In Bayern arbeiten mehr als zweitausend zumeist mittelständische Betriebe in der Umwelttechnologie, die national und international gefragte Produkte und Projekte entwickeln. Ihre Initiativen stärken die Position der gesamten Branche – und zwar über die Landesgrenzen hinaus. Das ist eine solide Grundlage für Zukunftsfähigkeit, insbesondere angesichts der vielfältigen Herausforderungen.
Zukunftsfähigkeit ist ein wichtiges Kriterium für Erfolg. Wie beurteilen Sie die Zukunft der bayerischen Umweltwirtschaft unter diesem Aspekt?
Meine persönlichen Leitprinzipien lauten nach wie vor: „Ohne Innovation kein Fortschritt“ und „Jede Krise bietet auch Chancen“. Energieknappheit, gestörte Lieferketten, 1,5-Grad-Ziel und Klimaanpassung sowie Inflation beherrschen seit einiger Zeit die öffentliche Diskussion. All diese Phänomene erfordern ein Umdenken in vielen Bereichen. Veränderungen sind essentiell für unseren Fortschritt, und die bayerische Umwelttechnologie leistet schon jetzt einen wichtigen Beitrag, um diese Aufgaben zu bewältigen. Technische Innovationen sind hier ein wichtiger Schlüssel, und viele davon kommen von unseren Clustermitgliedern.
Sie blicken also zuversichtlich nach vorne?
Ja, denn angesichts unserer Möglichkeiten ist mir nicht bange vor der Zukunft. Wir besitzen in unserem Cluster viel Know-how und Kompetenz, sowohl von Unternehmen in allen Kerndisziplinen der Umweltwirtschaft, als auch von unseren Vertretern aus Wissenschaft und Forschung. Ich bin froh, mit meinem Team für dieses bereichernde Netzwerk zu arbeiten – mit sinnstiftenden Inhalten und der Gewissheit, dass der Umweltcluster mit seinen Aktivitäten und technischen Lösungen die Lebensbedingungen der Menschen verbessern kann.
Das Gespräch mit Alfred Mayr führte die IDF KREATIVAGENTUR aus Augsburg.
Annette Dobesch
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