Neue Werte
Für diesen Zeitraum weist der Indikator, der Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt, ein Rezessionsrisiko von 26,0 Prozent aus. Anfang März waren es 23,0 Prozent für die folgenden drei Monate. Die statistische Streuung, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, hat zwar ebenfalls zugenommen. Rezessionswahrscheinlichkeit und Streuung zusammengenommen unterschreiten aber wie im Vormonat die Schwelle, ab der der Indikator eine erhöhte konjunkturelle Unsicherheit markiert.
„Die verhaltene konjunkturelle Aufwärtsbewegung im zweiten Quartal ist intakt“, ordnet IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald die neuen Werte des Indikators ein. Die Wirtschaftsentwicklung bewege sich aber „im Spannungsfeld nachlassender Lieferengpässe und weniger starker Kaufkraftverluste einerseits und gedämpfter Kreditvergabe- und Investitionsaussichten andererseits“. So geht der leichte Anstieg der Rezessionswahrscheinlichkeit vor allem auf zwei Faktoren zurück: Erstens auf einen zeitweilig erhöhten „Finanzmarkstress“ infolge der Krise einiger Banken in den USA und der Schweiz. Zweitens darauf, dass nach den Leitzinserhöhungen die Finanzierung für viele Unternehmen teurer geworden ist. Dagegen habe die zuletzt wieder aufsteigende Tendenz bei den Auftragseingängen für das Verarbeitende Gewerbe eine stärkere Eintrübung des Indikators verhindert, analysiert Theobald: „In Verbindung mit dem weiter hohen Auftragsbestand dürfte die deutsche Industrie in den nächsten Monaten bei nachlassenden Lieferengpässen die Produktion spürbar ausweiten können.“
In seiner aktuellen Konjunkturprognose geht das IMK im Jahresdurchschnitt 2023 von einem stagnierenden Bruttoinlandsprodukt aus, weil für das gerade abgelaufene Winterhalbjahr eine technische Rezession wahrscheinlich ist. Ob im Jahresverlauf gesamtwirtschaftlich doch etwas mehr als Stagnation möglich sei, hänge maßgeblich davon ab, wie stark die Industrie von den nachlassenden Lieferkettenproblemen profitieren kann. Für die mittelfristigen Aussichten sei dann zentral, ob die Europäische Zentralbank und andere Zentralbanken, allen voran die US-Notenbank Fed, durch weitere Zinserhöhungen die Wirtschaftsentwicklung bremsen und erneuten Abschreibungsdruck auf die Bankbilanzen erzeugen, erklärt Theobald.
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.
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