Monitor liefert neue Daten
Eine ebenfalls überdurchschnittlich hohe Teuerungsrate mussten im März Familien mit niedrigen Einkommen schultern (7,8 Prozent). Sie hatten zuvor seit Februar 2022 durchgehend die höchste Inflationsbelastung unter allen Haushaltstypen aufgewiesen, zuletzt gleichauf mit ärmeren Singles. Dass die ärmeren Familien im März nicht mehr ganz so stark hervorstachen, liegt an zuletzt rückläufigen Kraftstoffpreisen. Diese schlagen sich rechnerisch im Ausgabenportfolio von Familien spürbar nieder, während arme Alleinstehende selten ein Auto besitzen.
Die übrigen untersuchten Haushaltstypen lagen im März relativ nahe an der allgemeinen Inflationsrate. Das gilt für Alleinlebende und Alleinerziehende mit jeweils mittleren Einkommen, die je 7,3 Prozent Teuerungsrate verzeichneten. Bei Familien und kinderlosen Paare mit jeweils mittleren Einkommen schlug die Inflation mit je 7,2 Prozent zu Buche. Alleinlebende und Familien mit jeweils hohen Einkommen hatten Inflationsraten von 7,1 bzw. 7,0 Prozent (siehe auch Abbildung 2 in der pdf-Version und die Informationen zur Methode unten).
Mit Blick auf die Gütergruppen, die die Teuerung stark antreiben, hat sich im März ein Trend fortgesetzt, der schon im Vormonat zu beobachten war: Haushaltsenergie hat etwas an Einfluss auf die Inflation verloren, dafür spielten höhere Preise für Nahrungsmittel eine größere Rolle. Das ändert nichts am Grundmuster, dass die weiterhin wichtigsten Preistreiber Haushalte mit niedrigeren bis mittleren Einkommen überproportional belasten. Bei ärmeren Alleinstehenden machten sie 6,2 Prozentpunkte von 8,7 Prozent haushaltsspezifischer Inflationsrate aus. Bei Familien mit niedrigeren Einkommen summierten sie sich auf 5,9 Prozentpunkte, bei Familien mit mittleren Einkommen immerhin noch auf 4,5 Prozentpunkte. Das Problem wird vor allem für Haushalte mit niedrigen Einkommen dadurch verschärft, dass die Alltagsgüter, die sie vor allem kaufen, kaum zu ersetzen sind und viele nur geringe finanzielle Rücklagen haben.
Bei Alleinlebenden mit hohen Einkommen trugen Nahrungsmittel und Haushaltsenergie hingegen lediglich 2,5 Prozentpunkte zur Inflationsrate von 6,3 Prozent bei. Bei ihnen wie den Haushalten mit höheren Einkommen waren dagegen beispielsweise die deutlich gestiegenen Preise für Pauschalreisen ein spürbarer Faktor bei der spezifischen Teuerung.
Für die kommenden Monate erwarten die Fachleute des IMK eine weitere leichte Entspannung bei der Preisentwicklung. Bislang sei die sogenannte Kernrate der Inflation – die Teuerung ohne Energie und Nahrungsmittel – zwar noch aufwärtsgerichtet. Das liege daran, dass die Preisschocks bei der Energie die Produktions- und Transportkosten nahezu aller Güter und Dienstleistungen verteuern, was zeitversetzt geschieht. Dieser Prozess könnte aber weitgehend abgeschlossen sein, schätzen Tober und Dullien: Mittlerweile dürften die Preisschocks „weitgehend in der Kernrate enthalten sein, sodass bei hinreichendem Wettbewerb in den kommenden Monaten Entspannung und teilweise auch Preisrückgänge zu erwarten wären“, schreiben die Forschenden.
– Informationen zum Inflationsmonitor –
Für den IMK Inflationsmonitor werden auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamts die für unterschiedliche Haushalte typischen Konsummuster ermittelt. So lässt sich gewichten, wer für zahlreiche verschiedene Güter und Dienstleistungen – von Lebensmitteln über Mieten, Energie und Kleidung bis hin zu Kulturveranstaltungen und Pauschalreisen – wie viel ausgibt und daraus die haushaltsspezifische Preisentwicklung errechnen. Die Daten zu den Haushaltseinkommen stammen ebenfalls aus der EVS. Im Inflationsmonitor werden neun repräsentative Haushaltstypen betrachtet: Paarhaushalte mit zwei Kindern und niedrigem (2000-2600 Euro), mittlerem (3600-5000 Euro), höherem (mehr als 5000 Euro) monatlichem Haushaltsnettoeinkommen; Haushalte von Alleinerziehenden mit einem Kind und mittlerem (2000-2600 Euro) Nettoeinkommen; Singlehaushalte mit niedrigem (unter 900 Euro), mittlerem (1500-2000 Euro), höherem (2000-2600 Euro) und hohem (mehr als 5000 Euro) Haushaltsnettoeinkommen sowie Paarhaushalte ohne Kinder mit mittlerem Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3600 und 5000 Euro monatlich. Der IMK Inflationsmonitor wird monatlich aktualisiert.
*Sebastian Dullien, Silke Tober: IMK Inflationsmonitor – Inflationsrate im März 2023 deutlich geringer. Inflationsunterschiede zwischen Haushalten weiter hoch. IMK Policy Brief Nr. 148, April 2023. Download: https://www.boeckler.de/…
Die PM mit Abbildungen (pdf): https://www.boeckler.de/…
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